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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde
Autoren: H Nygaard
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aber engagierter
Friedensaktivist.« Er erwähnte nicht, dass sich seine Dienststelle routinemäßig
schon einmal mit dem Mann auseinandergesetzt hatte, aber nichts Belastendes
hatte feststellen können. Vielmehr war Potthoff-Melching früher Opfer eines
gewaltsamen Übergriffs Rechtsradikaler gewesen, die eine seiner im Allgemeinen
ruhig verlaufenden Protestaktionen handgreiflich gestört hatten. »Und wer ist
dieser junge Mann?« Lüder zeigte auf einen jüngeren Mann, der den
Friedensaktivisten am Kragen hielt.
    »Das ist …«, da Silva holte ein kleines Notizbuch
hervor. »Er heißt Dennis Altrogge, ist Werftarbeiter und war mit den
Friedensleuten zusammengestoßen, weil er um seinen Arbeitsplatz fürchtet. Ich
habe ihn und seine Familie daraufhin in ein Café eingeladen und ihnen ein paar
Fragen über das Leben eines deutschen Arbeiters gestellt. Es war ein
aufschlussreiches Gespräch.«
    Zu guter Letzt fanden sich Lüder und Vollmers
abgelichtet.
    »Warum haben Sie uns fotografiert?«
    Der Chilene lachte herzhaft. »Ich wusste ja nicht, wer
Sie waren. Neugierde ist mein Beruf.«
    »Und wem galt Ihr Interesse im Hotel? Wer war der
Mann, der Ihnen in der Halle entgegenkam und mit seinem Bodyguard nach draußen
verschwand?«
    Da Silva öffnete den Mund und starrte Lüder mit großen
Augen an. »Was? Den kennen Sie nicht? Das war Douglas Taylor.«
    Lüder fiel es wie Schuppen von den Augen. Douglas
Taylor – ein international bekannter Waffenhändler. Er war als Lobbyist für die
großen Waffenschmieden tätig, stand im Verdacht, bei seinen Geschäften jedes
Mittel bis hin zur Korruption einzusetzen, und galt als Vertrauter zahlreicher
einflussreicher Persönlichkeiten. Sein Name fiel auch gelegentlich im
Zusammenhang mit dubiosen Finanzierungen von Parteien. Taylor war von Geburt
Australier, aber sein Wirkungsfeld war mittlerweile die ganze Welt.
    »Wie lange beabsichtigen Sie noch in Kiel zu
bleiben?«, fragte Lüder.
    Der Journalist zuckte die Schultern. »Das kann ich
noch nicht sagen. Jetzt, wo Taylor aufgetaucht ist, hat das Ganze eine andere
Dimension erreicht.«
    *
    Vollmers hatte kurz zu Hause angerufen und Bescheid
gegeben, dass er jetzt das Büro verlassen wollte. Wenn es sich einrichten ließ,
pflegte er das Abendbrot gemeinsam mit der Familie einzunehmen. Seine beiden
Söhne waren nicht nur Zwillinge, sondern traten auch ständig im Doppelpack auf.
Mit ihrer ausgemachten Lebhaftigkeit sorgten sie auch am heimischen Herd für
bunte Unterhaltung. Er freute sich trotzdem auf seine Familie, auf die nicht enden
wollende Berichterstattung über die großen und kleinen Ereignisse aus Hassee,
dem Kieler Stadtteil, in dem die Vollmers ein älteres Siedlungshäuschen
bewohnten.
    Darum weckte das Schrillen des Telefons auf seinem
Schreibtisch wenig Begeisterung bei ihm.
    Am anderen Ende meldete sich ein Kollege vom
Kriminaldauerdienst, jener Einheit, die als Erste zu einem Tatort gerufen
wurde.
    »Es hat einen Überfall auf eine Ivanna Krucowa
gegeben. Die Frau liegt schwerverletzt auf der chirurgischen Aufnahme des
Städtischen Krankenhauses in der Chemnitzstraße.«
    »Wie geht es ihr? Was ist passiert?«
    »Das wissen wir noch nicht. Offenbar ist sie in ihrer
Wohnung überfallen worden. Man hat sie schwer misshandelt. Sie konnte sich dann
aber bis ins Treppenhaus schleppen und ist dort zusammengebrochen. Ein Nachbar
hat sie gefunden und uns alarmiert.«
    Vollmers versprach, sich um den Vorfall zu kümmern,
und fuhr direkt ins Krankenhaus.
    Auf der Station herrschte ein reges, aber routiniertes
Treiben. Vollmers musste sich eine Weile gedulden, bis ein Arzt Zeit fand, mit
ihm zu sprechen.
    »Die Frau ist zusammengeschlagen worden«, erklärte ihm
der noch sehr junge Mediziner. »Sie hat Hämatome am ganzen Körper. Mehrere
Rippen sind gebrochen. Am Kopf haben wir zahlreiche Prellungen und Platzwunden
festgestellt. Das Schlimmste aber ist, dass ihr der Täter mehrere Zähne
ausgeschlagen und den Kiefer gebrochen hat. Der Mann muss mit brutaler Gewalt
gegen sein Opfer vorgegangen sein.«
    »Kann ich mit ihr sprechen?«, fragte Vollmers.
    Der Arzt sah ihn an wie jemanden, der alle halbe
Stunde die Frage nach dem aktuellen Wochentag wiederholt.
    »Sagte ich nicht, dass der Kiefer gebrochen ist? Die
Patientin kann nicht sprechen. Wo denken Sie hin?«
    Vollmers ließ nicht nach. »Kann ich sie sehen?
Vielleicht kann sie mir auf andere Weise ein paar Fragen beantworten.«
    Der Mediziner drehte sich um.
    »Gut. Ich
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