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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde
Autoren: H Nygaard
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sich auf den Beifahrersitz fallen, nachdem Vollmers die Türen ihres
Wagens per Fernbedienung entriegelt hatte.
    Vollmers bat über Funk um eine Halteranfrage und gab
das Kennzeichen des Vectras durch, der vor ihnen Richtung Innenstadt fuhr. Nach
kurzer Wegstrecke endete die Fahrt auf dem Parkstreifen vor dem Steigenberger
Conti Hansa Hotel.
    Während der Hauptkommissar leise fluchend einen freien
Parkplatz suchte, war Lüder ausgestiegen und dem Unbekannten gefolgt.
Tatsächlich trug dieser mehrere Fotoapparate in der Hand, als er das Hotel
betrat. Durch die Glasfront konnte Lüder beobachten, wie der Mann zielstrebig
zur Rezeption eilte, ein paar Worte mit der Angestellten hinter dem Tresen
wechselte und etwas entgegennahm. Er wandte sich zum Fahrstuhl, als er einen
Augenblick verharrte und seine Aufmerksamkeit einem älteren Mann im dunklen
Anzug widmete, der in Begleitung eines jüngeren einen der Lifte verlassen hatte
und auf direktem Weg zum Ausgang eilte. Der Fotograf riss eine seiner Kameras
hoch und schoss eine Serie von Bildern von dem durch die Automatiktür ins Freie
Tretenden, der auf nur einen Schritt Distanz Lüder passierte, ohne diesem
Beachtung zu schenken. Dafür musterte der Jüngere den Kriminalrat kritisch mit
einem von oben bis unten abschätzenden Blick. Für Lüder war es klar, dass die
Begleitung der Bodyguard des Älteren war, der ihm bekannt vorkam, ohne dass er
im Moment zu sagen vermochte, um wen es sich handelte.
    Das Gespann stieg in eine wartende dunkle
Mercedes-Limousine.
    Während Lüder dem davonfahrenden Fahrzeug nachsah, war
der »Fotograf« vor die Tür des Hotels getreten und setzte seine Bilderserie mit
Aufnahmen des Mercedes fort. Dabei hatte er nicht bemerkt, dass Lüder neben ihn
getreten war.
    Der Mann fuhr zusammen, als Lüder ihn ansprach.
»Verraten Sie mir, welches interessante Motiv Ihnen dort vor die Linse gekommen
ist?«
    Instinktiv versuchte der Mann, seine Kamera hinter dem
Rücken zu verbergen, was ihm aber nicht gelang, da an seinem Arm noch zwei
andere baumelten.
    »Ich bin Tourist und fotografiere gern«, antwortete
er. Obwohl er gut Deutsch sprach, konnte er seinen spanischen Akzent nicht
verhehlen. Auch sein Aussehen mit dem leicht olivenfarbenen Teint und dem
glatten dunklen Haar verriet seine südländische Herkunft.
    Dann sah er Lüder an. Dabei musste er seinen Kopf in
den Nacken legen, weil er fast um Haupteslänge kleiner war.
    »Und zu Ihrem Hobby gehört auch, Menschen im Hotel zu
fotografieren?«
    »Si, Señor. Aufnahmen von stattlichen Europäern sind
beeindruckend. Bei uns ist der Durchschnitt von kleinerer Statur. Mit solchen
Bildern kann man Aufmerksamkeit erregen.«
    »Das ist interessant. Die Bilder würde ich mir auch
gern ansehen. Und wenn wir die dazunehmen, die Sie vorhin in Schilksee
aufgenommen haben, wird das ein unterhaltsamer Diaabend.«
    »Ich glaube, ich verstehe Sie nicht«, sagte der
Fotograf. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden.« Er drehte sich um und
wollte ins Hotel zurück, aber Lüder hielt ihn am Ärmel fest.
    »Augenblick. Das ist sicher auch in Südamerika
unhöflich, jemanden auf der Straße stehen zu lassen.«
    Der Fotograf verstärkte seine Bemühungen, aber Lüder
hatte jetzt seinen Oberarm umfasst.
    »Entweder Sie plaudern hier ein wenig mit mir, oder
ich nehme Sie mit zum Polizeirevier. Wenn Sie möchten, können wir das mit viel
Aufhebens machen. Blaulicht, Streifenwagen, wenn Sie möchten, auch mit
Handschellen.«
    »Policía?«, fragte der Fotograf, und das erste
Erstaunen schien fast einer Erleichterung zu weichen.
    Lüder nickte, griff in seine Tasche und zeigte dem
Mann seinen Dienstausweis.
    Der Fotograf studierte das Dokument aufmerksam und
glich mehrfach das Bild mit dem Original ab.
    »Das habe ich nicht gewusst«, sagte er schließlich und
schlug vor, in der Hotellobby einen Kaffee zu trinken.
    Sie nahmen in den tiefen weichen Ledersesseln der
Empfangshalle Platz. Inzwischen war auch Vollmers dazugestoßen. »Ein Kollege«,
hatte Lüder den Hauptkommissar vorgestellt, ohne dessen Namen zu nennen.
    Der Fotograf identifizierte sich als Luís da Silva. Er
war Chilene. Nach eigener Auskunft arbeitete er als Journalist für eine
heimische Presseagentur, bot seine Berichte aber auch anderen Quellen an.
    »Warum haben Sie den argentinischen Offizier
beobachtet?«, fragte Lüder.
    »Das ist mein Beruf«, erwiderte der Chilene.
    »Galt Ihr Interesse auch dem anderen Offizier?«
    »Sie meinen Hernandez, der
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