Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
Vom Netzwerk:
der linken Augenbraue begrüßte er Hinterbichler. Der wollte
aufspringen, aber Lüder hielt ihn am Ärmel fest. Der Zuhälter ließ sich wieder
in den schweren Ledersessel fallen. Es klang fast ein wenig gequält, als er den
Gast mit einem »Servus, Herr Baron« begrüßte.
    Im gleichen Moment erkannte Lüder den Mann. Adrian von
Schimmelpfennigck war eine feste Größe im Kulturleben der Region und tauchte
auch gelegentlich im Blätterwald der Yellow Press auf.
    Die Blonde hakte sich bei von Schimmelpfennigck unter,
redete mit leiser Stimme auf ihn ein und führte ihn in den Gang, der zu den
hinteren Räumen abzweigte.
    »Also? Wie war das? Sie tragen allein die
Verantwortung für die Bestechung?« Lüder musterte Forstheim mit durchdringendem
Blick.
    »Ich habe nur im Interesse der Förderung unseres
Projektes gehandelt«, stammelte der Werftmitarbeiter. Ein leichter Schweißfilm
hatte sein Gesicht überzogen. »Seitens des Managements ist mir diese Aufgabe
dringend ans Herz gelegt worden.«
    »Wobei Ihnen aber niemand aufgetragen hat, die Kunden
der Werft ins Freudenhaus zu schleppen?«
    »Natürlich hat das keiner gesagt. Ich sollte alles
unternehmen, um unseren Gästen den Aufenthalt in Kiel so angenehm wie möglich
zu gestalten.«
    »Und wie sind Sie auf die Idee mit dem Bordell
gekommen?«
    Forstheim zögerte mit der Antwort. Er sah Hinterbichler
an, als würde er von dem Unterstützung erwarten. Aber der Zuhälter war mit
seinen eigenen Problemen beschäftigt und schwieg beharrlich. Er wollte die
missliche Lage, in der er sich befand, durch unbedachte Äußerungen nicht noch
weiter verschlimmern.
    »Der Commodore hat mich direkt darauf angesprochen.
Für mich war es nicht überraschend, da ähnliche Wünsche auch schon in der
Vergangenheit von anderen Kunden und Gästen geäußert wurden.«
    »Nun stehen Sie ziemlich allein im Regen. Offiziell
werden Sie kaum Rückendeckung durch Ihr Management erhalten.«
    Forstheim musterte eine Weile schweigend die
gegenüberliegende Wand mit der schweren roten Textiltapete. Dann sah er Lüder
an und zuckte dabei mit den Schultern.
    »Wohl kaum«, murmelte er.
    Lüder stand auf.
    »Wie ich bereits erwähnte: Staatsanwalt Kremer hat
sich der Sache angenommen. Sie werden von ihm zu hören bekommen. Beide.«
    »Wenn Sie sich da nicht irren«, protestierte
Hinterbichler. »Ich lass mich auch von einem Staatsanwalt nicht einschüchtern.
Da kenne ich andere Wege und Möglichkeiten.«
    Lüder warf ihm einen letzten Blick zu. Dann verließ er
das Etablissement.
    *
    Leichter Nieselregen hatte eingesetzt und hinterließ
ein Meer von Wassertropfen auf der Scheibe des BMW .
Lüder hatte das Bordell verlassen und beobachtete nun den Eingang des Hauses.
Wenige Meter hinter ihm war die Stelle, an der Hernandez den beiden jungen
Leuten in die Arme gefallen war.
    Seine Geduld wurde auf keine große Probe gestellt. Nur
zehn Minuten später trat Forstheim auf die Straße. Er blieb einen Moment
unschlüssig stehen, ging dann aber forschen Schritts Richtung Hauptstraße.
    Lüder fluchte leise. Mit dem Wagen konnte er ihn nicht
verfolgen. Er stieg aus, zog den Kragen seiner Jacke hoch und versuchte
unauffällig hinterherzugehen. An der Straßenecke blieb Forstheim stehen, zog
sein Handy hervor und telefonierte eine Weile. Dann bog er in den
Düsternbrooker Weg ab und ging in nördlicher Richtung. Auf der anderen
Straßenseite lag der düstere Bau des Finanzministeriums, dahinter das Landeshaus
sowie die verschachtelten Gebäudekomplexe des Landwirtschafts- und des
Innenministeriums.
    Lüder folgte ihm und versuchte dabei, im Schatten des
ansteigenden Geländes des Düsternbrooker Gehölzes, eines kleinen
Naherholungsgebietes, zu bleiben. Nach etwa vierhundert Metern Entfernung blieb
Forstheim an einer Bushaltestelle stehen. Unruhig sah er dem nur spärlich aus
Richtung Innenstadt fließenden Verkehr entgegen.
    Warum habe ich keinen Schirm dabei?, fragte sich Lüder
und wischte mit einer Handbewegung die Feuchtigkeit vom Gesicht. Es gab in der
Nähe keine Möglichkeit, sich unterzustellen, ohne dass er seinen
Beobachtungsposten hätte aufgeben müssen. Eine Ewigkeit schien verstrichen zu
sein, als ein Audi-Cabriolet an der Bushaltestelle hielt.
    Als Forstheim einstieg, gab die Innenbeleuchtung die
Sicht auf den Fahrer des Wagens frei. Obwohl der Regen nur einen undeutlichen
Blick erlaubte, glaubte Lüder, die Frau wiederzuerkennen, die ihm der
chilenische Journalist auf einem Foto mit den

Weitere Kostenlose Bücher