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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Hintermänner sind
skrupellos. Sie haben es nicht nur mit dem Mord an Hernandez, sondern auch mit
dem Anschlag auf Ivanna Krucowa und den Drohungen gegen Sie und Ihre Familie
bewiesen. Insoweit verstehe ich Staatsanwalt Kremer nicht. Er hat zwar Recht,
und es ehrt ihn, dass er unbeugsam ist. Aber der direkte und offene Weg ist
nicht immer der klügere. Es wäre gut, wenn er ein wenig mehr Besonnenheit an
den Tag legen würde.«
    »Ich werde es ihm ausrichten«, versprach Lüder.
    »Im Augenblick scheint er unsichtbar zu sein. Er ist
für niemanden erreichbar. Ich habe es vorhin auch schon versucht. Jedenfalls
hat er sich den heiligen Zorn Pagenkämpers und seines Schattens von Glahn
zugezogen.«
    »Und wie verhalten wir uns weiter?«, fragte Lüder.
    Nathusius lehnte sich zurück, nahm einen Schluck des
inzwischen erkalteten Kaffees und sah Lüder mit ernstem Blick an.
    »Wir beugen uns keiner Gewalt. Da ist ein Mensch
ermordet worden, eine Frau zusammengeschlagen. Wir lassen uns nicht drohen.
Seien Sie vorsichtig, Lüders, aber bleiben Sie am Ball, selbst wenn ich Ihnen
keinen oder nur wenig Flankenschutz bieten kann.«
    Lüder versprach es. Gemeinsam verließen sie den
Pausenraum und verabschiedeten sich an der Tür mit einem kräftigen Händedruck.
    *
    Beate Kremer war eine zierliche Frau mit einem eher
blassen Teint. Die langen mittelbraunen Haare, die sie tagsüber oft als
Pferdeschwanz trug, fielen offen über die Schulter herab und verteilten sich
auf der Lehne der Büffelledercouch. Mit ihrer feingliedrigen Hand fuhr sie sich
durch die Frisur und schüttelte den Kopf, nachdem ihr die Strähnen ins Gesicht
gefallen waren. Dann griff sie zum Rotweinglas auf dem niedrigen Tisch, nippte besonnen
daran und stellte das Glas wieder zurück. Dabei sah sie ihren Mann Falko an,
der ihr gegenüber in einem Sessel hockte und seit einigen Minuten
gedankenverloren sein Weinglas in der Hand drehte.
    Ihre Mutter hatte sie angerufen und gefragt, ob sie die
Pressekonferenz ihres Mannes im Radio verfolgt hätte.
    »Nein«, hatte sie geantwortet, »ich war mit den
Kindern beschäftigt.«
    Wortreich hatte ihre Mutter den öffentlichen Auftritt
geschildert, und wenn die Meldung auch nur wenige Sätze lang gewesen war, so
benötigte Beates Mutter fast eine viertel Stunde für die mit eigenen
Anmerkungen angereicherte Schilderung des großen Auftritts ihres
Schwiegersohns.
    Danach hatte das Telefon nicht mehr stillgestanden.
Journalisten riefen an und wollten den Staatsanwalt sprechen. Zweimal meldeten
sich Bekannte, um begierig mit Details hinter den Kulissen versorgt zu werden,
und dann war da noch der unangenehme Anruf eines Dr. Pagenkämper gewesen, der
sich als Vertreter des Ministeriums ausgab und ihr mehrere Telefonnummern
hinterließ mit der dringenden Aufforderung, ihr Mann möge sich umgehend mit ihm
in Verbindung setzen.
    Von alldem wollte Falko Kremer nichts wissen, als er
vor einer guten Stunde heimgekommen war. Er hatte seiner Frau geistesabwesend
einen Kuss auf die Stirn gehaucht, sich unter die Dusche gestellt und saß ihr
nun stumm gegenüber. Es war eine außergewöhnliche Situation, denn normalerweise
rief er an, falls es im Büro später wurde. Auch unterließ er es nie, sich nach
den Kindern zu erkundigen, und er ging jedes Mal, falls diese schon im Bett
lagen, in ihre Zimmer, um nach ihnen zu sehen.
    Das weiterhin hartnäckige Klingeln des Telefons hatte
er eine Weile erduldet, dann aber den tragbaren Hörer ins Arbeitszimmer gelegt,
das er sich im Keller des Reihenhauses eingerichtet hatte.
    »Was bedrückt dich?«, wollte Beate wissen.
    Doch Falko Kremer schüttelte nur den Kopf. »Mir war
klar, dass man als Staatsanwalt auch gelegentlich beschimpft oder gar Drohungen
ausgesetzt wird. Das ist aber nicht weiter ernst zu nehmen. In diesem Fall
werden wir aber massiv unter Druck gesetzt, dass ich …«
    Er brach mitten im Satz ab und machte eine wegwerfende
Handbewegung.
    »Ach, vergiss es. Es war mir immer wichtig, meine
Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen. Man muss zwischen Job und Privatleben
trennen.«
    »Wenn dich etwas bedrückt und du keine Geheimnisse
preisgibst, solltest du dir ruhig die Zeit nehmen und von deinen Problemen
erzählen«, munterte Beate ihren Mann auf.
    Der schüttelte nur den Kopf und trank sein Glas in
einem Zug leer. Dann füllte er es fast randvoll nach.
    Es war sonst nicht seine Art, Wein wie Bier bis zum
Strich einzuschenken.
    »Wir im Rechtswesen Tätigen haben in der

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