Tod an der Förde
ihnen entgegen und reichte Nathusius die Hand. Zögerlich begrüßte er
auch Lüder.
»Sie haben noch
jemanden mitgebracht?«, fragte er.
Der Kriminaldirektor
ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
»Sie kennen Herrn
Lüders ja.«
Der zweite Mann war
auch herangetreten. Von Glahn zeigte auf ihn.
»Mr. Brown von der
britischen Botschaft. Er verfügt über besondere Erfahrungen in der
Terrorismusbekämpfung und vertritt nicht nur die Interessen unserer englischen
Freunde, sondern kann uns auch mit wertvollen Ratschlägen behilflich sein.«
Der Engländer
verneigte sich, ohne die beiden Kriminalbeamten per Handschlag zu begrüßen.
»Mr. Brown spricht
Deutsch, sodass wir uns in der Muttersprache unterhalten können. Nehmen Sie
bitte Platz.« Von Glahn zeigte auf die Stühle.
»Wir warten noch auf
Dr. Pagenkämper?«, fragte Nathusius.
Von Glahn und der
Engländer wechselten einen schnellen Blick.
»Der Kollege ist
leider verhindert«, entschuldigte ihn von Glahn.
»Wollen Sie uns
nicht endlich erzählen, was sich hinter dieser Geschichte verbirgt?« Nathusius ging
in die Offensive.
Von Glahn blieb
gelassen. »Sie wissen, dass ich der Schweigepflicht unterliege. Ich habe von
der Regierung keine Genehmigung, Sie in alle Einzelheiten einzuweihen. Selbst
wenn ich wollte – ich dürfte nicht.«
»Wir haben es hier
mit Teufeln zu tun, die vor nichts zurückschrecken. Zwei Morde sind geschehen.
Und Sie beharren auf Ihren Geheimnissen.«
Lüder hatte den
Kriminaldirektor selten so erbost erlebt.
»Es sei Ihnen
versichert, dass meinem Minister und der ganzen Regierung daran gelegen ist,
die Situation zu bereinigen.« Von Glahn war beim gleichmäßigen, ruhigen Tonfall
geblieben. »Die britische Regierung hat Kontakt zu uns aufgenommen. Ich denke,
Mr. Brown sollte es selbst erklären.«
»Es wird Sie nicht
verwundern, dass mein Land dem südamerikanischen Subkontinent eine besondere
Aufmerksamkeit widmet.«
»Sie meinen: Argentinien«, warf Nathusius ein.
Brown hob nur leicht
die rechte Augenbraue, ging aber nicht weiter auf den Einwand des
Kriminaldirektors ein.
»Es gibt ein
legitimes Interesse Großbritanniens, die Region unter Beobachtung zu halten.
Argentinien ist derzeit in die Gemeinschaft demokratischer Völker
zurückgekehrt, hat aber bis heute nicht völkerrechtswirksam auf die Islas
Malvinas, wie sie die Falklandinseln nennen, verzichtet. Was auch immer
geschieht, Ihre Majestät wird britisches Territorium nicht aufgeben und
britische Bürger auch in entfernten Winkeln der Welt zu schützen wissen.
Deshalb beobachten wir mit Sorge, dass sich eventuell ein Konflikt um die
Bodenschätze in Feuerland, Patagonien und rund um Kap Hoorn entwickeln könnte.
Leider hat die Bundesregierung die Zeichen der Zeit nicht erkannt und zu
geschäftstüchtig gehandelt. Sie haben gleichzeitig U-Boote an Chile und
Argentinien verkauft. Auch wenn wir derzeit davon ausgehen können, dass den
Falklandinseln keine direkte Gefahr droht, wären diese als strategisch wichtig
möglicherweise indirekt beteiligt. So haben wir vorsorglich Ihrer Regierung
eine Botschaft zukommen lassen. Da wir bereits am Ball sind, hat Ihr
Außenministerium unseren Rat eingezogen. So ganz nebenbei ein kollegialer
Ratschlag: Sehen Sie sich einmal den Herrn Forstheim etwas genauer an.«
»Und nun wird der
Konflikt nach Kiel getragen?«, fragte Nathusius, ohne auf den Hinweis auf den
Werftmitarbeiter einzugehen.
»Die Bundesrepublik
betreibt eine neutrale Politik. Es ist unser fundamentales Interesse, das
Prinzip der Nichteinmischung weiter zu pflegen«, erklärte von Glahn.
»Und dabei doppelt
zu verdienen, indem Sie die Waffen gleichzeitig an Chile und Argentinien
liefern?«, warf Lüder ein.
Von Glahn strafte
ihn mit Nichtbeachtung. Er sah Lüder nicht einmal an.
»Ich denke, dies ist
nicht der geeignete Ort, um die Grundsätze der deutschen Außenpolitik zu
diskutieren. Sie kennen jetzt die Hintergründe. Ich darf Sie, Herr Nathusius,
bitten, Ihre Mitarbeiter in der Sonderkommission entsprechend anzuleiten und
das geeignete Fingerspitzengefühl walten zu lassen.«
»Sie wissen, dass
die Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft geleitet werden«, erinnerte ihn der
Kriminaldirektor. Lüder verstand den alten Fuchs Nathusius. Indem er die
Verantwortung für die Arbeit an den Oberstaatsanwalt Brechmann weitergab,
musste er die parallel laufende Aufklärungsarbeit Lüders nicht offenbaren.
Als wenn der
Engländer diesen Gedanken gelesen hätte,
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