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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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den späten Abend von den Eltern Ihrer Schüler behelligt werden.«
    »Und vorgestern?«
    »Ich war hier und habe Arbeiten korrigiert«, sagte
Potthoff-Melching.
    »Und Sie?« Lüder sah Urquía an.
    Der zuckte die Schultern. »Weiß ich nicht mehr«, gab
er lakonisch zurück.
    Lüder ließ sich von dem argentinischen Studenten noch
die Papiere zeigen. Pass, Immatrikulationsbestätigung und Studentenausweis
waren in Ordnung.
    Nachdenklich verließ er die Wohnung des
Friedensaktivisten. Merkwürdig, dass der junge Mann Potthoff-Melching »Fred«
genannt hatte, da sie fieberhaft nach jemanden suchten, der so angesprochen
wurde.

SECHS
    Nathusius blätterte
vor Lüder eine Reihe von Morgenzeitungen auf. Der Mord an Staatsanwalt Kremer
beherrschte in den Boulevardblättern immer noch die Schlagzeilen. Lüder war
nicht überrascht. Nathusius zeigte auf eine der schrillbunten Zeitungen.
    »Seite drei«, sagte
er nur.
    Obwohl es Sonnabend
war, hatten sich die beiden im Landeskriminalamt getroffen.
    Lüder schlug die
Zeitung auf und sah sich mit seinem eigenen Bild konfrontiert. Im Hintergrund
war Hinterbichlers Bordell abgebildet, das Lüder gerade verließ und sich dabei
umsah. Ein schwarzer Balken hatte seine Augenpartie überdeckt, aber dennoch war
er deutlich zu erkennen.
    »Ja? Und?«, fragte
Lüder. »Da hat ein Pressefotograf vor dem Haus gewartet und mich abgelichtet.«
    Nathusius sah ihn
fast ein wenig mitleidig an.
    »Das wäre schon
schlimm genug, weil eigentlich nur wenige Leute wissen, dass Sie an diesem Fall
arbeiten. Noch ärger ist der Text.«
    Lüder überflog die
Zeilen. Zorn stieg in ihm auf. Jetzt verstand er Nathusius.
    Im Promipuff
verkehrt sogar die Polizei
    Im Edelbordell
des Österreichers H. geht die Crème der Kieler Gesellschaft ein und aus. Deckt
die Polizei dieses und darf dafür umsonst? Wurden zwei kleine Kinder Waisen,
nur weil ihr Vater, der Staatsanwalt, einem Geflecht von Filz und Korruption
auf die Schliche gekommen war?
    Verkehrt der mit
den Ermittlungen im Mordfall des argentinischen Marinebefehlshabers beauftragte
Kriminalrat L. selbst im Promipuff? Nachbarn des Kriminalrats haben schon
früher bemerkt, dass er offenbar ein unstetes Leben führt. Jetzt liegt sogar
seine Lebenspartnerin geschockt im Krankenhaus. War es zu viel für die
Hochschwangere?
    Lüder legte
angewidert die Zeitung zur Seite. »Wer denkt sich so einen Schmutz aus? Das ist
eindeutig Rufmord. Außerdem behindern diese Schmierfinken zugunsten eines
billigen Effekts unsere Arbeit. Wie kommen die überhaupt an diese
Informationen?«
    »Diese sogenannten
Journalisten verstehen ihr Handwerk. Die kritischen Stellen sind alle mit
Fragezeichen markiert und können somit nicht als falsche Behauptungen
interpretiert werden. Und fragen darf eine freie Presse allemal.«
    »Hat man keine
Möglichkeiten, dagegen vorzugehen?«
    Der Kriminaldirektor
schüttelte den Kopf. »Kaum. Das Fragen fällt eindeutig unter die
Pressefreiheit.«
    Lüder betrachtete noch
einmal das Bild. Er hatte nicht bemerkt, dass er beim Verlassen des Bordells
fotografiert worden war. Dann stutzte er und griff erneut zur Zeitung.
    »Das Bild ist
fingiert.«
    Er hielt Nathusius
das Bild hin. »Ich habe diese Jacke gestern nicht getragen, die auf der
Fotografie zu sehen ist. Auch an den Vortagen nicht. Das Bild ist eindeutig
zusammengeschnitten.«
    »Sind Sie sich da
sicher?«
    Nathusius nahm die
Zeitung zur Hand, faltete sie sorgfältig zusammen und legte sie etwas abseits
auf seinen Schreibtisch.
    »Gut. Ich kümmere
mich darum.«
    »Mit wem haben wir
es zu tun, dass es der Gegenseite sogar gelingt, solche Falschmeldungen zu
lancieren? Man versucht mit allen Mitteln, uns von den Ermittlungen
abzubringen.«
    »Das ist ein Teil
unseres System – die Freiheit der Presse«, beschwichtigte Nathusius.
    »Wenn ich könnte,
würde ich …« Lüder ließ den Satz unvollendet.
    Nathusius sah auf
die Uhr.
    »Ich habe einen
Termin im Innenministerium mit Dr. Pagenkämper. Wollen Sie mich begleiten?«
    Sie fuhren mit dem
Wagen des Kriminaldirektors zum Innenministerium. Nach einer umständlichen
Eingangskontrolle und telefonischer Rücksprache konnten sie passieren und
wurden durch das an diesem arbeitsfreien Tag menschenleere Gebäude in den
Besprechungsraum geführt, den sie schon von ihrem ersten Besuch kannten.
    Von Glahn und ein
unbekannter, sportlicher Mann mit rötlichen Haaren, die wie eine Drahtbürste
aussahen, erwarteten sie.
    Der Beamte aus
Berlin kam

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