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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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einen Meter siebzig groß sein und hatte eine sportliche Figur. Das scharf
geschnittene Gesicht mit der vielleicht einen Hauch zu spitzen Nase wurde durch
schulterlanges nussbraunes Haar umkränzt.
    »Es kommt darauf an, zu wem Sie wollten«, antwortete
Lüder auf ihre Frage.
    »Zu Señor Heimberger de Escudero«, sagte sie.
    »Der ist im Augenblick nicht zu Hause.«
    Sie blieb stehen und musterte Lüder.
    »Gut. Dann ich werde später wiederkommen.« Sie drehte
sich um und wollte wieder gehen.
    Lüder wunderte sich, dass sie weder nach seinem Namen
noch danach, was er in Heimbergers Wohnung suchte, fragte.
    »Moment«, rief er hinterher. »Darf ich erfahren, wer
Sie sind?«
    Sie hatte schon den Fuß auf die erste Stufe abwärts
gesetzt und sah jetzt über die Schulter zurück.
    »Warum interessiert es Sie?«
    »Polizei.« Lüder ging auf sie zu, zog seinen
Dienstausweis und zeigte ihn. Sie warf nur einen flüchtigen Blick auf das
Dokument.
    »Police? What happened?«, fragte sie, fiel dann aber
wieder ins Deutsche. »Ist das in Deutschland üblich, dass man sich immer nennen
muss?«
    »In besonderen Fällen möchte die Polizei gern wissen,
mit wem sie es zu tun hat.«
    »Und was ist Besonderheit in diese Fall?«
    Lüder zeigte auf das demolierte Türschloss.
    »Hier wurde eingebrochen.«
    »Oh! Das ist etwas anderes.«
    Sie kam zurück auf den Treppenabsatz, öffnete ihre
Handtasche und zog einen Pass der Republik Südafrika hervor. »Es ist wie in
meine Heimat«, sagte sie dabei. »Immer will die Polizei persönliche Papier
sehen. Warum geht das nicht wie in Good Old England? Dort zählt der Mensch,
nicht das Ausweis von ihm.«
    Sie hieß Sabine Vanderborg, war siebenunddreißig Jahre
alt und stammte aus Kapstadt.
    »Sie heißen Vanderborg? Sind Sie verwandt mit
Cornelius Vanderborg?«
    »Wer soll das sein? Vanderborg ist ein häufige Name in
Südafrika. Vielleicht ich bin verwandt, kenne aber niemand mit diese Name.«
    Natürlich konnte es Zufall sein, dass sie den gleichen
Namen wie das Vorstandsmitglied der Werft trug. Der war Niederländer, und die
Mehrheit der Südafrikaner waren Buren, die ihre Wurzeln ebenfalls in Holland
hatten.
    »Sie tragen einen deutschen Vornamen?«
    Sie lächelte zum ersten Mal. Dabei bildeten sich zwei
reizende Grübchen auf den Wangen.
    »Nicht nur Nederlands sind die Vorfahren von uns
Buren, auch Deutsche gehören dabei. Hugenotten, die in Mitte sechzehnhundert
nach Südafrika gekommen sind. Buren heißt auf Afrikaans und auch auf
Hollandisch nichts anders als Bauern.«
    Ihr fremder Akzent, das leicht fehlerhafte Deutsch und
die fehlenden Umlaute in der Aussprache verliehen ihr in Verbindung mit den
tiefbraunen Rehaugen einen ansprechenden Charme.
    »Was wollten Sie von Señor Heimberger?«
    »Oh, das ist rein privat. You understand?«
    »Wo wohnen Sie hier in Kiel?«
    »In eine Hotel. Es heißt ›Kieler Kaufmann‹. Wissen Sie
von dem?«
    Lüder kannte das im Villenviertel Düsternbrook in
einem Park gelegene Hotel.
    Er gab ihr den Pass zurück. »Bleiben Sie noch lange in
Kiel?«
    »Sind Sie in Germany nicht an Gäste von fremde Länder
interessiert? Zuerst Sie machen mit die ›Kieler Woche‹ eine große
Veranstaltung, und dann fragt die Polizei, wann die Gäste wieder abreisen?
Merkwürdig, diese Deutschen.« Sie warf Lüder einen letzten Blick zu. »Bye!«
Dann stöckelte sie die Treppe hinab. Im Treppenhaus begegnete sie zwei
uniformierten Polizisten vom zuständigen Ersten Kieler Revier.
    Lüder wies die beiden Beamten ein und bat sie, am
Tatort auf das Eintreffen der Kollegen vom für Raub und Diebstahl zuständigen
Kommissariat 12 der Kriminalpolizeistelle Kiel zu warten.
    Dann fuhr er zurück zum Landeskriminalamt.
    *
    Aus dem Bilderrahmen auf seinem Schreibtisch lächelte
ihm Margit entgegen. Ihre Haare flatterten im Wind, während sie versuchte, die
drei Kinder mit ihren Armen zu bändigen. Die Aufnahme hatte er im vergangenen
Herbst an einem windigen Tag am Strand von Laboe gemacht.
    Jetzt wählte er die Nummer des Städtischen
Krankenhauses. Doch Margit war nicht in ihrem Zimmer. Danach rief er Vollmers
an. Er hatte Glück. Der Hauptkommissar war noch in der »Blume«, wie das
historische Gebäude der Kriminalpolizei in Kiels Blumenstraße genannt wurde.
Auch er arbeitete an diesem Sonnabend.
    Lüder bat Vollmers, Erkundigungen über Sabine
Vanderborg einzuziehen.
    »Vanderborg? Ist die verwandt mit dem Vanderborg?«
    »Das habe ich auch zuerst geglaubt. Aber

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