Tod an der Förde
denke, ich werde Heimberger einen Besuch abstatten«, schloss
Lüder seine Überlegungen ab.
Sie hatten das Landeskriminalamt erreicht und trennten
sich auf dem Parkplatz. Lüder bestieg seinen BMW und fuhr das kurze Stück nach Schilksee.
Er hatte Glück, dass ein Mitbewohner gerade das
Gebäude verließ und ihm bereitwillig die Tür zum Treppenhaus offen hielt.
Ebenso offen war die Wohnungstür zu den Räumen, die
dem argentinischen Offizier während seines Kieler Aufenthalts zur Verfügung
standen. Die Aufbruchspuren am Schloss waren deutlich sichtbar. Jemand hatte
sich nicht viel Mühe gemacht, ein gewaltsames Eindringen zu verbergen. Es waren
nicht einmal Profis gewesen, die sich gewaltsamen Zutritt verschafft hatten.
Lüder huschte schnell durch das überschaubare
Treppenhaus, um festzustellen, ob noch andere Wohnungen aufgebrochen waren.
Tatsächlich fand er in der darüberliegenden Etage eine zweite aufgebrochene
Wohnung. Er atmete erleichtert durch. Es sah aus, als wären hier konventionelle
Einbrecher unterwegs gewesen, die in keinem Zusammenhang mit dem Fall standen.
Dennoch ließ er unter Berücksichtigung der Brutalität,
mit der die Gegenseite agierte, Vorsicht walten und zog seine Dienstwaffe,
bevor er die Tür zu Heimbergers Appartement mit der Fußspitze aufschob. Nichts
war zu hören oder zu sehen. Lüder tastete sich vorwärts, immer die Pistole im
Anschlag. Aber die Wohnung war leer. Überall lagen Gegenstände auf dem Fußboden
herum, die Schranktüren waren geöffnet und der Inhalt wahllos herausgerissen.
Die Einbrecher hatten in aller Eile die Räumlichkeiten nach Geld und
Wertgegenständen durchsucht.
Lüder nutzte die Gelegenheit und hielt selbst Ausschau
nach verwertbaren Spuren.
Doch er fand nichts. Neben ziviler und militärischer
Kleidung, Hausrat, Toilettenartikeln und persönlichen Sachen gab es nichts, was
Lüder weiterführte. Es bemerkte, dass ein Internetanschluss vorhanden war, aber
der dazugehörige Computer fehlte. Außer privaten Unterlagen, die aber auch
keine außergewöhnlichen Informationen enthielten, waren keine Papiere oder
Schriftstücke zu finden. Entweder hatten die Diebe sie mitgenommen, oder
Heimberger bewahrte wirklich keine Dokumente in seinem Appartement auf.
Lüder wollte gerade das Einbruchsdezernat
benachrichtigen, als sein Blick auf den Anrufbeantworter fiel, der auf dem
kleinen Schreibtisch stand.
Er drückte die Wiedergabetaste und hörte zunächst die
Stimme einer Frau, die den Anrufer animierte, nach dem Signalton eine Nachricht
für den Inhaber des Anschlusses zu hinterlassen. Die Frau sprach akzentfrei
Deutsch. Es war offensichtlich die werkseitige Einstellung, die Heimberger
unverändert übernommen hatte.
Außer dem Ansagetext fand sich nur eine Meldung, die
Lüder nicht verstand. Seine paar Brocken Touristenspanisch reichten dazu nicht
aus, die Nachricht, die eine männliche Stimme hinterlassen hatte, zu
interpretieren. Lediglich das Wort »Fred« war deutlich zu vernehmen.
Das Gerät war ein digitales, sodass Lüder kein
Aufzeichnungsband entnehmen konnte. Er kramte sein Handy hervor, benutzte
dessen Memofunktion und ließ die Meldung des Anrufbeantworters erneut laufen.
Dann kontrollierte er die Übertragung auf seinem Handy. Der Text war relativ
gut zu verstehen.
Danach rief Lüder die Polizei an, meldete diesen und
den Einbruch in der darüberliegenden Etage und wartete im Flur auf das
Eintreffen der Streifenbeamten und der Kollegen vom Einbruchsdezernat.
Erneut hörte er sich die Meldung des Anrufers an. Die
Stimme kam ihm bekannt vor, obwohl sie durch die Elektronik des Gerätes
verzerrt war. Außerdem sprach der Mann schnell. Mitteleuropäern scheint es oft,
dass spanisch Gesprochenes wie aus einem Wasserfall heraussprudelnd klingt.
Mitten in seine Überlegungen hinein erschallte die
Türklingel. Lüder betätigte den Knopf für den Summer und war erstaunt, dass er
auf der Treppe nicht die erwarteten Schritte mehrerer Personen, sondern nur das
Klappern von Damenabsätzen hörte. Die Frau, die kurz darauf auftauchte, hatte
Lüder schon gesehen. Sie hatte Forstheim mit dem Audi angeholt, als Lüder den
Werftmitarbeiter von Hinterbichlers Bordell aus verfolgt hatte.
Die Frau stockte, als sie Lüder im Türrahmen gewahrte.
»Oh? Habe ich mich geirrt? Wrong door?«, fragte sie.
Sie hatte eine etwas kehlige, aber durchaus angenehme Stimme. Obwohl sie
Deutsch sprach, war der fremdländische Akzent deutlich zu vernehmen. Sie mochte
etwa
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