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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Der Typ ist ein chilenischer
Spitzel. Sie glauben doch selbst nicht, dass so einer für die Presse arbeitet.«
    »Wie kommen Sie zu dieser Vermutung?«
    Urquía lehnte sich zurück.
    »Das ist so«, behauptete er fest.
    »Und was will der ›chilenische Agent‹ hier in Kiel?«
    »Der agitiert gegen meine Heimat.«
    Lüder spielte einen Moment mit seinem Kugelschreiber
und musterte dabei sein Gegenüber. Die Gesichtszüge Urquías hatten einen
trotzigen Ausdruck angenommen.
    »Das sollten Sie mir erklären«, sagte Lüder. »Sie
stemmen sich gegen die Regierung Ihres Vaterlandes und protestieren gegen die
militärische Aufrüstung. Gleichzeitig beschimpfen Sie aber einen chilenischen
Bürger, weil der sich, Ihrer Meinung nach, gegen Argentinien stellt.«
    »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun«, erklärte
Urquía und untermalte seine Rede mit lebhaften Handbewegungen. »Ich bin gegen
den weltweiten Rüstungswahn. Auch kann ich das, was zu Zeiten der
Militärdiktatur geschehen ist, nicht gutheißen. Aber deshalb unterstütze ich
noch lange nicht die Leute, die gegen meine Heimat arbeiten.«
    »Und das macht da Silva?«
    »Natürlich! Jeder Chilene hat etwas gegen
Argentinien.« Dann erklärte Urquía langatmig, was Lüder schon wusste. Er
berichtete von den Interessenkonflikten um Bodenschätze, Öl- und Gasvorkommen
in Patagonien, Feuerland und vor Kap Hoorn.
    »Ihre Familie ist seit Generationen in Argentinien
ansässig?«
    Urquía sah Lüder irritiert an.
    »Was wollen Sie damit sagen? Glauben Sie, meine
Vorfahren wären nach dem Zweiten Weltkrieg ins Land gekommen, weil sie sich aus
Nazi-Europa davonstehlen mussten? Wir sind echte Argentinier.«
    »Nicht so einer wie Kapitänleutnant Heimberger?«
    Urquía stutzte. Er überlegte lange, bevor er
antwortete.
    »Der ist ganz okay. Für die Taten seiner Vorfahren
kann er nichts.«
    »Und was wollten Sie von ihm? Warum haben Sie ihn
angerufen?«
    Jetzt zeigte sich in den Gesichtszügen Urquías offene
Verblüffung.
    »Woher wissen Sie, dass ich Kontakt zu Fred habe?«
    »Zu Fred?«, fragte Lüder.
    Urquía nickte. »Ja, Fred von Alfredo.«
    »Aber Potthoff-Melching ist auch ›Fred‹?
    Der Argentinier antwortete prompt.
    »Ja. Das habe ich doch schon erklärt, warum ich ihn
Fred nenne.«
    »Und Sie bringen die beiden ›Freds‹ nicht
durcheinander?«
    Urquía verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Das ist mir hier wirklich zu blöde. Was sollen diese
kindischen Fragen?«
    Lüder schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte.
    »Hier stelle ich die Fragen! Was verbindet Sie mit
Heimberger? Haben Sie gemeinsam den Commodore ermordet?«
    Ein Hauch Blässe überzog das ebenmäßige Braun von
Urquías Gesicht. Er wirkte erschrocken über Lüders Anschuldigung.
    »Ich? Das ist doch lächerlich.« Dann lehnte er sich
zurück. Mit dem Unterkiefer vollführte er mahlende Bewegungen, als würde er
etwas Zähes zwischen den Zähnen zerquetschen wollen. »Gut, ich habe Verbindung
zu Fred Heimberger aufgenommen. Er ist ein kluger Mann und hat eine
hervorragende Ausbildung genossen. Ich hatte geglaubt, bei ihm Verständnis für
den Boykott von Kriegswaffen zu wecken.«
    »Waren Sie erfolgreich?«
    »Er hat mich ausreden lassen. Von ihm kam kein
Widerspruch.«
    »Hat er mit Ihnen zusammengearbeitet?«
    Urquía schüttelte leicht den Kopf.
    »Noch nicht, obwohl ich immer wieder versucht habe,
ihm klarzumachen, dass die Zeit drängt. Der Friedensbewegung bleibt nicht mehr
viel Raum.«
    »Sie engagieren sich sehr für Potthoff-Melchings
Organisation?«
    Jetzt schüttelte Urquía energisch den Kopf. »Es ist
nicht Freds Organisation. Die Ächtung von Waffen ist ein weltumspannendes
Thema. Und Fred …«
    »Sie meinen Potthoff-Melching?«, unterbrach Lüder.
    Der Argentinier sah ihn irritiert an.
    »Ja«, antwortete er gedehnt, »wen sonst? Also, Fred
ist zu zahm. Er redet nur. Man muss gegen die internationale Waffenlobby
handfester vorgehen.«
    Lüder spitzte die Lippen. An dieser kleinen Geste
merkte Urquía, dass er sich zu weit aus der Deckung getraut hatte.
    »Die Waffenhändler sind skrupellos. Da müssen wir auch
manchmal ein kleines Zeichen setzen. Aber Mord gehört bestimmt nicht dazu«,
schob er nach.
    »Aber kleine Werftarbeiter erschrecken Sie schon,
indem Sie Drohbriefe an die Windschutzscheibe heften und Autos zerkratzen. Wie
bei Dennis Altrogge geschehen, mit dem Sie auf der Holstenstraße
aneinandergeraten sind.«
    Urquía erschrak. »Woher wissen Sie

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