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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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niederträchtige Weise
ermordet? Waren es die gleichen Leute, die auch auf Berlin Druck ausübten und
versuchten, über den offiziellen Weg die Ermittlungen zu stören? Oder war es
doch ein Racheakt, und der Mord an Kremer hatte einen ganz anderen Hintergrund,
und es war ein unglückliches Zusammentreffen, dass beide Morde in die gleiche
Zeit fielen und es aussah, als würden sie im Zusammenhang stehen? Für diesen
Zufall könnte auch sprechen, dass unterschiedliche Tatwaffen benutzt wurden.
    Lüder sah die Straße hinunter und bemerkte den
argentinischen Studenten, der mit mehreren zusammengerollten Zeitungen unterm
Arm aus Richtung Vinetaplatz um die Ecke bog. Auch Urquía hatte ihn entdeckt
und verzögerte seinen Schritt. Einen Moment sah es aus, als wollte der Student
umdrehen. Er überlegte es sich aber anders und kam Lüder entgegen.
    »Was interessiert sich die Polizei für mich? Was tue
ich, das den deutschen Behörden nicht gefällt? Oder sind Sie Handlanger meiner
Heimat? Hat man Sie aufgehetzt? Der Jesus Urquía plant den großen Umsturz? Es
ist ja bequem für die Amerikaner und ihre europäischen Helfer, jeden Menschen
mit dunklerer Hautfarbe als Terroristen zu verdächtigen«, giftete der Argentinier
ungefragt Lüder an.
    »Nun mal sachte, junger Mann. Wir wollen nicht in
Polemik verfallen. Ihrem Freund da oben«, dabei zeigte Lüder mit dem Daumen
über die Schulter in Richtung Potthoff-Melchings Wohnung, »habe ich auch schon
klargemacht, dass wir einen Mörder suchen.«
    Urquía schlug sich mit den zusammengerollten Zeitungen
gegen die Stirn.
    »Lachhaft. Sie glauben, ich ziehe durch Kiel und
bringe Leute um.« Er schlug mit der Zeitungsrolle mehrfach gegen Lüders Brust.
»Armseliger. Haben Sie immer noch nicht begriffen, dass wir von der
Friedensbewegung sind? Friedens bewegung, Mensch. Das heißt, wir sind gegen Gewalt.«
    »Was sind Worte? Wir hatten auch einmal eine Deutsche Demokratische Republik, die aber alles andere als demokratisch war.«
    Urquía holte tief Luft, winkte dann aber ab und
brummte: »Ach, Leuten wie Ihnen kann man nichts erklären.«
    »Doch. Das können Sie schon. Erzählen Sie mir einfach
etwas von Ihrer Familie. Wo kommen Sie her? Wer sind Ihre Eltern? Ich finde
solche Geschichten spannend.«
    Der Argentinier funkelte Lüder aus seinen dunklen
Augen an.
    »Was soll das?«
    Sie wurden von einem Mann unterbrochen, der von der
anderen Straßenseite auf sie zukam, mitten auf der Fahrbahn stehen blieb und
seine Kamera vors Gesicht hob.
    Wütend drehte sich Urquía um und bleckte die Zähne.
    »Hijo de puta!«, rief er aufgebracht dem kleinen
chilenischen Journalisten da Silva zu, der sich durch die Beschimpfungen aber
nicht beeindrucken ließ.
    »Auch wenn du mich ›Hurensohn‹ nennst, kannst du mich
nicht erschüttern«, entgegnete da Silva, als er zu ihnen trat.
    Das breite Grinsen im Gesicht des Journalisten und
dessen selbstsicheres Auftreten brachten Urquía noch mehr aus der Fassung. Er
beschimpfte da Silva auf Spanisch. Und als dieser immer noch nicht reagierte,
ging der Argentinier auf ihn los. Im letzten Moment konnte Lüder verhindern,
dass er auf den sich wegduckenden Chilenen einschlug.
    »Jetzt reicht’s aber«, schimpfte Lüder. »Wir sind hier
doch nicht in Patagonien. Sie kommen beide mit aufs Revier.«
    Plötzlich schienen sich die Südamerikaner einig. Aus
ihren durcheinander auf ihn einprasselnden Wortfetzen entnahm er, dass beide
keinen Grund dafür sahen, mit auf das Polizeirevier zu fahren.
    »Schluss jetzt«, übertönte Lüders klare und deutliche
Stimme die zwei Männer. »Wenn nicht augenblicklich Ruhe herrscht, werde ich Sie
mit Handschellen abführen. Ist das klar?«
    Diese Drohung machte Eindruck. Ohne Widerstand folgten
ihm die Kontrahenten zu seinem BMW .
Er konnte zwar nicht verhindern, dass ihm unterwegs spanische Wortfetzen um die
Ohren flogen, da die zwei ihren Disput fortsetzten. Erst auf der »Blume« ließen
die beiden voneinander ab. Lüder überließ es den Kollegen vom
Kriminaldauerdienst, die Personalien der Südamerikaner formell aufzunehmen.
Anschließend wurden sie unter Protest erkennungsdienstlich behandelt. Die Frage
nach anwaltlichem oder konsularischem Beistand wiesen aber sowohl Urquía wie
auch da Silva von sich.
    Lüder wollte zuerst Urquía verhören.
    »Was hat Sie veranlasst, so vehement gegen den
Journalisten vorzugehen?«
    Der Argentinier blies die Wangen auf und ließ hörbar
die Luft entweichen.
    »Paaah! Journalist.

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