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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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abgeschoben wird.
Wir haben gegen ihn nur unerlaubten Waffenbesitz und den tätlichen Angriff auf
einen Polizeibeamten vorliegen. Beides dürfte so gering eingeschätzt werden,
dass Wartanjan nicht mit einer ernsthaften Bestrafung zu rechnen hätte. Ich
erwarte weitere Anweisung hierzu von Oberstaatsanwalt Brechmann.«
    »Was ist mit
Taylor?«
    Vollmers sah Lüder
überrascht an.
    »Taylor? Der wurde
sofort wieder freigelassen. Gegen den liegt nichts vor. Auch international
nicht«, erklärte der Hauptkommissar.
    »Und warum hat er
sich so vehement dagegen gewehrt, dass wir seinen Konsul benachrichtigen?«
    »Keine Ahnung. Wir
vermuten beide, dass Taylor Dreck am Stecken hat. Aber das liegt wohl außerhalb
unserer Zugriffsmöglichkeiten. Wir vom K1 interessieren uns nicht für den
Mann«, sagte Vollmers. »Interessant ist nur, was er als Erstes unternommen hat,
nachdem er wieder frei atmen konnte.«
    Lüder sah Vollmers
an. Doch der grinste nur.
    »Nun machen Sie es nicht
zu spannend.«
    Jetzt lachte der
Hauptkommissar.
    »Sie werden es kaum
für möglich halten. Der ist direkt zu Hinterbichler ins Bordell gefahren.«
    »Merkwürdig ist es
schon, dass viele Spuren zu diesem Freudenhaus führen«, sagte Lüder. »Haben Sie
inzwischen etwas von Dr. Pagenkämper gehört?«
    Vollmers schüttelte
den Kopf. »Nein. Der ist wie vom Erdboden verschwunden.«
    »Ich habe noch zwei
Bitten an Sie«, sagte Lüder. »Können Sie feststellen lassen, ob
Potthoff-Melching homosexuell ist? Urquía, der argentinische Student, wohnt bei
ihm. Mich würde interessieren, ob der Lehrer über diese Schiene möglicherweise
erpressbar ist. Schließlich ist er einer von zwei ›Freds‹, die wir kennen. Und
ein ›Fred‹ gilt als mutmaßlicher Mörder Kremers.«
    Vollmers machte sich
eine kurze Notiz. »Und die zweite Bitte?«
    »Für welche
Zeitungen schreiben die beiden selbsternannten Journalisten? Da Silva in Chile,
Sabine Vanderborg in Südafrika. Könnten Sie das prüfen?«
    »Mokt wi«, erwiderte
der Hauptkommissar und ergänzte seine Notiz.
    Von Vollmers’ Büro
waren es nur wenige Schritte zum Einbruchsdezernat.
    »Die Terrassentür
wurde mit einem großen, stabilen Schraubendreher aufgehebelt«, erklärte ihm
eine junge Kommissarin. »Das war semiprofessionelle Arbeit.«
    »Was kann ich
darunter verstehen?«
    Sie schenkte ihm ein
Lächeln.
    »Gelegenheitseinbrecher
gehen anders vor. Darunter verstehen wir auch die Beschaffungskriminalität. Bei
Ihnen ist jemand eingestiegen, der wusste, wie man es macht. Es fehlte aber der
letzte Dreh. Ich würde es so formulieren: Theoretisch war der Einbrecher
bestens informiert, es mangelte ihm aber an der umfänglichen Erfahrung in der
Praxis. Eine nicht oft anzutreffende Kombination. Spuren haben wir keine
gefunden. Und die beiden Geschosse, die aus Ihrem Kleiderschrank gekratzt
wurden, sind noch in der Kriminaltechnik. Dazu kann ich nichts sagen«,
entschuldigte sie sich mit einem weiteren Lächeln.
    Lüder bedankte sich
bei der jungen Kollegin. Er hatte nichts anderes erwartet. Die Leute, die es
auf ihn abgesehen hatten, waren Profis.
    Was sollte er jetzt
als Nächstes unternehmen? Die Sonderkommission unter Oberrat Gärtner würde
allen bekannten Kieler Spuren nachgehen. Da wäre es naheliegend,
unkonventionelle Überlegungen anzustellen.
    Wieso fuhr Sabine
Vanderborg mit einem Fahrzeug aus dem Landkreis Güstrow herum, das auf einen
Golflehrer aus Teterow zugelassen war? Die Frau gab ihm ohnehin Rätsel auf. Sie
hatte ein Verhältnis zu Forstheim, kannte Kapitänleutnant Heimberger immerhin
so gut, dass sie ihn in seinem Appartement besuchen wollte, und durfte das Auto
des Golflehrers benutzen. Eine vielseitige Frau. Forstheim und Heimberger
kannte er. Vielleicht sollte er sich Timothy McBain einmal aus der Nähe
ansehen.
    *
    Die Ostseeautobahn zwischen Lübeck und Rostock war,
wie oft außerhalb der Ferienstoßzeiten, fast leer, und er kam zügig voran.
Trotzdem brauchte er fast drei Stunden, bis er auf den Marktplatz von Teterow
rollte und seinen BMW auf dem
kopfsteingepflasterten Platz abstellte.
    Das Rathaus an der Stirnseite strahlte in frisch
renoviertem Glanz. Auch das überwiegend nur eingeschossige Häuserensemble ließ
nichts mehr von der bedrückenden Baufälligkeit ahnen, die vor der Maueröffnung
in den Zentren der abseitsgelegenen ostdeutschen Kleinstädte herrschte.
    Das, überlegte Lüder, vergessen viele Menschen häufig,
wenn sie über die angeblichen Nachteile unserer

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