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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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fliehenden
Schatten. Lüder zielte, aber aus dieser Distanz war ein bewegtes Ziel anders
als in einem Western mit John Wayne nur schwer mit einer Pistole zu treffen.
Lüder lief hinterher, kam kurz ins Straucheln und knickte über den rechten Zeh
ab. Mit Mühe konnte er das Gleichgewicht halten. Dann registrierte er einen
stechenden Schmerz in seinem Fuß. Ohne Schuhe hätte es keinen Sinn, dem
Schützen zu folgen.
    Er kehrte ins Haus zurück, vermied es aber, Licht zu
machen. Bei der Kaltblütigkeit der Gegner war nicht auszuschließen, dass der
andere im Garten lauerte, weil bis zum Eintreffen der Polizei noch ein paar
Minuten vergehen würden.
    Doch es blieb ruhig, bis es etwas später in der
beschaulichen Wohnstraße von Blaulichtern wimmelte und jede Menge uniformierter
und ziviler Kollegen nicht nur das Haus unter die Lupe nahmen, sondern auch die
Gegend durchkämmten.

ACHT
    Weder das Konzert
der vereinigten Vogelchöre noch die Sonne, die auch die Schlafzimmergardine
nicht vollends aussperren konnte, hatten Lüder zu wecken vermocht. Erst der
unerbittliche Weckruf des Telefons holte ihn aus dem Tiefschlaf. Aus
verquollenen Augen blinzelte er auf die Digitalanzeige des Weckers und
erschrak. Er war schon nach zehn Uhr. Die Spurensicherung hatte erst gegen
sieben Uhr das Haus verlassen. Die freundliche Nachbarin, Frau Mönckhagen,
hatte sich angeboten, den Handwerker zu bestellen, damit der – diesmal – die
Terrassentür reparieren würde.
    »Soll ich den
Tischler vorsorglich auch für den nächsten Tag bestellen?«, hatte die rundliche
Frau geunkt, aber Lüder war auf diesen Scherz nicht eingegangen.
    »Lüders«, meldete er
sich.
    »Was ist denn mit
dir los?«, hörte er Margits vertraute Stimme. »Wieso bist du nicht zum Dienst?«
    »Verdammt«, brummte
er, »ich habe verschlafen.«
    »Bist du unsolide
geworden, wenn die Familie nicht im Hause ist?« Ein Hauch Besorgnis schwang in
Margits leichthin gesprochenen Worten mit.
    »Ich habe nicht
daran gedacht, den Wecker zu stellen«, log Lüder. Tatsächlich kümmerte sich
Margit um diese Selbstverständlichkeiten. »Du siehst, ohne dich läuft hier
nichts. Du fehlst mir an allen Ecken.«
    »Dann wird es Zeit,
dass ich wieder heimkomme. Ich werde mit dem Arzt sprechen. Vielleicht klappt
es noch heute.«
    »Das … das wäre
schön«, stammelte Lüder. »Obwohl du nichts überstürzen solltest. Und die Kinder
würden sich genauso wie meine Eltern noch über ein paar weitere Ferientage
freuen.«
    »Das hat doch nichts
miteinander zu tun«, warf Margit ein. »Was ist gegen zwei oder drei Tage nur zu
zweit einzuwenden?«
    Weiblicher Logik war
manchmal schwer beizukommen, stellte Lüder fest. Auf keinem Fall wollte er ihr
etwas von den Ereignissen außerhalb der Krankenhausmauern erzählen. Er hätte es
gern gesehen, wenn sie noch eine Weile im relativen Schutz des Hospitals
verweilen würde.
    »Ich würde mich
riesig darüber freuen«, antwortete er und nahm sich vor, mit dem behandelnden
Arzt zu sprechen und auf ihn einzuwirken, dass der stationäre Aufenthalt noch
verlängert würde.
    Lüder telefonierte
mit seiner Dienststelle und gab durch, dass er zur Mordkommission fahren würde.
Die Morgentoilette fiel zügiger als sonst aus. Auf ein Frühstück verzichtete er
ganz.
    Eine halbe Stunde
später saß er in Vollmers’ Büro und wartete bei einem frisch gebrühten Kaffee,
den ihm Kommissarin Scholtz angeboten hatte, auf den Leiter des K1.
    Es dauerte noch eine
weitere halbe Stunde, bis er Vollmers’ Stimme auf dem Flur hörte. Kurz darauf
stürmte der Hauptkommissar in den Raum.
    »Manche Meetings
sind so überflüssig wie ein Kropf«, schimpfte er. »Dafür sind wir an einer
anderen Stelle weitergekommen. Wir haben die Smith & Wesson von Taylors
Leibwächter, diesem Wartanjan, ballistisch untersuchen lassen. Das Ergebnis
müsste mit ein wenig Glück vorliegen.«
    Mit flinken Fingern
wühlte sich Vollmers durch einen Papierstapel auf seinem Schreibtisch. Er zog
ein einzelnes Blatt hervor und überflog kurz den Inhalt. Dann tippte er auf das
Dokument.
    »Die Waffe ist uns
unbekannt. Damit wurde nicht geschossen. Weder auf den Staatsanwalt noch bei
anderen Gelegenheiten. In unseren Dateien ist die Pistole nicht als Tatwerkzeug
für eine Straftat gespeichert.«
    »Und was geschieht
jetzt mit Wartanjan?«
    »Momentan ist er
noch in Gewahrsam. Ein Richter hat es bestätigt. Ich gehe davon aus, dass er in
den nächsten vierundzwanzig Stunden als unerwünschte Person

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