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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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zur
Hand.
    Automatisch zog er den Verschluss zurück, um die Waffe
durchzuladen. Das Ratschen schien ihm so laut, dass es durchs ganze Haus
dröhnte.
    Lüder vermochte nicht zu sagen, weshalb er beim
Zubettgehen die Schlafzimmertür nicht geschlossen hatte. Einen Grund dafür gab
es nicht. Nur diesem glücklichen Umstand verdankte er es, dass er in seinem
unruhigen Schlaf das Knarren der Treppe wahrgenommen hatte.
    Er hielt den Atem an, weil der unbekannte Besucher das
Laden der Dienstwaffe gehört haben musste.
    Lüder schlich auf nackten Sohlen über den Teppich die
wenigen Schritte bis zur Tür. Er war aufs Äußerte angespannt. Vom Eindringling
war nichts zu hören.
    Durch die Gardinen drang fahles Mondlicht in den Raum
und beleuchtete schwach die Szene. Gegen die helle Wand zeichneten sich die
Umrisse der Möbel ab. Zum Glück schluckte der dunkle Teppichboden Lüders
Schatten, der durch das Licht entstand, das durch das Fenster in seinem Rücken
fiel.
    Lüder verharrte eine ganze Weile in dieser Position.
Mit angespannten Sinnen lauschte er. War er einer Täuschung erlegen? Natürlich
waren die Nerven gereizt. Er war sensibilisiert. Deshalb war es durchaus
möglich, dass er sich selbst etwas vorgaukelte.
    Nichts rührte sich.
    Lüder ging in die Knie. Wie ein Paukenschlag klang das
Knacken seiner Gelenke durch die Stille. Er schalt sich selbst einen Narren.
Zumindest durfte er niemandem etwas von seinem Verhalten berichten. Er würde
sich damit lächerlich machen. Ein Polizist, der mit einem Kribbeln im Nacken am
Türrahmen seines Schlafzimmers kauert und einen nicht vorhandenen Gegner
belauert. Gottlob war er allein im Hause. Margit hätte möglicherweise belustigt
im Bett gesessen und sein Verhalten kommentiert. Und um die Szene besser
beobachten zu können, hätte sie auch das Licht eingeschaltet.
    Lüder holte tief Luft. Dann schob er vorsichtig seinen
Kopf um die Ecke.
    In diesem Moment hörte er das »Plopp« einer Waffe. Das
Geräusch war zeitgleich mit dem Knall, den das Geschoss verursachte, als es
gegen die Schlafzimmerwand knallte, abprallte und mit einem leichten Sirren als
Querschläger krachend in das Holz des großen Schranks fuhr.
    Sein Gegner hatte sich absolut professionell verhalten
und in seiner Position so lange bewegungslos verharrt, bis Lüder sich rührte.
In der psychologischen Kampfführung hatte der andere den ersten Punktsieg
errungen. Lüder hatte als Erster die Stille durchbrochen.
    Bei seinem kurzen Blick hatte er auf der dunklen
Treppe nicht einmal einen Schatten erkennen können. Er wog seine Situation ab.
Der unbekannte Schütze hatte die bessere Schussposition, weil sich Lüders
Silhouette vor dem hellen Türrahmen abzeichnete. Andererseits konnte sich der
Gegner nicht rühren, weil die Treppe jede Bewegung verraten würde.
    Lüder überlegte einen Moment. Dann hatte er eine Idee.
Vorsichtig richtete er sich auf. Diesmal verrieten ihn seine Knie nicht.
Lautlos griff er hinter sich und tastete nach einem Bild, das auf einer
Anrichte stand. Mit spitzen Fingern nahm er den Rahmen und hielt ihn in der
linken Hand hoch über den Kopf, während seine rechte die Pistole umklammerte.
Er hielt den Atem an. Dann schob er das Bild millimeterweise am Türrahmen
entlang um die Ecke. Gleich darauf erklang wieder das »Plopp«. Im selben Moment
spürte Lüder den Schlag in seiner linken Hand, als das Bild mit einem lauten
Klirren zersprang und die Scherben zu Boden fielen. Die Kugel hatte das Foto
glatt durchschlagen und war ihrer Vorgängerin gefolgt, gegen die Wand
abgeprallt und als Querschläger ebenfalls im Kleiderschrank gelandet.
    Im selben Moment, als sich der Eindringling auf das
Bild hoch über Lüders Kopf konzentrierte, hatte er die rechte Hand vorgeschoben
und zwei Schüsse ins Dunkle abgegeben, dorthin, wo er den Gegner vermutete.
Dann zog er sich blitzartig wieder in seine Deckung zurück.
    Das alles spielte sich in Bruchteilen von Sekunden ab.
In dem verhallenden Geräusch seiner eigenen Schüsse hörte Lüder das Knistern
von Kleidung, dann das Aufkommen zweier Füße auf dem Fliesenboden des
Erdgeschosses.
    Der Gegner hatte die Flucht ergriffen.
    Lüder hastete die Treppe hinunter und sah einen
Schatten, der durch das Wohnzimmer zur offenen Terrassentür eilte.
    Er schnellte hinterher, prallte gegen die Tür, die der
Flüchtende hinter sich zugeworfen hatte, und als er endlich auf der Terrasse
stand, sah er vor den dunklen Büschen am Ende des Gartens einen

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