Tod an der Förde
Professionalität.« Gottlob haben sie einmal Pech
gehabt, dachte Lüder bei sich, als er sich an den fehlgeschlagenen Anschlag auf
sich selbst erinnerte.
»Das stimmt mich
auch nachdenklich«, sagte Vollmers. »Wir haben keinen Zweifel daran, dass wir
es mit Profikillern zu tun haben. Ein solcher aber schießt niemals mit einer
Pistole von der anderen Straßenseite. Die Wahrscheinlichkeit, aus dieser
Entfernung zu treffen, ist eher gering und entspricht der eines
Lotteriegewinns. Das klappt nur in Filmen. Außerdem haben die Täter in der
Vergangenheit nie Patronenhülsen hinterlassen.«
»Wollten die
Forstheim nur einen Denkzettel verpassen? Einen Schrecken einjagen?« Lüder
strich sich mit Daumen und Zeigefinger über die Mundwinkel. »Das könnte
natürlich sein. Aber weshalb hinterlassen sie dann Spuren wie die
Patronenhülsen? Können Sie noch einmal berichten, wie sich das Ganze zugetragen
hat?«
Lüder hörte Vollmers
tief durchatmen, bevor der Hauptkommissar die bisherigen Ermittlungsergebnisse
erneut vortrug.
»Stopp«, unterbrach
ihn Lüder. »Da ist etwas, was mich stört. Sie sagten, Forstheim hätte schon
weit vor seinem Haus, wie er es immer zu tun pflegt, das Garagentor mittels der
Fernbedienung geöffnet. Er fährt dann ohne zu halten direkt in die Garage. Das
ist nachvollziehbar. Wo stand der Wagen gestern, als das Attentat auf ihn
verübt wurde?«
»Moment«, hörte
Lüder den Hauptkommissar. Dann vernahm er das Rascheln von Papier. Eine Weile
später antwortete Vollmers.
»Forstheims Audi
stand in der Auffahrt, also vor der Garage. Dort haben ihn die Kollegen von der
Schutzpolizei gefunden, die zuerst am Tatort eintrafen.«
»Erklären Sie mir
bitte, weshalb Forstheim das Garagentor öffnet, um dann doch davor zu halten.
Er wird den Wagen nach den Schüssen kaum wieder herausgefahren haben.«
»Stimmt«, bestätigte
Vollmers. »Das ist mir auch schon aufgefallen. Irgendetwas ist oberfaul an der
Sache. Da wäre noch etwas. Die Ehefrau hat ausgesagt, dass sie mit Körperpflege
beschäftigt war. Sie hatte ihren Mann kommen hören, sich dann aber gewundert,
dass er nicht ins Haus kam.«
»Kein Wunder, wenn
auf ihn geschossen wurde.«
»Nein«, entgegnete
Vollmers. »Sie hatte das Auto gehört, aber dann ist eine unbestimmte Zeit
verstrichen, in der nichts passierte. Erst dann sind die Schüsse gefallen. Dann
dauerte es noch eine Weile, bis Frau Forstheim an der Hautür war und ihren Mann
dort kauernd aufgefunden hat. Was ist in der Zwischenzeit geschehen?«
»Das ist eine
spannende Frage«, sagte Lüder.
Dann fiel ihm noch
etwas ein, was ihm der chilenische Journalist berichtet hatte. Lüder
informierte Vollmers über seinen Verdacht. Der Hauptkommissar versprach, dieser
Spur nachzugehen.
*
Lüder war sich über sein weiteres Vorgehen
unschlüssig. Seine Gedanken kreisten noch immer um die mysteriöse Sabine
Vanderborg, die – rein zufällig, wie sie behauptete – den gleichen Namen wie
der Vorstandssprecher der Werft trug und über die nichts in Erfahrung zu
bringen war. Ihre Papiere waren einwandfrei, aber über ihre angebliche
Tätigkeit als Journalistin hatten sie nichts in Erfahrung bringen können. Das
Auswärtige Amt hatte alle Bemühungen, in dieser Richtung weitere Erkenntnisse
zu sammeln, blockiert.
Lüder hatte sich mit seinem BMW vor dem Hotel »Kieler Kaufmann« positioniert und wartete
auf die Frau. Vielleicht führten Beobachtungen über ihren Tagesablauf, ihr
Bewegungsbild, zu weiteren Aufschlüssen über ihre Rolle in diesem Fall. Von
seinem Platz auf dem unbefestigten Randstreifen im ruhigen Niemannsweg, der das
Düsternbrooker Gehölz am oberen Hangende begrenzte, hatte er einen freien Blick
auf das von Efeu umrankte Traditionshaus.
Er musste sich fast zwei Stunden in Geduld üben, bis
die Südafrikanerin aus dem Hotel kam, gelangweilt einen Blick über den immer
noch mit leichten Schleierwolken bedeckten Himmel warf, um dann zielsicher auf
Lüders Wagen zuzumarschieren.
Sie trug einen elegant geschnittenen braunen
Hosenanzug. Unter dem Blazer trug sie eine blassgelbe Bluse, die ihre
weiblichen Reize voll zur Geltung kommen ließ.
Um ihre Lippen spielte ein leicht spöttischer Zug, als
sie näher kam.
Lüder stieg aus seinem Wagen. Er ärgerte sich, dass
sein Vorhaben, die Frau zu beschatten, kläglich gescheitert war.
»Good morning«, begrüßte sie ihn, als sie noch ein
paar Schritte entfernt war. »Ich glaube, nein ich hoffe, dass Sie warten
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