Tod an der Förde
aufhorchen. Er bemerkte
es am leichten Zucken ihrer sorgfältig gezupften Augenbrauen.
»Das soll werden ein offizielles Gespräch«, sagte sie
mit einem Achselzucken. »Schade. Männer aus Nordeuropa sind sehr interessant.
Das sein Vergeudung, wenn man sich ausrichtet nur an berufliche Interessen.«
»Man kann sich schwerlich mit einer zweifellos
attraktiven Frau unterhalten, wenn man nicht weiß, mit wem man es zu tun hat.«
»Sie wissen doch meine Name. Sabine Vanderborg von
Südafrika.«
»Angebliche Journalistin«, gab Lüder zurück.
Ihm war etwas aufgefallen, was ihn schon bei ihrer
ersten Begegnung irritiert hatte. Wenn Sabine Vanderborg auch eine perfekte
Legende hatte, so konnte sie ihren Dialekt nicht verhehlen. Sie hatte den
Fehler gemacht, Deutsch zu sprechen. Und dabei kam eine Sprachfärbung zuTage,
die nicht südafrikanisch klang. Lüder hatte zwar keine große Erfahrung mit
Menschen von der Südspitze des schwarzen Kontinents, aber in seinem Ohr klang
Holländisch anders. Und wenn die sprachlich den Buren verwandten Niederländer
englisch sprachen, hörte es sich anders an als das, was Sabine Vanderborg von
sich gab. Und diesen Sprachrhythmus hatte sie nun ins Deutsche übersetzt. Die
Frau kam nicht aus Südafrika.
Sie nahm einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette, wandte
den Kopf zur Seite und entließ durch die gespitzten Lippen blauen Ringe.
»Sie glauben mir nicht? Meine Papiere waren okay,
oder?«
»Die waren zu gut gefälscht. Trotzdem! Sie kommen
nicht aus Südafrika.«
»Sondern?«, fragte sie. In ihrer Stimme lag etwas
Lauerndes. Sie konnte ihre Anspannung nicht verbergen.
»Sie sind Engländerin. Vielleicht Australien oder
Neuseeland.« Lüder zögerte eine Weile. »English native speaker. Aber nicht
Amerika oder Kanada«, grenzte er ein.
Die Bedienung unterbrach sie. Lüder registrierte, dass
sein Gegenüber aufatmete.
Sabine Vanderborg nutzte die Pause, um umständlich den
braunen Kandis in ihre Teetasse fallen zu lassen und lange mit dem Löffel zu
rühren. Gedankenverloren betrachtete sie den langsamen Zerfall der
Zuckerkristalle. Dann nahm sie einen Schluck, stellte die Tasse zurück und sah Lüder
an. Sie spitzte die Lippen und hauchte ihm einen Kuss zu.
»Kompliment. In England man glaubt, dass die deutsche
Polizei nur stumpfsinnige Prügeljungen sind. Keiner der police traut
etwas zu. Ich bin überrascht, dass Sie haben gefunden mein kleines Geheimnis.«
Sie lächelte, als sie Lüders Erstaunen über das rasche Erlahmen ihrer Gegenwehr
bemerkte. »Wie haben Sie es gefunden?«
Lüder schüttelte ganz leicht den Kopf. »Das ist mein
Geheimnis.«
»Well, dann ich muss gestehen, dass ich nicht bin
Sabine Vanderborg. Ich heiße Sarah Worthington und bin ein Kollege von Sie.«
Sie musterte Lüder mit einem langen Blick. Erst als
dieser schwieg, sprach sie weiter.
»Ich gehe davon aus, dass Sie sind sehr diskret und
behalten für sich, was ich Ihnen erzähle jetzt. Das ist alles topsecret. Ich
arbeite für den MI 6. Wissen Sie,
was das ist?«
Lüder nickte. »Das ist der SIS – der Secret Intelligence Service, wie der britische
Auslandsgeheimdienst offiziell heißt. Vergleichbar mit dem BND , dem Bundesnachrichtendienst.«
»Gut«, lobte sie ihn, »Sie sind nicht nur
scharfsinnig, sondern haben auch eine Bildung. Der BND ist ein Behörde mit deutsche Beamte. Wir sind auch
Beamte, aber Sie nicht können sich bewerben beim MI 6. Nur die Allerbesten werden rekrutiert. Wenn Sie sind
ein Prädikatsstudent in Oxford oder Cambridge, Sie werden diskret aufgefordert,
in den MI 6 einzutreten. Oder Ihr
Professor empfiehlt Sie.«
»Deshalb wird es auch nie einen deutschen James Bond
geben«, sagte Lüder lachend.
Sie stimmte ein. »Richtig. Nicht nur wegen die
Unterschied zwischen die Filmemacher. Nun aber zurück. Ich arbeite undercover,
und meine Aufgabe war zu finden heraus, was es mit die Aufrüstung von
Argentinien zu tun hat. Zu unsere große Überraschung mussten wir feststellen,
dass die Deutschen hatten viele Probleme mit diese Auftrag, weil dauernd
Sabotage gemacht wurden. Ich habe das Vertrauen von eine Werftmitarbeiter
gewinnt.«
»Jürgen Forstheim«, unterbrach Lüder sie.
Sarah Worthington alias Sabine Vanderborg nickte.
»Der Hintergrund ist diffizil. Haben Sie gewusst, dass
nicht nur Argentinien, sondern auch Chile die gleiche U-Boot-Typ bei der Werft
bestellt hat?«
Davon hatte keiner der Werftleute gesprochen.
»Die Deutsche wollen natürlich beide
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