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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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argentinische
Staatspapiere ging einher mit seiner Beförderung zum Projektleiter für den
U-Boot-Bau für die Südamerikaner. So hatte Jürgen sein berufliches
Erfahrungsspektrum optimal mit privatem Investment verknüpft.
    Das gesteigerte berufliche Engagement ihres Mannes
verhalf auch Ev zu einem neuen Bekanntenkreis, vornehmlich über die
Damennachmittage im Golfclub. Dafür verkümmerten alte Freundschaften, aber um
die war es wenig schade, da Ev mit zunehmendem sozialem Aufstieg der Neid ihrer
ehemaligen Freunde begegnete. Das große Haus, das Auto – dies alles wurde mit
Kommentaren abgetan, aus der purer Neid troff.
    Ev akzeptierte als Preis für diese Annehmlichkeiten,
dass Jürgen jetzt mehr Zeit für seinen Beruf aufwenden musste. Er kam häufig
spät nach Hause. Auch ihr Eheleben hatte in den letzten Wochen darunter
gelitten. Aber all das konnte Ev verschmerzen, strahlte doch jetzt eine andere
Sonne auf ihr Leben.
    Sie blickte erneut auf die Armbanduhr, als sie das
Auto hörte. Sie kannte das Geräusch des abbremsenden Audi, bevor ihr Mann auf
die Einfahrt vor der Garage einbog. Er reduzierte schon zuvor die
Geschwindigkeit, damit das per Fernbedienung betriebene Garagentor sich öffnen
konnte. Ob die Autotür zuklappte, konnte sie nicht sagen, da dieser Laut durch
den Fernsehapparat verschluckt wurde, der im Hintergrund lief.
    Sie nahm einen weiteren Schluck Sekt, tauchte den
Pinsel in eines der Fläschchen ein und betupfte vorsichtig den nächsten Fußnagel,
als sie es in kurzen Abständen mehrfach knallen hörte. Es war ein
eigentümliches Geräusch, das von der stillen Straße herüberkam. Es konnten
Schüsse gewesen sein.
    Mit Sorgfalt fuhr sie mit dem Pinsel an der Nagelhaut
entlang, ohne diese zu berühren. Dann widmete sie sich dem nächsten Streifen.
Sie ließ sich Zeit dabei; es drängte sie nichts. Der nächste Morgen brachte
keine Verpflichtungen, und wenn sie bis in den späten Vormittag hinein schlief,
störte es niemand.
    Erst als sie mit dem Fußnagel fertig war, fiel ihr
auf, dass Jürgen immer noch nicht ins Haus gekommen war. Mit einem Seufzer
legte sie den Pinsel so auf die Tischkante, dass die Haare überstanden. Dann
trank sie den Rest aus ihrem Glas auf, stand auf und ging auf den Hacken zur
Haustür, wobei sie sorgfältig darauf achtete, dass ihre Fußnägel frei in der
Luft schwebten.
    Jürgen war immer noch nicht ins Haus gekommen.
    Ev öffnete vorsichtig die schwere Holztür und fuhr im
selben Moment zusammen, als sie das Bündel wahrnahm, dass auf dem Boden vor der
Haustür kauerte. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie, dass es Jürgen war.
    »Was machst du da? Du hast doch nicht etwa getrunken?«
    Es war in der jüngsten Vergangenheit öfter
vorgekommen, dass ihr Mann nach Alkohol roch, wenn er heimkam. Er war zwar nie
betrunken gewesen, Ev bezweifelte aber, dass er eine Verkehrskontrolle ohne
Probleme überstanden hätte.
    Jürgen sah seine Frau, die im hell erleuchteten
Eingang stand, von unten mit großen Augen an. Er hatte die Arme um seinen
Oberkörper geschlungen. Es sah aus, als würde er frieren.
    »Man hat auf mich geschossen«, stammelte er.
    »Spinnst du?«, fragte Ev belustigt. Aber dann fielen
ihr die Geräusche ein, die sie gehört hatte. Sie warf einen raschen Blick über
den Vorgarten auf die Straße. Nichts war zu sehen. Alles war friedlich. »Bist
du dir sicher?«, fragte sie, immer noch im Zweifel, ob es sich nicht um eine
Sinnestäuschung handelte.
    Jürgen Forstheim war erbost. »Glaubst du, ich hocke
hier zu meinem Vergnügen vor der Tür?«
    »Wer sollte auf dich schießen? Hier, in dieser
Gegend?«
    »Woher soll ich das wissen? Schließlich ist Commodore
Hernandez auch ermordet worden. Und dieser Staatsanwalt, der den Fall
bearbeitet hat, wurde regelrecht hingerichtet.«
    Plötzlich ging ein Ruck durch Ev. Der Schreck stand
ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Komm, steh auf«, sagte sie.
    Mühsam raffte sich Forstheim hoch. Halb stolpernd,
halb kriechend folgte er seiner Frau ins Haus, die hastig hinter ihm die
Haustür ins Schloss fallen ließ.
    Dann rief sie die Polizei an.
    Ev hatte nicht ein einziges Mal gefragt, ob ihr Mann
etwas abbekommen habe oder verletzt sei. Das vertraute Miteinander, der
fürsorgliche Umgang zwischen den Eheleuten, war schon lange dem Streben nach
anderen Zielen geopfert worden.

NEUN
    Über der Förde hatte
ein leichter Dunstschleier gelegen und den Morgen in ein milchiges Licht
getaucht. Die Rushhour stellte in Kiel

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