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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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sollte
sie eine Waffe benutzt haben.«
    Das war eine wichtige Information. Lüder staunte
wieder einmal über die Findigkeit der Kriminaltechniker, ohne deren Gespür und
Wissen mit Sicherheit wesentlich weniger Kriminalfälle aufgeklärt würden.
    »Die Handtasche haben wir gegen den Protest der Dame
behalten. Wir möchten sie auch gründlich untersuchen, aber das dauert noch ein
wenig. Übrigens«, der Beamte griff in die Gesäßtasche, »haben wir zwei Pässe in
der Tasche gefunden.«
    »Ich weiß«, warf Lüder ein. »Der eine lautet auf
Sabine Vanderborg und ist von der Republik Südafrika. Der andere ist ein
britischer Pass.«
    »Stimmt«, sagte der Beamte vom Erkennungsdienst. »Aber
das Bemerkenswerte daran ist, dass beide echt sind. Wer ist die Frau denn nun
wirklich?«
    »Das würde ich auch gern wissen«, erwiderte Lüder und
bedankte sich für die gründliche Arbeit. Dann kehrte er in sein Büro zurück und
nahm hinter dem Schreibtisch Platz. Demonstrativ legte er beide Pässe vor sich
hin. Dann musterte er schweigend die elegante Frau, die ihm gegenübersaß. Zum
ersten Mal hatte er den Eindruck, dass sie an Selbstsicherheit einbüßte. Sie
spitzte die Lippen, als würde sie ihm einen Kuss zuhauchen wollen, schwieg
aber.
    Jochen Nathusius rückte mit seinem Stuhl demonstrativ
in eine Ecke des Raumes. Er wollte damit deutlich machen, dass er sich am
folgenden Verhör nicht beteiligen wollte.
    Eine Weile herrschte Totenstille im Raum.
    »Darf ich rauchen?«, unterbrach die Frau schließlich
das Schweigen.
    »Ungern«, antwortete Lüder.
    Sie tastete mit ihren schlanken Händen die
Seitentaschen ihres Kostüms ab.
    »Die haben meine Handtasche und die Zigaretten mir
weggenommen«, klagte sie. »Was soll das Ganze?«
    Lüder zeigte auf die beiden Pässe.
    »Kompliment an den MI 6. Zwei echte Pässe. Über solche Möglichkeiten staunen wir einfachen Polizisten
nur.«
    Sie sagte nichts.
    »Wie soll ich Sie nun anreden? Miss Vanderborg? Oder
ist Ihnen Miss Worthington lieber?«
    Urplötzlich wechselte die Frau ins Englische.
    »Das ist Ihnen freigestellt. Ich glaube, es ist
besser, wenn ich mich nur noch in meiner Muttersprache äußere.«
    »Damit haben wir kein Problem«, sagte Lüder und nahm
den englischen Pass zur Hand. »Gut, dann sprechen wir also mit Miss
Worthington.« Er schlug ihn auf und blätterte darin. Dann stutzte er.
    »So’n Schiet«, sagte er auf Plattdeutsch und schlug
sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Dat heff ick mi all dacht. Dat
steiht ock inne annern Papier vun Pressefutzi.«
    Nathusius sah ihn fragend an, weil er zwar die Worte
gehört und auch des Plattdeutschen mächtig war, aber die Bedeutung dieses
Ausrufs nicht verstand. Sarah Worthington hatte Lüders Aussage, die auch mehr
für den Kriminaldirektor bestimmt war, nicht nachvollziehen können. Wie gut,
dass die Frau doch keine Südafrikanerin ist, dachte Lüder. Vielleicht hätte sie
mit dem ihr dann geläufigen Afrikaans meine Aussage interpretieren können, da
das Holländische zum Niederdeutschen eine bestimmte Nähe aufweist.
    Lüders Gesichtszüge entspannten sich. Sie zeigten fast
den Anflug von Heiterkeit.
    »Miss Worthington, ich verhafte Sie wegen des
Verdachts auf dreifachen Mord, den Mordanschlag auf einen Polizeibeamten und
weitere Straftaten.« Es folgte die Rechtsbelehrung.
    Noch während seiner folgenschweren Anschuldigung hatte
Lüder abwechselnd Sarah Worthington und Nathusius angesehen. Ihm fiel auf, dass
beide wiederum ihre Blicke auf Lüder richteten und nicht untereinander
Sichtkontakt aufnahmen.
    Nathusius war genauso erstaunt, wie die Frau
erschrocken war.
    Es herrschte tiefe Stille im Raum. Niemand unterbrach
das Schweigen.
    Schließlich hielt es Sarah Worthington nicht mehr aus.
    »Wie kommen Sie auf diese dumme Idee?«, fragte sie
schließlich. »Ich hatte mich Ihnen anvertraut und offenbart, dass ich Agentin
des MI 6 bin und meine Regierung
der Bundesrepublik wichtige Hilfe zukommen ließ. Ich habe Ihnen sogar so weit
vertraut, dass ich Ihnen von den geheimen Erkenntnissen meiner Behörde
berichtet habe.«
    Lüder lehnte sich in seinem Bürostuhl mit der
Wippautomatik bis zum Anschlag zurück.
    »Das haben Sie alles sehr geschickt eingefädelt«,
sagte er und holte den Computerausdruck hervor, den er von Kayssen erhalten
hatte. Lüder legte ihn der Frau vor und tippte mit dem Zeigefinger darauf.
    »Hier. Das ist ein Artikel aus dem Jahre 1982,
erschienen im ›Guardian‹. Er schildert das,

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