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Tod an der Förde

Tod an der Förde

Titel: Tod an der Förde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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sie.
    Lüder ergriff nochmals ihre beiden Hände und führte
sie an die Nase. Er schnupperte auch an den Ärmeln, ob er möglicherweise
Schmauchspuren feststellen konnte. Doch das strenge Parfüm überdeckte alles.
    »Wir müssen Sie mitnehmen und einer Routinekontrolle
unterziehen«, sagte er. Der Erkennungsdienst würde an der Kleidung auch feinste
Partikelspuren feststellen können. Der gleichen Prozedur mussten sich auch noch
die anderen unterziehen: Böttcher, Brown, von Glahn und Dr. Vollquardsen.
    »Sie glauben nicht, dass ich habe geschossen?«, fragte
sie mit hochgezogener Augenbraue.
    »Es gehört zu unserem Ermittlungsstandard, dass wir
diese Untersuchungen ohne Ansehung der Person vornehmen. Ich darf Sie bitten, mit
mir zur Dienststelle zu kommen.«
    »Nun, kann ich mich wehren dagegen?«, fragte sie
kokett.
    »Kaum«, sagte Lüder, stieg aus und öffnete ihr die
Tür.
    Sie folgte ihm zu seinem BMW . Die Fahrt durch den Feierabendverkehr Kiels verlief
schweigend.
    Lüder hatte überlegt, ob er sie in der »Blume«
abliefern sollte, sich dann aber doch entschlossen, sie mit zum
Landeskriminalamt an den Stadtrand zu nehmen. Dort übergab er sie zur
erkennungsdienstlichen Behandlung den zuständigen Kollegen, während er selbst
Sven Kayssen von der Pressestelle aufsuchte.
    Der stöhnte auf, als Lüder sein Büro betrat.
    »Das war ‘ne verflixte Friemelarbeit.« Dann strahlte
er und wedelte mit einem Computerausdruck. »Aber ich bin fündig geworden.«
    Lüder warf einen Blick auf das Papier.
    »Toll! Wenn wir etwas mehr Ruhe haben, müssen Sie mir
mal zeigen, wie man solche Informationen an die Oberfläche zaubert.«
Anerkennend klopfte er Kayssen auf die Schulter. »Dafür schulde ich Ihnen was.«
    Es war ein unkonventionelles Zusammenarbeiten mit dem
Leiter der Pressestelle. Mal duzte man sich, dann war wieder das »Sie« die
Anrede.
    »Da fällt mir schon was ein«, hörte er den
Pressesprecher hinter sich herrufen, als er dessen Büro wieder verließ.
    Auf dem Weg in sein eigenes Reich vermisste er die
Begegnung mit Friedjof, der womöglich schon Feierabend gemacht hatte.
    Mehrfach las er sich den Presseartikel durch, den
Kayssen für ihn ausgegraben hatte. Er war in englischer Sprache abgefasst.
Lüder wurde unterbrochen durch ein schwungvolles Pro-forma-Klopfen an seiner
Tür, die förmlich aufgerissen wurde. Kriminaldirektor Nathusius trat ein und
setzte sich Lüder gegenüber an den Schreibtisch.
    »Erzählen Sie«, forderte Nathusius ihn auf.
Irgendetwas in seinem Verhalten war anders. Überschwengliche Jovialität war nie
die Art des Kriminaldirektors gewesen, aber so reserviert wie jetzt hatte Lüder
ihn noch nie erlebt.
    Er berichtete von den Ereignissen auf der Werft und
vom Stand der ersten Ermittlungen.
    »Gibt es einen Grund, weshalb Sie mir Informationen
vorenthalten?«, fragte Nathusius scharf.
    »Wie kommen Sie darauf?«, erwiderte Lüder.
    »Warum haben Sie nicht erzählt, dass Sie eine der
Verdächtigen mit hierher gebracht haben?«
    »Ich wollte Sie nicht mit unausgegorenen Details
belasten.«
    Nathusius war die Verärgerung deutlich anzumerken. In
diesem Moment klopfte es erneut an der Tür, und ein Beamter brachte Sarah
Worthington in den Raum.
    »Kann ich Sie kurz sprechen?« Der Kollege bat Lüder
auf den Flur, während Sarah Worthington neben Nathusius Platz nahm.
    Lüder schloss die Tür hinter sich, damit die beiden im
Zimmer die vertraulichen Informationen nicht mitbekamen, die der Beamte vom
Erkennungsdienst weitergeben wollte.
    »Wir glauben, an den Ärmeln der Kleidung Rußpartikel
festgestellt zu haben. An den Händen hingegen war nichts zu finden. Das sind
noch Vermutungen. Genaueres werden erst die ausführlicheren Analysen ergeben.
Noch etwas. Unter den wohlgepflegten Fingernägeln der rechten Hand haben wir
winzige Spuren von Talkum gefunden. Wir vermuten es zumindest. Auch hierzu
bedarf es einer weitergehenden Laboruntersuchung.«
    »Und? Was bedeutet das?«
    »Hmh«, sagte der Beamte vom Erkennungsdienst, »Frau
Dr. Braun von der naturwissenschaftlichen Kriminaltechnik meint, dass Talkum
als hauchdünner Film in das Innere von Latexhandschuhen geblasen wird, damit
diese beim Anziehen gleitfähiger sind. Mit viel Phantasie könnte man sich
vorstellen, dass die Dame an der rechten Hand einen Latexhandschuh getragen
hat. Wenn man der Phantasie noch mehr Raum gibt, könnte das der Grund dafür
gewesen sein, dass wir an der Hand keine Schmauchspuren gefunden haben,

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