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Tod an der Ruhr

Tod an der Ruhr

Titel: Tod an der Ruhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Kersken
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Vorfall gegeben, weil’s des Bauern Pflicht sei, sein Werkzeug vor der Arbeit in Ordnung zu bringen. Und Martin Grottkamp hatte in jenem Herbst für zwei dreschen müssen, mal mit dem Vater und mal mit dem Knecht Sebastian. Seitdem wusste er, welch harte und staubige Arbeit das Getreidedreschen war.
    »Fleisch im Toppe, lasst uns hoppe!« Immer noch hatten die beiden Männer ihn nicht bemerkt. Unentwegt sausten ihre Klöppel im gleich bleibenden Rhythmus auf die Ähren nieder. »Fleisch im Toppe, lasst uns hoppe!«
    »Ach, der Martin. Natürlich, heute ist ja Donnerstag.« Erschöpft ließ Paul Grottkamp den Dreschflegel sinken, als er den jüngeren Bruder entdeckte.
    »Früh dran seid ihr in diesem Jahr«, sagte der. »Die vom Försterhof, die haben gerade erst mit dem Mähen begonnen.«
    »Ja, wir sind halt fleißige Leute hier auf dem Grottkamphof«, entgegnete Paul lachend. »Aber jetzt ist es fürs Erste auch genug. Was meinst du, Sebastian?«
    »Mir reicht es schon lange, Bauer«, schnaufte der Alte und legte den Dreschflegel aus der Hand. »Ich hätte nichts dagegen, wenn der Martin mich für eine Weile ablösen würde.«
    »Jetzt wird erst mal Mittag gemacht«, sagte Paul Grottkamp.
    »Na gut«, brummte Sebastian. »Der Herr Sergeant wird auch so genug Arbeit haben. Wie sieht’s denn aus, Martin? Benehmen die Sterkrader sich anständig, oder machen sie dir zu schaffen?«
    »Die meisten sind immer noch brave Leute. Aber mit all dem fremden Volk, das es nach Sterkrade zieht, kommt halt auch der eine oder andere Gauner ins Dorf.«
    Die Tür zur Küche öffnete sich ein Stück weit. Hedwig, die Mutter der Grottkamps, streckte ihren Kopf vorsichtig zur Deele herein.
    »Um Himmels willen, Männer, ihr wirbelt aber einen Staub auf. Da kann man ja ersticken«, schimpfte sie lachend. Dann sah sie ihren jüngsten Sohn. »Hab ich’s doch richtig gehört, der Martin ist schon da. Wie geht’s dir, mein Junge?«
    »Gut, Mutter, recht gut.«
    »Das ist ja schön. Aufs Essen müsst ihr Männer aber noch eine Weile warten. Die Sybilla und ich, wir werden schon noch unsere Zeit brauchen«, entschuldigte Hedwig Grottkamp sich.
    »Das macht gar nichts, Mutter«, entgegnete Paul. »Sebastian und ich, wir haben sowieso erst mal einen Eimer Wasser aus dem Brunnen nötig und eine Prise frische Luft. Und mir kannst du noch die lange Tonpfeife vom Pfeifenbrett geben und die Tabaksdose.«
    Als die beiden Brüder kurz darauf auf der Bank vor dem Fachwerkhaus saßen und Paul seine Tabakspfeife in Brand gesetzt hatte, stellte Martin Grottkamp fest: »Sie macht in letzter Zeit immer einen so munteren Eindruck, die Mutter. Weißt du noch, wie kränklich und mürrisch sie früher oft war? Manchmal scheint es mir, als ginge es ihr mit jedem Jahr, das sie älter wird, ein wenig besser.«
    Paul lachte. »Ja, sie scheint der Natur ein Schnippchen zu schlagen, die alte Frau Grottkamp. Und was sie noch alles schafft, das ist wirklich erstaunlich. Der armen Sybilla wird es schon manchmal zu viel, so entschieden führt die Mutter immer noch das Regiment in der Küche. Und das Spinnen lässt sie sich genauso wenig nehmen wie das Weben auf dem alten Webstuhl. Na, hoffen wir mal, dass wir die robuste Gesundheit von ihr geerbt haben.«
    »Und ihre Zufriedenheit«, wünschte Martin sich. »Ich hab das Gefühl, dass es der Mutter vor allem so gut geht, weil sie zufrieden ist mit sich und der Welt.«
    »Und mit ihren Kindern«, fügte Paul ernst hinzu. »Als wir beide damals im Streit miteinander waren, als du solange weg warst, da hat die Mutter sehr gelitten.«
    »Wir haben doch alle gelitten, damals«, erinnerte Martin sich. »Aber eigentlich haben wir uns immer gewünscht, dass es so wird, wie es jetzt ist. Dass wir beide zusammen auf unserer alten Holzbank sitzen und miteinander im Reinen sind.«
    »So ist es wohl«, murmelte Paul und zog ein paarmal kräftig an seiner Pfeife. »Für die Mutter jedenfalls ist es ein großes Glück, dass alles so gekommen ist. Ihr Ältester ist am Ende noch ein recht passabler Bauer geworden. Ihr Jüngster ist ein stattlicher Polizeisergeant, von dem die Leute im Dorf mit einem Respekt reden, als sei er der Herr Gemeindevorsteher persönlich. Und die beiden Töchter, die sind gut verheiratet und haben selbst schon wieder eine Anzahl braver Kinder.«
    »Nur einen kleinen Grottkamp, den gibt’s noch nicht«, stellte Martin fest.
    Paul kratzte sich den schütteren Schopf. Mit dem dichten, struppigen Haar seines

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