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Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Titel: Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Onkel Cristóbal mit der
Kavallerie und wird euch die Flügel stutzen.«
    ***
    Señora Bauzá Cantratx hatte sich nach einer kurzen Behandlung durch
den Notarzt wieder so weit unter Kontrolle, dass sie ihrer Trauer nur noch
durch Tränen Ausdruck verlieh. Sie saß, still vor sich hinweinend, im
Mannschaftsbus und wartete darauf, wieder in ihr Haus gehen zu können. Carmen,
die inzwischen ebenfalls in der Carrer Porrassaret eingetroffen war, setzte
sich zu ihr. »Señora Bauzá, es tut mir unendlich leid, dass wir Ihren Enrique
nicht mehr retten konnten.«
    Sie nickte. »Ich weiß, mein Kind, Sie haben Ihr Möglichstes getan.
Ermordet haben die ihn.«
    »Wen meinen Sie genau mit ›die‹?«
    »Die beiden Álvarez-Mädchen. Sie sind die Ausgeburt des Bösen. Ihre
erste Jugendbande hatten sie schon als Ministrantinnen, und in der Schule gab
es auch bald keinerlei Gesetze mehr für sie.«
    »Sie meinen, keinen Kodex«, hakte Carmen nach.
    »Den schon gar nicht. Nein, ich meine wirklich Gesetze. Die
Álvarez-Mädchen haben geraubt, betrogen und gefoltert. Altersgenossen, die
ihnen nicht hörig waren, wurden systematisch in den Tod getrieben. Der Junge
ist ihnen zum Opfer gefallen, weil er jung und dumm war. Die beiden hatten ihn
verhext.«
    »Warum haben Sie sich denn nicht schon viel früher an die Polizei
gewandt?«
    »Gegen das eigene Fleisch und Blut aussagen? Enrique ans Messer
liefern? Würden Sie gegen alles verstoßen, was Ihnen einmal etwas wert und
wichtig war? Nein, junge Dame, für eine Bauzá war es noch nie eine ernsthafte
Option, einen Bauzá zu verraten. Selbst wenn er einer Álvarez hörig war.«
    »Wer hängt von Ihrer Familie noch mit drin?«
    »Welche Kinder von meinen Nichten und Neffen da mitmachen, weiß ich
nicht genau. Von Enrique wusste ich es nur, weil er bei mir wohnte. Einmal war
er völlig verzweifelt und wollte sich umbringen, nur weil Maria Estrella ihre
Hand weggezogen hatte, als er sie mit einem Handkuss begrüßen wollte.
Stattdessen hielt sie sie einem anderen hin.«
    »Das klingt, als seien die Jungen verrückt nach den Álvarez-Mädchen.«
    » Sí , Señora, ausnahmslos. Es geht sogar so
weit, dass sie den Jungen befehlen, mit welchem anderen Mädchen sie zusammen
sein sollen. Auf diese Weise haben sie auch die jungen Mädchen unter ihrer
Knute. Hier, in Colonia Sant Jordi, läuft schon seit Jahren nichts mehr, ohne
dass die Álvarez-Mädchen es abnicken. Selbst auf ihrer Schule waren sie die
Bosse. Irgendwann hatten wir Alten hier und auch auf Cabrera nichts mehr zu
sagen. Mein Bruder hat versucht, sich dagegen aufzulehnen. Einen Tag später
fanden sie ihn im Hafenbecken. Er sei betrunken hineingestürzt, hieß es. Dabei
hatte er noch nie in seinem Leben auch nur einen Tropfen Alkohol angerührt. Das
wussten alle und ließen es sich eine Warnung sein. Als wir irgendwann
herausfanden, dass seit einer ganzen Weile Rauschgift über Cabrera reinkam,
hieß es, dass sich unsere Jugendlichen einer marokkanischen Gang angeschlossen
hätten. Die Drecksarbeit wurde nämlich immer von nordafrikanischen Frauen
erledigt. Die waren gut, unglaublich brutal und gewissenlos. Es gab keine
Schuld, die sie nicht eingetrieben haben. Doch irgendwann dämmerte uns, dass es
andersrum war, dass die beiden Mädchen diese Amazonen engagiert hatten. Es
dauerte nicht lange, da kam zum Rauschgift dann auch noch Schutzgeld.« Sie
lachte auf. »Und wie man hört, jetzt sogar Menschenhandel.« Sie vergrub das
Gesicht in ihren Händen. »Mein Gott, die sind achtzehn bis zwanzig Jährchen
alt. Was wird erst sein, wenn sie dreißig sind? Dürfen wir hier überhaupt noch
in Ruhe sterben, oder verfüttern uns diese Teufel vorher schon an die Fische?«
    Carmen legte ihr die Hand auf die Schulter. »Señora Bauzá Cantratx,
ich bin zu unerfahren, um Ihren Schmerz überhaupt begreifen und vielleicht
sogar nachempfinden zu können. Ich kann Ihnen nur versprechen, dass dieses
Terrorregime der Mädchen heute noch ein Ende nehmen wird. Das Haus der Àlvarez
wird gerade von der Polizei gestürmt.«
    »Und wenn schon.« Die alte Dame winkte müde ab. »Stellen Sie sich
das nur nicht so einfach vor. Die sind jung, aber durchtrieben und geradezu
teuflisch professionell. Unterschätzen Sie diese Mädchen nicht, sonst werde ich
morgen an Ihrem Sarg stehen, so wie ich heute vermutlich noch am Sarg Ihres
Kollegen stehen werde.«
    Carmen zog ihre Stirn kraus. »Wissen Sie, wie viele Amazonen von den
Mädchen angeheuert wurden?«
    »Es

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