Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
augenblicklich tot. Dann geschah etwas derart Brutales,
dass García Vidal es nicht für möglich gehalten hatte. Obwohl der Fahrer des
Mord-Bikes noch genug Zeit hatte, um den Toten herumzufahren, raste er direkt
über ihn hinweg und benutzte den Körper des Toten als Startrampe für einen
zweifelsohne professionellen Flug. Nach gut fünf Metern landete das Motorrad
durch seine extrem weiche Federung problemlos wieder auf der Straße. Der Fahrer
gab Vollgas, und das Mörderduo verschwand genauso schnell, wie es gekommen war.
Der Comisario hatte hilflos mit ansehen müssen, wie der Junge auf
der Trage durchsiebt wurde. Bis er seine Waffe gezogen und die Straße erreicht
hatte, bogen die beiden Motorradfahrer bereits wieder rechts in einen Feldweg
ab. García Vidal hatte noch nicht einmal Zeit zu schießen. Jetzt ärgerte er
sich, dass er über Funk schon den sicheren Zugriff gemeldet hatte. Die SEK -Leute hatten schon zusammengepackt und deshalb nicht
eingreifen können.
Geschockt sah er auf den Jungen. »›Mi dueña me
vengará‹?« Er lachte verzweifelt auf. »Von wegen ›Meine Herrin wird mich
rächen‹! Sie hat sich gerächt, aber an dir, du dummer Junge!«
Im Nu war der Ort des Geschehens von den Polizisten umringt, die
nicht mit der Verfolgung des Motorrades beschäftigt waren. Der Notarzt, der im
Haus noch seinen Papierkram erledigt hatte, kümmerte sich um den angeschossenen
Sanitäter.
García Vidal war außer sich vor Zorn. »Bringt mir sofort Señora
Bauzá Cantratx her. Sie soll sehen, was sich in ihrem Haus abgespielt hat, sie
soll begreifen, was man mit ihrem Großneffen gemacht hat.«
Die am ganzen Leib zitternde Frau musste fast getragen werden. Als
sie den Jungen sah, brüllte sie wie irrsinnig auf. »Enrique, mein Junge, was
haben sie dir angetan?«
Der Comisario ging auf sie zu, ergriff ihre Schultern und schüttelte
sie heftig durch. Er zeigte auf Enriques Leiche. »Das ist das Werk derer, die
die ganze Zeit geschwiegen haben, Señora Bauzá Cantratx. Es ist auch Ihr Werk.
Sagen Sie mir jetzt um Gottes willen, wer dafür verantwortlich ist!«
Die Frau hyperventilierte fast. »Das waren die dueñas !«
»Wer zum Teufel sind diese dueñas ?«
»Die beiden Álvarez-Mädchen.«
García Vidal glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können. »Maria
Antonia und Maria Estrella Álvarez, die beiden Großnichten von Großvater Pepe?«
»Seine Nichten?« Señora Bauzá Cantratx begann, hysterisch zu lachen.
»Sie meinen, seine Mörderinnen. Die beiden Engelsgesichter hat der Teufel
gezeugt, Señor. Wenn Sie ihre Namen nennen, müssen Sie ausspucken, Señor, um
nicht vergiftet zu werden.« Sie spuckte hektisch dreimal auf den Boden. »Gegen
das furchtbare Regime dieser beiden Ausgeburten des Bösen waren die Franquistas
geradezu eine Wohlfahrtsorganisation. Sie sollen für das, was sie uns allen
angetan haben, in der Hölle schmoren!«
García Vidal konnte nichts dagegen tun, dass die alte Dame völlig
aus der Fassung geriet und nur noch wirres Zeug brüllte. Er drehte sich hilflos
zu dem Notarzt um. »War ich das, Señor Médico?«
» Sí , Señor, aber ich denke, Sie waren nur
der Auslöser. Irgendwann wäre sie vor Kummer sowieso explodiert.«
García Vidal griff nach seinem Handy und wählte die Nummer von
Andrea Bastos. » Hola , Andrea, bist du noch in der
Kanzlei des Notars?«
»Sí« , gab Bastos irritiert zurück.
»Ist Señora Álvarez da?«
» Sí . Wir warten auf Señora Bauzá.«
»Die kommt nicht. Schnapp dir die Dame und fahre mit ihr so schnell
wie möglich aufs Polizeirevier nach Ses Salines. Dort verbarrikadiert ihr euch
so lange, bis Carmen oder ich bei euch auftauchen, ist das klar?«
»Okay, Boss, wir fahren.«
»Ich schicke dir die Guardia Civil , die
wird euch auf halbem Weg entgegenkommen und euch eskortieren.«
García Vidal legte auf und schaute sich nach einem Offizier der Guardia Civil um, den er gerade noch am Ort des Geschehens
gesehen hatte. »Señor, trommeln Sie bitte das SEK mit allen Spezialfahrzeugen zusammen. Treffpunkt ist so schnell wie möglich der
Parkplatz vor dem Cabrera-Museum in Colonia Sant Jordi. Capitán Ramirez soll
mich bitte auf dem Handy anrufen, dann erkläre ich ihm alles Nötige.«
Der Beamte eilte davon, und García Vidal griff erneut zum Telefon,
um wie versprochen die Guardia Civil zu alarmieren.
Er machte ein grimmiges Gesicht. »So, meine beiden Engelchen. Wenn die alte
Dame recht mit euch hat, dann kommt jetzt der böse
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