Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
hat einmal mit zweien angefangen. Inzwischen sollen es acht
sein. Sie sind irgendwo zwischen Llombards und Ses Salines auf einer Finca
untergebracht, die eigentlich an Touristen vermietet wird. Ich habe aber
gehört, dass zwei von ihnen bei einem Tauchunfall umgekommen sein sollen.«
»Wir müssen also mit sechs rechnen.«
» Sí , Señora Comisaria.«
»Und wissen Sie, was das genau für Frauen sind?«
»Es sind Teufelinnen, genau wie ihre beiden d ueñas .
So lassen sich diese beiden Rotzgören von ihren Leuten nennen. Mi dueña , ›meine Besitzerin‹. Ist das nicht lächerlich?«
Sie lachte auf. »Ich war auch einmal die Chefin unserer Sippe, aber auf so eine
Idee wäre ich nie gekommen. Und wenn doch, hätten mich meine Leute mit Schimpf
und Schande aus dem Dorf gejagt.«
***
Als Berger und der Bischof an der Sammelstelle eintrafen, wartete
García Vidal dort schon mit einem ganzen Aufgebot auf sie.
» Hola , Comisario, hier sind wir. Was liegt
an?«
»Das habe ich Ihnen doch schon am Telefon erzählt. Wir warten noch
auf das Okay des Comando Policial de Operaciones Especiales .
Die haben noch nicht genug Leute zusammen.«
»Das ist doch aber sicher kein Palacio ,
sondern ein ganz normales Haus. Da reichen doch wohl ein paar Mann.«
»Schon«, erwiderte der Comisario, »aber wir wollen unbedingt vermeiden,
dass uns noch jemand so einfach durch die Lappen geht wie vorhin die
Motorradmörder.«
»Hat man die inzwischen gefunden?«
»Negativ.«
Berger sah sich um. »Ist Señora Álvarez schon da?«
»Seit fünfzehn Minuten.« García Vidal wies mit dem Kopf auf den
Einsatzbus der Guardia Civil . »Sie sagt aber nichts.«
»Schon wieder dieser Kodex?«, wollte Crasaghi wissen.
» Sí , Señor. Der Schwur, niemanden aus der
Branche zu verpfeifen, ist denen heilig.«
Das ließ der Bischof nicht gelten. »Hier geht es nicht um einfachen
Schmuggel, sondern um Totschlag und eiskalten Mord. Ich denke sehr wohl, dass
das eine andere Branche ist.«
»Das ist richtig«, ging Berger dazwischen. »Aber es geht hier um das
eigene Fleisch und Blut. Da schlägt das Unrechtsempfinden hin und wieder
seltsame Haken.«
Marga Santo kam mit dem richterlichen Durchsuchungsbeschluss. »Wir
sind rechtlich aus dem Schneider, Comisario.« Sie wies über ihre Schulter nach
hinten. »Da kommt Capitán Ramirez. Er scheint uns seine Aufstellung für das
kommende Match mitteilen zu wollen.«
An dem beschwingten Gang des Capitán konnten sie ablesen, dass er
bereit war. » Vamos , Comisario, wir können«, rief er
ihnen zu. »Das Haus in der Carrer de Velázquez ist bereits umstellt, der
Angriff kann erfolgen. Señor Berger, sind Sie wieder mit von der Partie?«
»Dank Ihnen, Capitán, aber aus dem Alter bin ich, denke ich, raus.«
***
Das Haus der Álvarez war typisch mallorquinisch. Nichts an der
Fassade ließ darauf schließen, welchen Wohlstand seine Bewohner genossen.
García Vidal und Marga Santo hatten sich mit schusssicheren Westen ausgerüstet
und fuhren nun mit einem Streifenwagen vor dem Einsatzobjekt vor. Für den Laien
war nichts weiter zu beobachten, als dass da ein ganz normaler Streifenwagen
vor dem Haus hielt. Dass die ganze Gegend von Beamten nur so wimmelte, war nur
für den Experten sichtbar. Die beiden stiegen aus dem Wagen und gingen zur Tür,
wo sie mehrmals erfolglos klingelten. Als sie schließlich ihre Waffen zogen,
waren sie im Nu von mehreren Beamten des SEK umringt. Mit Rammböcken wurden die Schlösser aller Eingangstüren des Hauses
gleichzeitig aufgestoßen, und mit vorgehaltenen Waffen drangen die Kollegen von
allen Seiten her ein. Es erklangen Rufe aus dem hinteren Teil des Hauses. Ein
Schuss war zu hören, dann ein lautes Jammern. Als García Vidal in die Küche
stürmte, aus der das Geräusch gekommen war, fand er einen kaum achtzehnjährigen
Jungen vor, der sich auf dem Boden krümmte. Ein glatter Schulterdurchschuss
hatte ihn gestoppt. Ein Polizist des Sondereinsatzkommandos überreichte Marga
eine alte russische Armeepistole, die, wie sich jetzt erst herausstellte, gar
nicht geladen war.
Der Mann zuckte bedauernd mit den Schultern. »Es tut mir leid,
Comisario, aber dieser Esel hat auf mich angelegt. Woher sollte ich wissen,
dass die Knarre blind ist?«
»Wie ist dein Name?«, herrschte García Vidal den geschockten Jungen
an.
»Ich sage Ihnen nichts«, kam es greinend zurück.
»Damit deine dueña nicht sauer auf dich
ist, stimmts?« Marga schien mit dieser Behauptung den Nagel
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