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Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Titel: Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Schluck war
für Carmen und Berger eine wahre Geschmacksexplosion. So etwas Köstliches
hatten beide noch nie getrunken. Carmens Unwohlsein war schlagartig vergessen.
    »Himmel«, raunte Berger, »jetzt weiß ich, was ich neben Cortado in
Zukunft noch trinken kann.«
    »So etwas Gutes bekommen Sie aber nur bei uns«, trällerte Rosalia.
»Unser Pfefferminztee hat uns das Leben gerettet, das weiß ich genau. Wenn den
jeder so kochen könnte wie wir, hätten uns die dueñas sicher schon totgeschlagen.«
    Carmen schaute auf die Uhr. Es war kurz vor achtzehn Uhr. Eigentlich
hatte sie auch zu dem Gottesdienst für den toten Kollegen gehen wollen, aber
die Arbeit ging natürlich vor. Sie machte eine einladende Geste in Richtung der
in der Küche stehenden Frauen. »Nehmen Sie doch bitte Platz.«
    »Bei Ihnen?«
    »Ja, natürlich.«
    Da keine weiteren Stühle in der Küche waren, holten die beiden
schnell zwei Hocker aus der Eingangshalle und setzten sich dann zu ihnen. Man
merkte ihnen an, dass sie etwas für sie völlig Ungewohntes taten, was sie aber
dennoch mit Stolz erfüllte.
    »Wie viele dueñas hatten Sie eigentlich?«
    »Es waren insgesamt acht. Nun sind es nur noch sechs. Zwei von Ihnen
muss etwas passiert sein. Vor ein paar Tagen weinten die anderen den ganzen Tag
und schlugen uns bei der kleinsten Kleinigkeit. Die beiden dueñas haben wir seither nicht mehr gesehen. Sie scheinen aber selbst dueñas gehabt zu haben, mit denen nicht gut auszukommen
war.«
    »Haben Sie denn diese Ober dueñas einmal
gesehen?«
    »Sí« , nickten beide. »Das waren zwei
Frauen, die nicht viel älter waren, als wir es sind. Aber denen gehört hier
wohl alles.«
    »Waren Ihre dueñas bewaffnet?«
    »Und wie. Sie hatte alle Pistolen, automatische Waffen. Messer und
sogar Handgranaten.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo die heute alle hin sind?«
    »Nein, aber irgendetwas Wichtiges muss heute geschehen sein, denn
sie waren sich nicht sicher, ob sie wieder herkommen würden. Sie haben zu Pablo
gesagt, er könne uns haben, wenn sie bis Mitternacht nicht wieder da sein
sollten.«
    Berger wurde unruhig. »Sie haben also wirklich keine Ahnung, was da
heute abgehen könnte?«
    »Vielleicht doch«, kam es schüchtern von Felipa. »Pablo brachte heute
Morgen einen riesigen Pappkarton, in dem jede Menge schwarze Kleider und
schwarze Schleier waren. Vielleicht wollten sie zu einer Beisetzung. Wenn die
anderen beiden dueñas wirklich tot sind, macht das ja
auch Sinn.«
    Carmen überlegte. »Schleier sind doch eigentlich nur für Witwen.«
    »Und für Damen, die nicht erkannt werden wollen.« Berger sprang vom
Tisch auf. »Mein Gott, sind wir dämlich. Die sind auf der Totenmesse für den
Polizisten. Mehr unbewaffnete Kollegen der Guardia Civil bekommen sie nie
wieder vor ihre Flinten.«
    Nun sprang auch Carmen auf. »Und Cristóbal, Angela, die Gräfin und
die Kollegen sind bestimmt mittendrin.« Sie nahm das Funkgerät hoch. »Alles sofort
aufsitzen. Das Objekt wird nicht mehr gesichert.«
    »Was ist mit dem festgenommenen Jungen?«, quäkte es aus dem
Lautsprecher.
    Die beiden ließen die völlig verdutzten Mädchen wortlos in der Küche
stehen und rannten aus dem Haus. Carmen riss ihren Kollegen den jungen Mann
förmlich aus den Händen, legte seine Arme um eine Palme und schloss die Hände
hinter dem Stamm mit ihren Handschellen zusammen. »Den holen wir hier ab, wenn
wir Zeit dafür haben.«
    »Aber Sie können mich doch hier nicht einfach festbinden.«
    Rosalia und Felipa waren ihnen nach draußen gefolgt und betrachteten
neugierig die Szene.
    »Die beiden Damen werden Sie bewachen, Pablo, genau so, wie Sie es
mit Ihnen gemacht haben.« An Felipa und Rosalia gewandt sagte Carmen: »Holen
Sie sich ein Küchenmesser und schneiden Sie ihm die Eier ab, wenn er aufmuckt.
Seine Mama hat bestimmt auch gern etwas von ihrem Sohn bei sich herumstehen.«
    Pablo pinkelte sich vor Angst fast in die Hosen. »Aber Señora, das
werden die wirklich machen!«
    »Meinen Segen haben sie.«
    Sie stürmten zu ihren Autos.
    »Alles mit Blaulicht nach Ses Salines, zur Kirche«, rief Carmen aufgeregt
ins Funkgerät. »Aber an der Stadtgrenze dann wieder ohne. Die dürfen nicht
hören, dass wir kommen.«
    ***
    Der Katafalk, auf dem der Sarg von Antonio Nuñez stand, war mit
Hunderten von Rosen aller nur erdenklichen Farben geschmückt. Es sollte ein
heiterer Gruß für ein junges, hoffnungsvolles Leben sein, das ein jähes Ende
gefunden hatte. Wie beliebt Antonio bei

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