Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
notdürftig mit einem Handtuch
bekleidet. Ich dachte doch schließlich, dass ich noch etwas für meinen Mann tun
könnte.«
»Und was haben Sie gesehen, als sie oben an Deck waren?«
»An der Wasseroberfläche blubberte es. Die Luftblasen wurden weniger,
und dann war es, als ob etwas unter Wasser explodieren würde.«
»Haben Sie es knallen hören?«
»Nein, da kamen nur plötzlich wieder ganz viele Luftblasen.« Erna
Schickebier begann, hysterisch zu lachen. »Wenn ich ehrlich bin, sah es aus wie
ein Whirlpool.«
»Sie glauben also, dass es Mord war. Haben Sie auch einen Verdacht,
wer Ihren Mann umgebracht haben könnte?«
»Natürlich habe ich das. Die beiden Orientalen haben meinen Mann auf
dem Gewissen.«
»Orientalen?«
»Ja doch, diese Teppichbeter oder Muselmänner, wie mein Mann immer
sagte. Die wollten durch den Mord verhindern, dass er beim Prozess gegen sie
aussagt.«
»Was für ein Prozess?«
»Na den, den es nach der Anzeige bei den Rangern gegeben hätte.«
Erna Schickebier bekam hektische Flecken im Gesicht.
»Was haben sie denn verbrochen?«
»Sie sind vom Weg abgewichen, und das ist doch verboten. Mein Mann
hat sie gestern dabei fotografiert.«
Carmen wurde hellhörig. »Haben Sie die Bilder noch?«
»Natürlich, auf dem Chip in der Kamera dort.« Erna Schickebier
zeigte auf eine sehr teure digitale Spiegelreflexkamera, die auf dem
Navigationsplatz lag.
»Darf ich?«, fragte Carmen.
»Kennen Sie sich denn damit aus?«
»Ja, so eine haben wir für die Polizeiarbeit auch.« Sie griff nach der
Kamera, öffnete das Seitenfach für die Speicherkarte und schaute hinein. Es war
leer. »Kann es sein, dass Ihr Mann die Karte an sich genommen hat?«
Erna Schickebier schien ratlos. »Das kann ich mir nicht vorstellen.
Ohne die Kamera wäre er bestimmt nicht zu den Rangern gegangen, da hätte er die
Fotos doch gar nicht zeigen können.«
»Hm.« Carmen überlegte. »Die beiden Männer waren mit Sicherheit
Moslems?«
»Natürlich«, antwortete sie beleidigt. »Ich werde doch wohl noch wissen,
wie ein Moslem aussieht. So wie ein Türke! Aber wenn ich es recht bedenke,
können es auch weibliche Moslems gewesen sein.«
»Ja, was denn nun?«
»Es waren entweder Frauen oder Männer. Ich weiß es nicht so genau.
Auf jeden Fall waren es Moslems.«
»Aber wenn Sie so genau gesehen haben wollen, dass es Moslems waren,
dann müssen Sie doch auch erkannt haben, ob es Männer oder Frauen waren.«
Die Unternehmergattin richtete sich auf. »Es waren weibliche
Moslems, die ihre Kopftücher mit Absicht weggelassen haben, um wie Männer
auszusehen. Das haben sie auch. Darin waren die gut!« Dass sie sich mit dieser
Äußerung selbst um ihre Glaubwürdigkeit brachte, war Erna Schickebier in diesem
Augenblick gar nicht klar.
Carmen schloss ihr Notizbuch. »Dann wollen wir mal recherchieren, wo
es hier zwei Orientalen gibt, die in der Türkei leben und vielleicht gar keine
Männer sind. Der Wachtmeister hat Ihre Personalien bereits aufgenommen?«
»Ja, Frau Kommissarin.«
»Gut, dann werde ich mich mal auf die Insel begeben.«
»Was passiert denn nun mit meinem Mann?«
Carmen zuckte mit den Achseln. »Wenn er noch lebt, bringen wir ihn
wieder zu Ihnen zurück.«
»Und wenn er nicht mehr lebt?«
»Dann kommt er nach Palma in die Gerichtsmedizin, Señora.«
Erna Schickebier begann, wie ein bockiges Kind zu weinen. »Ich will
ihn hier auf unserem Schiff haben.«
»Señora, Ihr Kühlschrank ist dafür nicht groß genug.« Carmen ließ
die völlig entgeisterte Frau einfach stehen und ging wieder an Deck. Der Ranger
schloss zu ihr auf und zollte ihr durch ein Kopfnicken seine Anerkennung.
»Meine Herren, dieser Schnepfe haben Sie es aber gegeben. Sie scheinen
im Umgang mit bessergestellten Persönlichkeiten geübt zu sein.«
»Das bringt der Job so mit sich.« Carmen überlegte kurz. »Ich möchte
alle Bootsbesatzungen, alle Tagesgäste und überhaupt alles, was auf dieser
Insel menschlich ist, pünktlich um elfhundert an der Anlegestelle sehen. Bis
dahin müssten auch die Touristen-Schnellboote festgemacht haben. Dann wird sich
zeigen, wer hier ein türkischer Moslem ist, der seine Östrogene durch fehlende
Kopftücher versteckt.«
***
Fatma hatte die Nacht relativ gut überstanden. Das Morphin ermöglichte
einen schmerz- und angstfreien Schlaf. Die Wirkung schien noch immer
anzuhalten, denn sie hatte einen fast seligen Ausdruck im Gesicht. »Mira, bist
du wach?«, fragte sie laut.
Mira schreckte
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