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Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Titel: Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Trikotagenhersteller aus Darmstadt, wieder einmal
dabei, für Ordnung zu sorgen. Die frühen Morgenstunden waren dafür wie
geschaffen, fand er. Zwei Tage lang hatte er die Hallberg-Rassy 39 an Boje 36
in der Hafenbucht von Cabrera festmachen dürfen. Die Genehmigung lief nur noch
bis zum Mittag.
    Ordnung an Bord, das war Schickebiers Steckenpferd. Doch leider
ignorierte das seine vierköpfige Restfamilie. Die drei halbwüchsigen Töchter,
die alle schon ihre erste Schönheits- OP hinter
sich hatten, fühlten sich bei diesem Thema schlichtweg nicht angesprochen, und
seine Gattin Erna, bei der nichts mehr so war, wie der Herrgott es einmal
geschaffen hatte, boykottierte den Ordnungsfimmel ihres Gatten, indem sie mit
Hingabe jede Tampenschnecke, die er mühsam gewickelt hatte, im Vorbeigehen
zerstörte. Da er die völlig berechtigte Wut über seinen verzogenen Clan nicht
direkt an den Seinen auslassen konnte – die Frau des Hauses besaß als
hauptberufliche Erbin nämlich das Geld der Familie –, suchte er sich
kleine Kriegsschauplätze am Rande des Alltags. Jeder, der ihm missfiel, bekam
seinen heiligen Zorn zu spüren. Gestern waren es zwei Nordafrikaner gewesen,
die die Dreistigkeit besessen hatten, sich bei einer Führung ohne jegliche
Genehmigung neben dem gut gekennzeichneten Fußweg aufzuhalten, um Fotos zu
machen. Fast noch mehr hatte ihn in Rage gebracht, dass sich der Fremdenführer,
ein Student aus Palma, einen Dreck darum geschert hatte, obwohl er es ihm
selbst vorher verboten hatte. Gott sei Dank gab es noch aufrechte Menschen wie
ihn, die eine derart ignorante afrikanische Brut mit einem gekonnten »Schuss«
aus seiner Profikamera dingfest machen konnten. Nun musste nur noch der
richtige Augenblick abgepasst werden, um als selbsternannter Hilfssheriff im
Rangerbüro der Guarda Forestal aufzuschlagen und die
Muselmänner, wie er die Nordafrikaner hingebungsvoll bezeichnete, anzuzeigen.
    Immer, wenn Schickebier besonders erzürnt war, gelang es ihm ganz
besonders gut, die Tampen aufzuschießen. Dann waren seine Seilschnecken wie aus
dem Lehrbuch. »Die Behörden werden mir dankbar sein, wenn sie die Kerle dank
meiner Ermittlungsarbeit aburteilen können«, giftete er, noch immer außer sich
vor Wut.
    Er hatte sich derartig in Rage geredet, dass er gar nicht bemerkte,
wie sich ein mit einem Taucheranzug und Taucherbrille bekleideter Schwimmer vom
Heck her Zutritt zu seinem Schiff verschaffte. Die Person vergewisserte sich
kurz, dass niemand mehr an Deck war, um sich dann katzengleich in die Kabine zu
schleichen. Sie brauchte nicht lange, um zu finden, wonach sie suchte. Mit geübtem
Griff öffnete sie die Kamera und entwendete die Chipkarte. Danach schlich sie
sich wieder an Deck und näherte sich dem Bootseigner vorsichtig von hinten. Ein
kurzer Schlag mit der Handkante, und Egon Schickebier sackte bewusstlos in sich
zusammen. Der Angreifer fasste ihn unter die Achseln und zog ihn mit einem Ruck
mit sich über die Reling. Im Wasser griff ein weiterer Taucher nach dem
Bewusstlosen und zog ihn in die Tiefe. Sein Kollege hatte etwas Mühe, wieder an
die Sauerstoffflasche zu kommen, die er am Grund des Meeres abgelegt hatte,
aber er erreichte sie mit einem letzten kräftigen Schwimmzug. Gierig inhalierte
er die Luft aus dem Lungenautomaten.
    Schickebier hing unterdessen im sicheren Todesgriff. Es schien, als
würde der streitbare Unternehmer noch einmal kurz aus seiner Ohnmacht erwachen,
doch zu diesem Zeitpunkt waren seine Lungen schon mit Wasser gefüllt. Den
sicher furchtbar schmerzhaften Einstich in seinen Nacken und die anschließende
Explosion in seinem Atemzentrum spürte er nicht mehr. Egon Schickebier starb, ohne
dass er etwas davon bemerkte.
    Erna Schickebier hatte gerade die Dusche abgestellt, als sie hörte,
wie draußen ein massiger Körper auf das Wasser platschte. Ihr war instinktiv
klar, dass es sich dabei nur um ihren Mann handeln konnte. Blitzartig griff
sie, nackt, wie sie war, nach einem Handtuch. Nur notdürftig bedeckt, stürmte
sie auf das Bootsdeck und versuchte, im Wasser etwas zu entdecken. Das Letzte,
was sie von ihrem Mann zu sehen glaubte, war ein ungeheuerlicher Schwall von
Luftblasen. Sie griff nach dem Rettungsring, der am Heck des Schiffes
untergebracht war, und schmiss ihn dorthin, wo sie ihren Gatten vermutete.
Danach rannte sie unter Deck, um über Funk Hilfe zu rufen.

5
    Carmen war es gar nicht recht, diesen Notruf aus Cabrera allein
bearbeiten zu müssen. Auf ihrem

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