Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
fuhr ein schwerer Wagen vor dem
Haus vor. Die Gräfin sprang auf. »Tante Auguste kommt nach Hause.«
»Ich denke, sie hat wieder die königliche Jacht bekommen und kann
darauf wohnen?«, meinte Berger enttäuscht. »Hätte ich gewusst, dass sie noch
herkommt, wäre ich heute gar nicht hier.«
Crasaghi konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Sehe ich in der
noch zarten Mutter-Sohn-Beziehung etwa schon kleine Risse?«
»Wenn sie heute Abend von diesem ganzen Adoptionsirrsinn anfangen
sollte, werden Sie sogar einen großen Knall hören.«
Die Großherzogin rauschte in einem Tempo ins Haus, das man ihr in
ihrem Alter nicht mehr zugetraut hätte. Selbst ihr Butler Anatol kam kaum
hinterher. Sie schien aus irgendeinem Grund aufgebracht zu sein.
»Kinder«, trompetete sie gleich los, »ich bin absolut genervt und absolutely not amused . Ich hätte nie gedacht, dass Spanier
derartig stur sein können.«
»Hallo, Tante Auguste.« Rosa begrüßte sie mit einem Kuss auf beide
Wangen. »Was hat dir denn die Petersilie verhagelt?«
»Stell dir nur vor, Kind, man hat mich heute nicht aus dem Jachthafen
auslaufen lassen. Nicht einmal Johann-Karl konnte etwas dagegen machen, und der
ist immerhin König.«
»Was hat man dir als Grund genannt?«
»Dass da irgendwelche Idioten mit U-Booten herumfahren. So einen
hanebüchenen Unsinn habe ich ja noch nie gehört. Ein Schiff sollen sie sogar
versenkt haben. Dass ich nicht lauthals lache.« Sie setzte sich, ohne die
anderen Anwesenden zu begrüßen, zu ihnen an den Tisch. Anatol stellte ihr
unaufgefordert ein Tonicwasser hin.
»Tantchen, es ist leider wahr, was sie dir erzählt haben.«
Die Großherzogin schaute Rosa zweifelnd an. »Ach. Und wen haben die
bitte schön versenkt?«
»Mich, Tantchen, mich mit der Llaut von Michael.«
Die Großherzogin beugte sich vor, um den Residente genau beobachten
zu können. »Sein schönes Boot ist futsch?«
Er räusperte sich. »Hallo, Königliche Hoheit, ich denke wohl.«
Sie nickte ihm zu. »Hallo, mein Sohn. Macht nichts, dann bekommst du
eben ein neues.« Sie schaute sich weiter in der Runde um. »Nanu, was macht denn
mein Freund, der Bischof, hier? Noch dazu neben dem Kommissar? Sind Seine
Exzellenz verhaftet worden?«
Crasaghi sprang auf, ging auf die Tante zu und begrüßte sie mit einem
Handkuss, nachdem er den ihren abgewehrt hatte. »Nein, Königliche Hoheit, ich
bin privat hier. Ich schaue nur ein wenig der Polizei bei der Arbeit zu.«
»Ja, Exzellenz, hier können Sie lernen, wie man die armen Seelen ins
Gefängnis bringt, die Ihre Knastgeistlichen dort für die Kirche einzufangen
versuchen.« Tantchens Blick blieb an Esmeralda hängen. »Mein Gott, was ist das
für ein wunderbares Geschöpfchen?« Die Kleine saß noch immer auf Tomeus Schoss
und war die Einzige im Raum, die die alte Dame aus vollem Herzen anstrahlte.
»Tomeu, du alter Schwerenöter, ist das deine?«
Er sah Carmen an, und als die nickte, kam von ihm ein freundliches:
»J-j-ja, ich d-d-d-enk-k-ke sch-sch-schon.«
Esmeralda ließ sich von Tomeus Schoss gleiten und wackelte mit
ausgestreckten Ärmchen auf Tante Auguste zu. Sie ließ sich von ihr hochheben,
schlang ihre Arme um den Hals der alten Dame und gab ihr einen dicken Kuss.
»Womit die Planstelle als Oma auch vergeben wäre«, bemerkte García
Vidal trocken. »Da sage noch mal jemand, der europäische Hochadel sei schwierig
zu handhaben.«
Kurz bevor sich die Runde auflöste, zog Crasaghi den Residente
beiseite. »Señor, was haben Sie denn da vorhin für einen Blödsinn über mein
spezielles Wissen verbreitet?«
Berger wurde verlegen. »Hat man das gemerkt?«
»Also Señor, allein die Frage beleidigt mich. Woher haben Sie die
Informationen, von dieser Frau Katzev?«
»Sagen wir mal so.« Berger wand sich wie ein Wurm am Angelhaken.
»Das fällt unter das Beichtgeheimnis.«
***
Als alles entweder in seine Wohnung gegangen oder in einem der
Gästezimmer verschwunden war, hatten die Gräfin und Berger zum ersten Mal seit
zwei Tagen wieder etwas Zeit füreinander. Er saß mit einem Glas Wein auf dem
Steinrand des Swimmingpools und betrachtete das Meer, das immer mehr in der
Dunkelheit verschwand.
Sie goss sich auch ein Glas Wein ein und setzte sich neben ihn.
»Michael, das mit Ihrem Boot tut mir wirklich unendlich leid.«
Er legte seinen Arm um sie. »Rosa, hätte ich nur annähernd gewusst,
in was für einer Gefahr Sie sich befanden, ich wäre vor Angst wahnsinnig
geworden, das ist Ihnen
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