Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
doch wohl klar, oder?«
»Bis wir gerammt wurden, hatte ich es selbst nicht als so gefährlich
eingeschätzt. Aber ich bin ja mit einem blauen Auge davongekommen, nur Ihr Boot
hat etwas gelitten.«
»Wo schwimmt es denn herum? Das mit dem Versenken war doch nur ein
Scherz, hoffe ich, ehrlich gesagt, noch immer ein bisschen.«
Ihr wurde heiß und kalt. »Das kann ich Ihnen erst sagen, wenn ich
die genauen Koordinaten der Stelle kenne, wo man uns aus dem Meer gefischt hat.
Und was das Schwimmen betrifft … also ich würde sagen, es treibt mehr. Im
Englischen hat man dafür die Bezeichnung › rest in pieces‹ .«
Er trommelte mit den Fingern auf seinem Glas herum. »Könnten Sie
sich bitte etwas genauer ausdrücken?«
»Ihr Boot, lieber Michael, haben fertig.«
»Es ist wirklich gesunken?«
»Es ist, nachdem wir gerammt worden waren, wie ein Stein abgesoffen.
Tantchen hat vorhin leider keinen Spaß gemacht.«
Er sackte in sich zusammen und zuckte mit den Achseln. »Dann soll es
eben so sein. Hauptsache, Sie haben nichts abbekommen.«
Sie war erleichtert über seine Reaktion. »Na ja, es war wenigstens
versichert. Die letzte Rate für die Police ist pünktlich abgebucht worden.«
»Schon, aber für den alten Pott wird es nicht mehr viel geben. Für
ein Boot, das es nicht mehr gibt und das von einem U-Boot versenkt wurde, das
es gar nicht geben darf, wird, fürchte ich, überhaupt nichts gezahlt.«
»Dann kaufe ich Ihnen eben ein Neues, eins, das genauso ist wie das
alte.«
Er lächelte verträumt. »Das will ich gar nicht haben.«
Sie schaute ihn verwundert an. »Und warum nicht?«
»Wenn ich wirklich ein neues Boot bekommen soll, dann soll es so sein,
wie Sie es für mich haben wollen.«
Sie strahlte ihn an. »Ja, das wird ein wunderbares Boot. Sie werden
es lieben.«
»Apropos lieben, die kleine Esmeralda hat unser junges Paar wohl
voll am Wickel, oder?«
»Sowohl Carmen als auch Tomeu werden sie nicht mehr rausrücken. Und
Tante Auguste schon gar nicht.«
»Aber werden die Behörden da mitspielen? Die beiden sind schließlich
nicht verheiratet.«
Rosa schüttelte den Kopf. »Ich denke mal, dass das Jugendamt froh
sein wird, die Kleine von der Backe zu haben. Und wo ist sie besser aufgehoben
als hier?«
»Da gebe ich Ihnen recht.« Berger überlegte. »Was, wenn die sich
doch querstellen?«
»Daran habe ich auch schon gedacht. Aber wir können sie auch nicht
nehmen. Wir sind auch nicht verheiratet.«
»Das ließe sich ändern«, erwiderte er leise.
Rosa war völlig verblüfft. Dann lächelte sie. »War das etwa ein
Heiratsantrag?«
»Na, ich denke doch, äh …« Er rührte mit einem Zeh im
Poolwasser. »Ich dachte ja nur.«
Eine Falte bildete sich auf Rosas Stirn. »Sie würden mich also nur
wegen der kleinen Esmeralda heiraten?«
»Nööö«, machte er wieder sehr leise. »Das würde gerade nur passen.
Mit der Heiraterei wäre es schon so, dass ich Gefühle Ihnen gegenüber –
also nur, wenn Sie mich danach fragen – durchaus nicht in Abrede stellen
möchte.« Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und sah sie an.
Rosa konnte sich ein Lachen kaum verkneifen. »Also ich verstehe kein
Wort. Wären Sie vielleicht in der Lage, das Ganze im Klartext zu
rekapitulieren?«
»Menschenskind, nun stellen Sie sich doch nicht so dämlich an. Ich
liebe Sie und würde Sie gern heiraten, wenn Sie nichts anderes vorhaben. Ist
denn das so schwer zu begreifen?«
»Meinen Sie nicht, dass wir uns, wenn Sie schon um meine Hand
anhalten, langsam zu einem Du durchringen sollten?«
Berger schaute sie irritiert an. »Alle Menschen, denen ich für ein
Du, das von Herzen kam, nahe genug war, sind tot. Bei Ihnen würde ich das nicht
verkraften. Außerdem habe ich Angst vor dem Du-Alltag, denn der Alltag hat
bisher jede Liebe geschafft und ist der Todfeind einer jeden Zärtlichkeit.«
Sie nahm seinen Kopf in ihre Hände und küsste erst seine beiden
Augen, dann seine Nase und dann seinen Mund. »Also gut. Ich werde mir meine
Liebe zu Ihnen schon nicht durch so ein kleines dummes Sie vermiesen lassen.«
Sie legte ihre Stirn an die seine. »Aber was ist mit der Heiraterei, wenn die
kleine Esmeralda bei Tomeu und Carmen bleibt?«
»Dann erst recht. Wir hätten noch mehr Zeit füreinander. Dann würde
es sich erst richtig lohnen.«
Sie gab ihm noch einen Kuss. »Auch wenn ich Ihre gefühlsduselige
Wehrlosigkeit jetzt vielleicht schamlos ausnutze, ich nehme Ihren Antrag an,
Señor Residente. Hiermit sind Sie
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