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Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Titel: Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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worden war.«
    »Dann haben Sie damals mit abstimmen müssen?«
    »Sí.«
    »Sie waren noch ein halbes Kind und mussten über das Leben Ihrer
Schwester mitbestimmen?«
    »Das waren die Sitten damals. Dem konnte, wollte und durfte ich mich
nicht entziehen.«
    »Wie ging so eine Abstimmung vor sich?«
    »Es wurden in einem Nebenraum zwei Eimer mit exakt derselben Menge
Wasser auf eine Art Apothekerwaage gestellt. Beide Eimer wogen genau gleich
viel. Nachdem das von allen überprüft worden war, wurde die Waage mit einem
Stift arretiert. Jedes Familienmitglied goss nach der Anhörung des
Familienanklägers und der daran anschließenden Diskussion ein Glas Wasser in
einen der beiden Eimer. Dabei war jeder mit sich und seiner Entscheidung
allein. Der Eimer gegen meine Schwester war mit einem feuchten roten Tuch
bedeckt, der Eimer für sie mit einem feuchten weißen. Man konnte also nicht
sehen, in welchem Eimer mehr Wasser war. Als alle ihre Entscheidung getroffen
hatten, wurde der Arretierungsstift herausgezogen. Die Seite, in der mehr
Wasser war, wog schwerer.«
    »Das war in Antonias Fall der rote Eimer.«
    » Sí , Señor.«
    »Wurde jemals von irgendjemandem Rechenschaft darüber abverlangt, in
welchen Eimer man sein Wasser gegossen hatte?«
    »Auf keinen Fall, Señor, das wäre gegen die Sitte gewesen.«
    »Wann hätte das Todesurteil vollstreckt werden sollen?«
    »Nach drei Tagen des Abschieds.«
    »Warum drei Tage?«
    »Weil man drei wilde Katzen dafür fangen musste. Die kamen in drei
kleine Käfige und wurden in der letzten Nacht zu dem eingesperrten Delinquenten
gestellt.«
    »Wozu?«
    »Gelingt es dem Verurteilten, die Katzen in dieser kurzen Zeit so zu
zähmen, dass sie sich bei der Vollstreckung des Urteils in dem Sack nicht
gegenseitig zerfleischen und ihn quasi mit, gilt das als Gottesurteil, und der
Verurteilte ist frei.«
    »Ist das schon jemals vorgekommen?«
    »Soweit ich weiß niemals.«
    Der Bischof überlegte kurz. »Gab es derartige Verurteilungen schon
vorher in Ihrer Familie?«
    »Ich nehme es an, Señor, aber darüber wurde nicht gesprochen.«
    Nun mischte sich Berger ein. »Das ist ja eine uralte Methode, jemanden
zu exekutieren. War so ein Urteil nicht den Granden vorbehalten, den adligen
Großgrundbesitzern?«
    » Sí , Señor, aber wenn es um die
Familienehre ging und innerhalb der Familie blieb, dann durften das auch die
Sippenältesten.«
    »Man durfte als Angehöriger des gemeinen Volkes aber nicht töten«,
wandte der Bischof ein.
    »Getötet haben die Katzen, nicht die Familien.«
    »Ein feiner, aber entscheidender Unterschied.« Crasaghi lächelte.
»Können Sie mir sagen, wie Antonia fliehen konnte?«
    »Mein jüngerer Bruder sollte ihre Kammer bewachen. Damit er keinen
Durst bekäme, hat er von meinem Vater Wein bekommen. Den hat er auch
ausgetrunken. Als er wieder wach wurde, war Antonia weg.«
    »Wann haben Sie von ihrem Freitod erfahren?«
    »Am selben Nachmittag.« Sie zog ein Bild aus ihrer Handtasche. »Ich
habe das letzte Bild von ihr mitgebracht.«
    Crasaghi erhob sich leicht, um es entgegenzunehmen. »Ich nehme an,
es ist die andere Hälfte der Fotografie, die wir bei Señor Álvarez gefunden
haben.«
    Sie nickte.
    »Warum wurden die beiden gemeinsam aufgebahrt?«
    »Das gehörte zum Ritual, Señor. Zwölf Mitglieder aus beiden Familien
bringen eine Kerze mit. Brennen am Ende achtzehn oder mehr Kerzen am Katafalk,
gelten die beiden Familien als versöhnt, und die Toten werden gemeinsam
beerdigt.«
    »Wie war es bei Antonia und Ruiz?«
    Señora Bauzá wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Am Ende
brannte eine Kerze auf Antonias Seite und zwei bei Ruiz. Ses Salines hatte nur
einen Kirchhof mit geweihter Erde, in der es untersagt war, Selbstmörder
beizusetzen, Colonia Sant Jordi besaß zu der Zeit aber schon einen städtischen.
So wurden wenigstens beide auf demselben Friedhof, aber in getrennten Gräbern
beigesetzt.«
    »Wie ging es mit den beiden Familien weiter?«
    »Sie leben in unterschiedlichen Dörfern.«
    Das reichte Crasaghi nicht. »Könnte ich auf diese Frage eine genauere
Antwort bekommen?«
    »Sie haben sie bekommen, Exzellenz.« Sie schaute sich zu ihrem
Begleiter um. »Kommen Sie, Padre?«
    Der Pfarrer und Señora Bauzá erhoben sich von ihren Plätzen und
verließen mit einem kurzen »Adéu« den Raum.
    »2:1 für Bauzá, würde ich sagen.« Berger erhob sich ebenfalls. »Was
haben wir daraus gelernt?«
    Crasaghi schluckte seine Enttäuschung

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