Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
seinen feiernden Freunden.
Berger spürte sofort, dass mit ihm etwas nicht stimmte. »Nanu, was
hat denn dem Helden des Tages die Petersilie verhagelt?«
»Kinder, jetzt fangen Sie auch noch damit an. Sind denn heute alle
auf dem Petersilientrip?«
Die gute Stimmung, die am Tisch geherrscht hatte, sank schlagartig
auf null.
»Nun gut«, sagte Berger mit Bedacht. »Da der Herr auf Petersilie allergisch
zu reagieren scheint, frage ich hiermit, ob ihm jemand auf seinen Schlips
getreten ist.«
»Ja, ist mir jemand. Um es genau zu sagen: Die Bauzás und die
Álvarez haben mich eiskalt ausgebremst. Sie sagen rein gar nichts und berufen
sich dabei auf einen Ehrenkodex.« García Vidal berichtete in allen Einzelheiten
von der Unterredung beim Notar. »Und dann kam der mit seiner dämlichen Petersilie.«
»Der Notar?«, fragte die Gräfin nach.
»Ebender. Er hat es mir sogar noch mal nachgerufen, als ich sein Haus
verließ.« García Vidal schüttelte den Kopf. »Als ob er mir durch die Blume
etwas damit sagen wollte.«
Berger horchte auf. »Was genau waren seine Worte?«
García Vidal versuchte, sich zu konzentrieren. »Er sagte: ›Tja, der
eine bekommt Rosen für seine Erfolge, der andere steht mit einem Sträußchen
Petersilie da.‹«
»Das ist tatsächlich eine Mitteilung«, murmelte Berger. »Der Mann
will irgendetwas damit sagen.«
»Aber was?«, fragte Angela Bischoff und legte tröstend eine Hand auf
den Arm ihres Liebsten. Der Comisario konnte einem auch wirklich leidtun. Er
hatte heute so viel erreicht, dass er diese Schlappe einfach nicht verdiente.
»Was ist denn Petersilie für eine Metapher?«
»Spanferkel haben immer Petersilie im Ohr, wenn sie serviert werden«,
bemerkte die Gräfin, was unter dem Tisch umgehend mit einem beleidigten Quieken
quittiert wurde. »Sei nicht gleich so zickig, Filou, das war doch nur ein
Beispiel.«
»Was ist mit Ihnen?«, fragte Berger und sah Crasaghi auffordernd an.
»Gibt es in der Liturgie etwas, was man mit Petersilie andeutet?«
»Es gibt ein Bild, das zeigt, wie dem toten Jesus die Wunden mit
irgendwelchen Kräutern verbunden werden. Aber ob es Petersilie ist, was da
gezeichnet wurde, das vermag ich nicht einzuschätzen. Ansonsten sind die
heiligen Sakramente petersilienfrei.«
Berger überlegte laut. »Wozu braucht man Petersilie? Zum Kochen.«
»Nein«, widersprach Angela Bischoff. »Petersilie braucht man als
Garnitur, nicht zum Kochen.«
García Vidal winkte ab. »Bei Petersilie, meine Liebe, kommt es sehr
wohl auch auf den Geschmack an. Das soll nicht nur nach etwas aussehen.«
»Petersilie schließt meines Erachtens auch irgendwelche Enzyme auf«,
meinte Gräfin Rosa. »Ich glaube, darüber etwas gelesen zu haben.«
Bernardo servierte eine weitere Runde Cortados. »Es gab einmal fast
einen Krieg um Petersilie«, sagte er, während er die Tässchen verteilte.
»Wann soll das denn gewesen sein?«
»2002. Die Isla del Perejil wurde damals von der marokkanischen
Polizei besetzt. Um von dort aus illegale Einwanderer zu beobachten, so hieß es
offiziell. Dabei wurde ganz nebenbei auch die marokkanische Flagge gehisst. Die
Spanier beanspruchen die Insel aber auch und schickten deswegen ganz schnell
zwei Fregatten, die dort wieder für den fahnenlosen Status quo sorgten.«
»Der da wäre?«
»Keine Einwohner und keine Hoheitszeichen.«
»Aber Petersilie«, fügte Berger hinzu.
Gräfin Rosa schreckte hoch. »Wie war das? Wer prügelt sich um diese
Insel?«
»Spanien und Marokko.«
»Aha, und kann es eventuell sein, dass der Notar mit seiner Petersilie
sagen wollte, dass es marokkanische Schmugglerbanden sind, die auf Cabrera ihr
Unwesen treiben?«
Alles sah sich erst sprachlos an, dann nahm García Vidal diesen
Gedanken auf. »Die Marokkaner …« Er sah zu Carmen hinüber. »Hatten wir
gegen die in letzter Zeit Ermittlungen laufen?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Nicht dass ich wüsste, aber ich halte
es durchaus für möglich, dass sich da etwas aufgetan hat. Vor allem
Menschenhandel würde in das Raster passen.«
»Dann sollten wir morgen rechtzeitig aufstehen und Marokkanisch
lernen.« García Vidal wirkte jetzt wieder etwas zuversichtlicher. Er nickte
Angela Bischoff aufmunternd zu. »Das würde aber bedeuten, dass wir jetzt ins
Bett gehen müssen.«
»Gut, dann machen Sie das. Ich wäre Ihnen aber dankbar, wenn Sie mir
morgen erklären würden, was Sie da mit der Petersilie genau anstellen. Man will
ja schließlich auf dem Laufenden
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