Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
klaren Kopf bekommen.« Berger bedeutete
Bastos, ihm zu folgen. »Was hat sich genau abgespielt?«
»Der Notar und ein Kollege der Guardia Civil wurden heute Morgen in einem Aquarium tot aufgefunden. Es war mit Sicherheit
Mord, der Doc meint, wieder durch Pressluft.«
Berger nickte. »Lassen Sie uns mal schauen.«
Nach einem kurzen Gang standen sie vor dem Schaufenster. Bergers
Blick fiel auf die kleine Vase. Er wurde böse. »Die Petersilie ist ja wohl der
Gipfel.«
»Ich glaube«, sagte Andrea Bastos, »dass es genau das war, was den
Comisario so ausklinken ließ.«
»Wer das dahingestellt hat, versteht etwas von psychologischer
Kriegsführung. Das muss der Neid ihm lassen.«
Exakt an der Stelle, an der man die Leichen, die inzwischen geborgen
waren, im Wasser vorgefunden hatte, schwammen nun kleine Bojen, die von den
Polizeitauchern dorthin gehängt worden waren. Die Muräne, die man durch diesen
»Eingriff« um ihren Nachtisch betrogen hatte, schaute mit einem beleidigt
anmutenden Gesicht aus ihrem Bau und hoffte auf die nächste Leiche.
»Haben die beiden Putzfrauen noch etwas Entscheidendes berichten
können?«
»Nein. Als ich ankam, waren die noch völlig geschockt. Sie sind
rüber in die Bar, um sich mit einem Hierbas zu beruhigen.«
»Kann man sie inzwischen befragen?«
»Ich denke schon.«
»Dann sollten wir rübergehen. Außerdem könnte ich einen Cortado
vertragen.«
Als Berger und Bastos die Bar C’an Cristo betraten, saßen die beiden
Damen und vier weitere Museumsangestellte, die darauf warteten, das Aquarium
wieder für den Publikumsverkehr öffnen zu können, sternhagelvoll an einem
langen Marmortisch und hatten sorgsam sieben Flaschen des mallorquinischen
Kräuterlikörs vor sich aufgereiht. Aus der achten Flasche wurde gerade eine
neue Runde eingeschenkt.
Berger setzte sich zu ihnen und versuchte, diejenige auszumachen,
die am meisten vertragen konnte. Das schien Antonia Nadal zu sein. Die anderen
saßen nur noch wirr kichernd am Tisch oder lagen völlig betrunken darauf.
»Señora, dürfte ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
Sie schaute ihn mit sehr glasigen Augen an. »SiesindkeinBulle, ichkenneSie.«
Sie unterbrach ihr eigenes Genuschel durch heftigen Schluckauf. »Schulligung.«
»Das stimmt, Señora, ich bin Berater der Polizei.«
»BeraterderPolissssei? SoeinenleckerenBeraterhabendie?« Ihr entfuhr
ein Rülpser, der jedem Müllkutscher zur Ehre gereicht hätte. »Schulligung. Ich
bin müde.«
»Sie dürfen auch gleich ins Bett, Señora.«
»Was? SiewollnmitmirinsBett?«
»Nein, Señora –«
Sie unterbrach ihn. »SagenSienichtSeñorazumir. Señorasagen Männerwennsiefickenwollen.
Enrique –« Sie stieß erneut auf. »Schulligung.
EnriquehatauchimmerSeñorazumirgesagt. AberichdummeKuhhabihnzumTeufelgejagt.«
Sie sah ihn eindringlich an. »VerstehenSiemich?«
» Sí , Señora.«
»SiesollennichtSeñorasagen. NurgeileKerlesagenSeñora. Stimmt,
SiewollenjaauchmitmirinsBett.« Sie begann, sich die Haare zu raufen.
»WarumhabeichdenEnriquenichtrangelassen, ichdummeKuhich. Jetztwäreichreich!«
Sie begann bitterlich zu weinen. »SagenSie,warumbinimmerichdiemitderArschkarte?«
Berger schaute auf Bastos. »Ich würde sagen, das bringt jetzt nichts
mehr. Lassen Sie die Damen nach Hause bringen und achten Sie bitte darauf, dass
eine Kollegin dabei ist. Dieser flotte Käfer«, er zeigte auf die schwankende
Antonia, »ist ganz wild auf Ihre Rente.«
Gleich nachdem die betrunkenen Damen abgeholt worden waren, machte
sich Berger auf den Weg zum Büro des Notars. Am Museum gab es für ihn nichts
mehr zu bestellen.
Trotzdem sie alles im Griff hatte, war Carmen über die Verstärkung
froh. »Guten Morgen, Señor. Vielen Dank übrigens.«
»Wofür, meine Schöne?«
»Dass Sie den Chef aus der Schusslinie genommen haben. Bastos hat
angerufen und mir alles brühwarm berichtet.«
»Nichts zu danken. Wie ich höre, hast du hier eine technische Sensation
gefunden?«
»Ich nicht.« Sie zeigte auf einen Kollegen der Spurensicherung. »Er
hat dieses Dingelchen hier aus der Lampe über dem Besprechungstisch geholt.«
Sie hielt ihm eine Art Chip hin, der nicht größer als der Kopf eines
Streichholzes war.
»Kann man die irgendwie orten?«, fragte Berger.
»Eben nicht. Diese Art von Wanzen ist der letzte Schrei auf dem Markt.
Einzeln existieren sie praktisch gar nicht, sie benötigen einen Gegenpart, der
nicht weiter entfernt als zwei Meter ist. Erst dann bilden beide Wanzen
zusammen
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