Tod Auf Dem Jakobsweg
ein stabiles Tourenrad, tauschte ihren Koffer gegen Radtaschen und machte sich auf den Weg zum Kap Finisterre. Leo wollte endlich Urlaub machen. Und wenn es am Ende der Welt war. Wer weiß, mit etwas Glück traf man dort einen Radfahrer, der nicht als schön, aber als verdammt attraktiv zu bezeichnen war.
Geschichte
und Legende
Seit tausendzweihundert Jahren pilgern gläubige Christen zum Grab des Apostels Jakobus d. Ä. nach Santiago de Compostela in Galicien. Besiedlung und Entwicklung des nördlichen Spaniens wurden davon geprägt, an der etwa achthundert Kilometer langen Strecke von den Pyrenäen bis zum Ziel entstanden Hunderte Dörfer und Städte. Viele lebten und leben ausschließlich von den Pilgern. Niemand weiß genau, wie viele es waren, nach heutigen Schätzungen haben sich in der mittelalterlichen Hochzeit des Jakobuskultes jährlich zwischen zweihundert- und fünfhunderttausend auf den beschwerlichen Weg nach der westgalicischen Stadt gemacht, in der die Gebeine des Apostels in einem Reliquienschrein ruhen. Genauer gesagt: ruhen sollen. Denn kaum eine Märtyrergeschichte ist so sehr von Legenden umwoben und so ausgiebig von weltlicher und kirchlicher Politik beeinflusst und benutzt worden. Der Faszination des Heiligen und Stadt Santiago de Compostela hat das keinen Abbruch getan, sondern sie im Gegenteil erst befördert.
Der Apostel Jakobus d. Ä., auf Spanisch Santiago , war ein Vetter Jesus’ und gehörte zu seinen engsten Vertrauten. Kurz vor Ostern des Jahres 44 wurde er auf Befehl Herodes’ Agrippa I. in Jerusalem mit dem Schwert enthauptet und so zu einem der ersten Märtyrer der Christenheit.
Viel mehr überliefert die Apostelgeschichte nicht, alles Übrige ist Legende.
Zwar sind keinerlei Reisen für Jakobus d. Ä. verbürgt oder auch nur in den alten Schriften erwähnt, doch nach einer seit dem 7. Jahrhundert tradierten Legende hatte er in Spanien missioniert. Deshalb brachten seine beiden Jünger seinen Leichnam mit einem von Engeln geleiteten Boot nach Galicien und beerdigten ihn etliche Meilen landeinwärts, nämlich dort, wo sich die Ochsen ihres Gefährts friedlich niedergelassen hatten. Auch bei der Wiederentdeckung des Grabes in den ersten Jahren des 9. Jahrhunderts half ein Wunder. Engel verkündeten einem Eremiten — nach anderen Quellen einem Hirten—, wo er besonders leuchtende Sterne sehe, werde er das Grab des Apostels finden. Das gab er eilends seinem Bischof bekannt, der bald das versprochene besondere Leuchten sah, ihm durch Wald und Wildnis folgte und endlich im Gestrüpp ein aus Marmor errichtetes Grabmal fand und als das des Jakobus deklarierte.
Er benachrichtigte seinerseits König Alfons II. von Asturien, der sich sofort auf den Weg zu dem wunderbaren Fund machte und — sozusagen — zum ersten Santiago-Pilger wurde. Er ließ dort eine kleine Kirche bauen, rief Jakobus zum Schutzheiligen seines Reiches aus und sorgte für die Verbreitung der wundersamen Entdeckung in ganz Europa. Er verlegte auch den Bischofssitz der Region in die Nähe des Grabes an den Ort, der seither Compostela heißt, nach dem Feld unter den Sternen, auf dem das Grab mit der Reliquie entdeckt worden war. Die Christen verehrten seit dem 2. Jahrhundert Gräber und Leichname von Heiligen, denn je näher man einer Reliquie bei einer Bitte an Gott oder die Heiligen war, umso sicherer die Wirkung. Nichts war näher als ein Grab mit den Gebeinen eines Heiligen, erst recht, wenn der Jesus selbst besonders nahegestanden hatte. Dieser Fund war also eine ungeheure Sensation, außer in Rom gab es an keinem anderen Ort ein Apostelgrab.
Diese Reliquie kam Alfons II. aus politischem Grund überaus gelegen, denn es war die Zeit der reconquista , der Rückeroberung Spaniens von den Mauren. Ein Heiliger war da ein guter Verbündeter. Santiago matamoro , Jakobus der Maurentöter, wurde zum vereinenden Kampfruf der christlichen Heere gegen die von Süden weiter vordringenden Muslime.
Wohl aus dem gleichen Grund fand eine andere Legende Verbreitung, nach der Jakobus Karl dem Großen im Traum erschienen sei und ihm offenbart habe, wie er mit Hilfe der Milchstraße sein Grab finden und helfen könne, die Iberische Halbinsel von der Herrschaft der Mauren zu befreien.
Nach und nach erlangte die Wallfahrt nach Santiago de Compostela für die gesamte Christenheit die gleiche, zeitweise sogar größere Bedeutung wie die nach Jerusalem und Rom. Die Kennzeichen der Jakobus-Pilger waren der Pilgerstab
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