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Tod auf der Koppel

Tod auf der Koppel

Titel: Tod auf der Koppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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einem endgültigen Urteil zu kommen.« Er beugte sich nach vorn; dabei unterdrückte er einen leisen Fluch.
    »Was hast du?«
    »Mein Finger tut weh. Ich habe mich verletzt.«
    Sie nahm seine Hand und löste den Verband. »Aber Jim, das sieht übel aus! Die Wunde ist ganz entzündet! Wie ist denn das passiert?«
    »Ich habe mich vorige Woche an einem alten Draht gerissen. Ich verstehe gar nicht, warum es nicht heilt. Aber es wird schon wieder, Sara. Ich werde die Wunde desinfizieren, sobald ich nach Hause komme.«
    »Und was sagt Annabel dazu?«
    »Sie weiß gar nichts davon. Ich habe ihr den Finger bis jetzt noch nicht gezeigt. Bitte, Sara, reg dich nicht auf. Ich bekomme höchstens noch Arger mit Annabel.«
    »Ärger! Annabel würde dich höchstens ausschimpfen, und das mit Recht. Bestimmt hast du ihr erzählt, die Wunde heile prächtig ab.«
    »Nun ja... Sobald ich zu Hause bin, werde ich etwas gegen die Entzündung tun.«
    »Das wollen wir gleich. Irgendwo steht hier eine Flasche mit Jodtinktur. Wo sie Ned nur hingestellt hat? Ach, da ist sie ja. Da oben, Jim, in der Box von Mermaid. Hol sie bitte herunter. Du kannst ruhig in die Box gehen; Mermaid scheut nicht.«
    Er ging in die Box und holte die Flasche. Die Stute wendete den Kopf nach ihm, ohne jedoch ein weitergehendes Interesse zu bekunden.
    »Da hast du deine Tinktur. Brennt es?«
    »Du wirst schon nicht sterben.« Sie schüttete ein paar Tropfen auf die Wunde, aber die Flüssigkeit war nicht braun, sondern wasserklar und dampfte.
    »Das ist keine Jodtinktur, das ist das reine Gift«, meinte Jim spottend.
    Sara antwortete nicht, sondern goß ein paar Tropfen in ihre Handfläche, roch daran und lachte plötzlich auf. »Das ist Wasserstoffsuperoxyd! Das tut dir nichts.«
    »Woher weißt du das?«
    »Wasserstoffsuperoxyd kennt jede Frau. Frag Annabel. Mrs. Wharton braucht sicher eine ganze Menge davon.«
    »Und weshalb dampft es so scheußlich, wenn es doch harmlos ist?«
    »Weil dein Finger entzündet ist. Wenn Wasserstoffsuperoxyd auf eine entzündete Wunde kommt, entwickelt es immer einen so merkwürdigen Dampf. Ich erinnere mich, daß meine Mutter hin und wieder Wasserstoffsuperoxyd genommen hat, wenn ich mich verletzt hatte. Es ist fast genauso gut wie Jodtinktur. Sieh mich nicht an, als hätte ich dich umbringen wollen.«
    Bei dieser Bemerkung wurden beide schlagartig ernst. Mit dem Umbringen sollte man nicht spaßen. Nach einer Weile fuhr Sara fort: »Es ist trotzdem gut, daß ich Wasserstoffsuperoxyd auf deine Wunde getan habe. Stell dir bloß vor, du bekommst eine Blutvergiftung, während Annabel ihr Kind zur Welt bringt! Im Grunde solltest du dich über deine Nachlässigkeit schämen.«
    »Jetzt bin ich wieder der Schuldige. Merkwürdig, Frauen drehen den Spieß immer um, wenn sie im Unrecht sind. Du bist mit der Flasche reichlich unvorsichtig gewesen. Es hätte Gott weiß was drin sein können.«
    »Es war aber nicht. Trotzdem möchte ich wissen, wie das Zeug da hineinkommt. Das ist sicher wieder Neds Werk. Man darf ihm nicht einmal die harmlosesten Sachen überlassen.«
    Aber Jim konnte sich nicht so richtig beruhigen. Da hatte er noch einmal Glück gehabt! Sogar Mermaid war vergessen. »Ich möchte jetzt nicht mehr zu Lord«, meinte er. »In ein oder zwei Tagen komme ich noch einmal vorbei. Ich muß wieder nach Hause und nach Annabel sehen.«
    Sara lächelte nachsichtig. Jim war, was Annabel betraf, zu ängstlich! »Es wird ihr schon nichts passiert sein. Ich glaube, sie sollte eher auf dich aufpassen, als daß du dir um sie Sorgen machst.«
     

14
     
    Später kamen ihnen die folgenden Tage in der Erinnerung wie ein häßlicher Traum vor. Von Lord abgesehen, der sich ausschließlich um das Training seines neuen Pferdes kümmerte, war jeder bedrückt. Simon ließ sich nirgends blicken. Offensichtlich war er mit seiner Farm und seinen Versuchen beschäftigt; außerdem mußte er sich um die Geschäfte seines Onkels kümmern, die jetzt die seinen waren. Daß Sara ihn liebte, war ihm eine große Hilfe.
    Er reparierte Zäune, setzte die Bewässerungsanlage wieder instand und rodete brachliegendes Land. Er brachte Albert soweit, daß er die Farm des Onkels einigermaßen selbständig verwaltete.
    Albert brachte die Ernte ein, besserte die Viehgatter aus und richtete ein Feld für die Wintersaat her.
    Auch Sara war nicht sehr glücklich. Der Gedanke, daß einer von Inspektor Wrights Leuten — ein stiller, unauffälliger Mann, der überhaupt nicht so

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