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Tod auf der Northumberland: Roman - Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Tod auf der Northumberland: Roman - Ein Fall für John Gowers (German Edition)

Titel: Tod auf der Northumberland: Roman - Ein Fall für John Gowers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Twardowski
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besonders darauf hinzuweisen, fragte Lord Eden verschiedene der Anwesenden, ob sie vorher schon einmal jenseits der Linie gewesen seien, unter anderem Gowers.
    Der sagte, ohne darüber nachzudenken: »Ja, zweimal. Einmal runter, einmal rauf!«
    »Und auf welchem Schiff?«, fragte Eden provokativ.
    »Investigator« , rutschte es Gowers heraus, und er hoffte schon, dass es im allgemeinen Gelächter niemand richtig gehört hatte, da fragte der Erste Offizier Bell verblüfft und laut: »Sie waren auf der Investigator , Mr. Thompson?!«
    »Ja, Sir«, erwiderte Gowers so leise wie möglich. Aber nun hatten es alle gehört.
    »Meinen Glückwunsch, Sir«, sagte Bledsoe und drückte ihm die Hand. »Und meine Hochachtung!«
    Carver geriet ins Stottern. »Daniel, ich … ich wusste ja gar nicht, dass du …«
    »Was ist mit der Investigator ?«, fragte Emmeline naiv, und Gowers atmete beinahe hörbar auf, als sich der redselige Hauptmann wieder einschaltete: »Ja, was ist mit ihr? Ist wohl noch immer da oben, das tapfere alte Mädchen?!« 10
    »Ich denke ja«, sagte Gowers und überlegte krampfhaft, wie er ohne größeres Aufsehen das Thema wechseln könnte. Aber leider war nicht einmal Van Helmont geistesgegenwärtig genug, Emmeline von ihrer zweiten dummen Frage abzuhalten.
    »Was ist so Besonderes an diesem Schiff?«
    Die anderen Gespräche verstummten endgültig. Und es war der dicke Kaufmann Merriwell, der es ihr merkwürdig kalt lächelnd erklärte. »Mit der Investigator entdeckte Commander McClure die Nordwestpassage.«
    Emmeline war sich nun immerhin über ihren fatalen Schnitzer im Klaren, aber anstatt den Mund zu halten, wollte sie die peinliche Situation anscheinend durch Naivität überspielen. »Oh, davon hast du mir ja nie was erzählt!«
    Unglücklicherweise war sie keine sehr begabte Schauspielerin, und Gowers wäre am liebsten im Erdboden versunken, wenn einer da gewesen wäre. Der dritte Lord Eden fragte mit allem verfügbaren Hohn: »Ihr Bruder hat also die Nordwestpassage entdeckt und vergessen, diesen spaßigen kleinen Umstand Ihnen gegenüber zu erwähnen?!«
    Endlich schaltete sich Van Helmont ein und machte wie immer einen halbwegs gelungenen Witz aus der Situation. »Das nenne ich echt britisches Understatement. Wenn bei uns
ein Yankee auch nur entdeckt, dass er die Brille auf der Nase hat, schreibt er gleich eine Artikelserie darüber.«
    Carver wollte noch eine verständnislose Bemerkung machen, aber auch ihm stopfte der wackere Arzt das Maul. Während er den jungen Füsilier am Arm fasste und mit dem Finger auf Gowers deutete, sagte er: »Wussten Sie, dass er auf Seiten der Yankees gekämpft hat? Im Range eines Captains, nicht wahr?«
    Gowers konnte nur noch nicken, und Van Helmont ließ nun den Leutnant los, warf ihm einen Blick scheinbar unendlichen Mitleids zu und sagte kopfschüttelnd zu den umstehenden Offizieren: »Was für eine entsetzliche Vorstellung, Gentlemen: vor seinem Schwager salutieren zu müssen!«
    Lautes Gelächter und eine dritte oder vierte Runde Punsch beendeten die unsägliche Szene, und das jäh aufgeflammte Misstrauen verschwand aus den Blicken. Wenn auch nicht aus allen.

84.
    Das einzig Schlechte in diesem Frühling 1842 war, dass Beth angefangen hatte zu trinken. Sie wurde nicht widerlich wie die meisten Trinker, aber in einer Weise bitter, die anzusehen und zu hören vielleicht noch stärker wehtat.
    »Gut, dass sie weg ist, wie«, sagte sie und sprach von ihrer Tochter. Sie sprach fast nur noch von ihrer Tochter. »Da habt ihr mehr Platz in euerm Bettchen!«
    Jane schossen die Tränen in die Augen, vielleicht weil es so ungerecht war, vielleicht auch, weil es die Wahrheit war, und sagte, sie würde nackt auf dem Boden schlafen, wenn Mary-Ann dadurch wieder lebendig würde.
    Beth sah sie lange an, verstand alles und sagte deshalb verächtlich: »Bloß gut, dass das nicht geht, was, Schätzchen?!«
    Da wusste Jane, dass sie nicht mehr lange bleiben würde.
    Sie war ohnehin die meiste Zeit in ihrer Schule, einem ehemaligen Vorratslager, Anbau der alten Mühle, klein, zugig, unbeheizt. Aber Jane war dabei, all diese Missstände zu beheben, mithilfe der vier Pfund, die Lady Ashley ihr gegeben hatte, »für Ihre Auslagen«. Sie hatte Stühle und Bänke gekauft, und im nächsten Winter würden sie einen Ofen haben.
    Es kamen jetzt auch immer mehr Kinder, sogar ein paar Erwachsene, unter ihnen Tom Peters, obwohl der nichts lernen wollte. Sie würde bald einmal mit dem Jungen

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