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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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knacken.
    »Gütiger Jesus«,
     flüsterte er leise, »hab Erbarmen mit ihm und uns allen!«
     Er schaute zu der wimmelnden Brückenzufahrt hinüber. »Aber
     besonders mit ihm. Besonders mit ihm!«

 
    Sechs
    Athelstan klopfte an
     Cranstons Haustür. Sofort erhob sich lautes Getöse - die
     Kerlchen krähten, und Cranstons zwei großen Wolfshunde, Gog und
     Magog, bellten wütend. Die Tür wurde von Cranstons zierlicher, hübscher
     Frau, Lady Maude, geöffnet. Ihre Wangen und die Ärmel ihres
     Kleides waren mit Mehl bestäubt. Auf den Armen trug sie ihre
     geliebten Söhne, Francis und Stephen, deren Köpfchen inzwischen
     mit daunenweichem Flaum bedeckt waren. Ihre runden, pausbackigen Gesichter
     waren rosig und fröhlich. Hinter ihr hielt Boscombe, der Hausdiener,
     die beiden großen Hunde fest, damit sie sich nicht auf Athelstan stürzten
     und ihn zu Tode leckten.
    »Bruder Athelstan«,
     rief Lady Maude und lächelte erfreut.
    Die beiden Kerlchen reckten
     sich ihm entgegen, klatschten in die fetten Händchen und gurgelten
     entzückt.
    »Kommt herein, Bruder.«
     Lady Maude trat einen Schritt zurück.
    Athelstan schüttelte den
     Kopf. »Ist Sir John nicht zu Hause?«
    »Könnte sein, daß
     er im ›Heiligen Lamm Gottes‹ ist«, antwortete Lady
     Maude etwas bissig.
    »Dadda.« Eines
     der beiden Kerlchen streckte den Arm aus und deutete mit einem stumpfen,
     schmutzigen Finger auf Athelstan. »Dadda.«
    Athelstan umfaßte den
     Finger und drückte ihn sanft. Das strahlende Baby rülpste.
    »Ganz wie sein Vater«,
     erklärte Lady Maude.
    »Dadda.«
    Athelstan hielt den kleinen
     Finger fest und streichelte dem anderen Baby den Kopf. »Gott segne
     euch beide, euch alle.« Er grinste. »Aber ich bin nicht euer
     Dadda.«
    »Dadda«,
     wiederholte das Baby.
    Athelstan deutete ein wenig
     verlegen auf Lady Maude. »Und wer ist das?«
    Das Kind starrte seine Mutter
     und dann wieder Athelstan an.
    »Nicht Dadda.«
    Athelstan lachte. Er wolle
     Sir John suchen gehen, sagte er, ließ das Durcheinander des Cranston’schen
     Haushalts hinter sich und drängte sich durch die Menge. Beim »Heiligen
     Lamm Gottes« angekommen, stellte er Philomel im Stall der Taverne
     unter und betrat den Schankraum. Lady Maude hatte recht gehabt. Cranston
     saß auf seinem Lieblingsplatz, einen Krug Ale vor sich, und starrte
     wehmütig in den Garten hinaus.
    »Guten Morgen, Sir
     John.«
    Voller Selbstmitleid sah der
     Coroner seinen Secretarius an, der sich ihm gegenüber auf die Bank
     setzte.   
    »Seid Ihr schlechter
     Stimmung, Sir John?«
    »Mörderisch,
     verdammt!«
    »Ihr meint die Sache in
     Queen’s Hithe?«
    »Nein. Es hat Einbrüche
     in den Straßen um die Cheapside gegeben. Immer nach dem gleichen
     Muster. Ein Haus wird in Abwesenheit der Bewohner ausgeraubt, aber der Täter
     hinterläßt keine Spur des gewaltsamen Eindringens oder
     Verschwindens. Letzte Nacht auch wieder, in der Catte Street. Ich war eben im Rathaus. Die Ratsherren haben
     mir und dem Untersheriff Shawditch ordentlich die Hölle heiß
     gemacht!« Cranston leerte seinen Krug. »Aber was führt
     dich zu mir, Bruder?«
    »Emma Roffel war bei
     mir. Sie war entsetzt über das, was man der Leiche ihres Mannes
     angetan hat, und über das Gerücht, daß er ermordet worden
     sei. Sie ist jetzt bei seiner Beerdigung.«
    »Zuerst befassen wir
     uns mit meinen Problemen«, knurrte Cranston.
    Er raffte seinen Mantel an
     sich und stapfte hinaus auf die Cheapside. Er war so verdrossen, daß
     er das übliche Geplänkel und gutmütige Gefrotzel, das ihm
     entgegenschallte, gänzlich überhörte.
    »Sir John, ist es denn
     so ernst?« fragte Athelstan und hastete neben ihm her.
    »Eines darfst du
     niemals vergessen, Bruder. Der Rat der Stadt bezahlt mir mein Gehalt. Ich
     bin zu allen freundlich, aber keinem verbunden. Manchmal glaube ich, sie wären
     mich gern los.«
    »Unsinn«,
     protestierte Athelstan.
    »Wir werden sehen, wir
     werden sehen«, sagte der Coroner bedrückt. »Und wie geht’s
     deiner verfluchten Pfarre?«
    »Meiner verfluchten
     Pfarre geht es ausgezeichnet. Die Leute bereiten sich auf das Stück
     vor.« Athelstan hielt Cranston beim Ärmel fest. »Sir
     John, wartet einen Augenblick.«
    Unter dem dicken Biberhut sah
     das pausbackige und sonst so fröhliche Gesicht des Coroners derart jämmerlich
     aus, daß Athelstan sich auf die Lippen beißen mußte, um
     sein Lächeln zu verbergen.      
    »Sir John, wollt Ihr
    

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