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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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bei unserem Mysterienspiel mitmachen?«
    Er sah einen Funken der
     Erheiterung im Auge des Coroners.
    »Als was denn?«
    »Als Satan.«
    Cranston starrte ihn an. Dann
     warf er den Kopf in den Nacken und brüllte vor Lachen. Er schlug dem
     Ordensbruder so kraftvoll auf die Schulter, daß Athelstan
     schmerzlich das Gesicht verzog.
    »Verdammt, natürlich
     will ich das! Ich bezahle sogar mein Kostüm selbst. Und jetzt komm
     weiter.«
    Er führte Athelstan
     durch eine Gasse und blieb vor dem Haupttor eines beeindruckenden, vierstöckigen
     Hauses stehen.
    »Wer wohnt denn hier?«
     fragte Athelstan.
    »Ein großer,
     fetter Kaufmann«, sagte Sir John. »Er hat ein Vermögen im
     Weingeschäft gemacht und ist gerade verreist, um Freunde und
     Verwandte zu besuchen.«
    Cranston hämmerte an die
     Tür. Ein bleicher Diener öffnete. Sir John teilte ihm brüllend
     mit, wer er sei, und marschierte schnurstracks hinein. Shawditch stand
     bereits in der großen, weißgekälkten Küche und verhörte
     das Hausgesinde, das mit bangen Mienen um den großen Tisch saß.
     Cranston stellte Athelstan vor, und dieser schüttelte dem
     Untersheriff die Hand.
    »Was ist geschehen?«
     blaffte der Coroner.
    »Das gleiche wie immer,
     Sir John, mit einem Unterschied. Letzte Nacht drang irgendein Verbrecher
     in das Haus ein. Gott allein weiß, wie - die Türen waren
     verriegelt, die Fenster verschlossen. Er stahl kostbare Gemälde aus
     den oberen Stockwerken. Unglückseligerweise war eine Wäschemagd,
     Katherine Abchurch, dort oben in einem der Zimmer eingeschlafen. Sie
     erwachte, als es schon dunkel war, öffnete die Tür und überraschte den
     Eindringling, der sie kurzerhand erstach.«
    »Und dann?«
    »Er verschwand ohne
     einen Hinweis darauf, wie er hinaus oder hinein gelangte.«
    Cranston deutete mit dem Kopf
     auf die Dienerschaft. »Die da habt Ihr schon alle vernommen?«
    »Sie können
     allesamt angeben, wo sie gewesen sind. Ja, der Verwalter hier hat bemerkt,
     daß Katherine nicht da war, und sich auf die Suche nach ihr gemacht.«
    Athelstan winkte den
     Untersheriff zu sich. »Ist denn einer unter ihnen, der etwas mit den
     vorigen Einbrüchen zu tun haben könnte?«
    Shawditch schüttelte den
     Kopf. »Nein. Keiner.«
    »Und Ihr seid sicher,
     daß alle Ein- und Ausgänge verschlossen waren?«
    »So sicher, wie man es
     nur sein kann.«
    »Na, schauen wir selbst«,
     sagte Cranston. »Kommt, Shawditch.«
    Der Untersheriff führte
     sie durch einen Korridor und eine breite Treppe hinauf, wo das Eichenholz
     schimmerte wie poliertes Gold. Die Wände waren getäfelt, der
     Putz darüber in sanftem Rosarot gestrichen. Wappenschilde hingen an
     den Wänden und an einer auch der Kopf eines wild aussehenden Ebers an
     einer Holztafel. Vor einer Kammer im zweiten Stock lag Katherine Abchurch
     noch da, wo sie hingefallen war. Man hatte eine Decke über sie
     gebreitet. Athelstan schaute sich im Korridor um. Er sah Zimmertüren,
     die Treppe am anderen Ende und einen Tisch mit staubigen Ringen auf der
     Platte.
    »Wurde hier etwas
     gestohlen?«
    »Ja«, sagte
     Shawditch und schrak zusammen, als es unten laut an die Tür klopfte.
    »Das wird der Büttel
     Trumpington sein«, sagte er. »Ich werde ihm sagen, er soll
     unten warten.«
    Er lief die Treppe hinunter.
     Cranston und Athelstan schlugen die Decke zurück und betrachteten
     Katherines sterbliche Überreste.
    »Gott schütze uns«,
     flüsterte Athelstan. »Sie ist ja noch ein Kind!«
    Er sah die blutigen Einstiche
     im Kleid des Mädchens, und sein Herz krampfte sich vor Mitleid über
     das Entsetzen in ihrer gefrorenen Miene zusammen. »Gott schenke ihr
     die ewige Ruhe«, sagte er leise, »und bestrafe den ruchlosen
     Dreckskerl, der es getan hat!«
    Behutsam deckte er das
     Gesicht des Mädchens wieder zu. »Vor lauter Problemen ist mir
     schon ganz wirr im Kopf, aber ich will alles tun, was ich kann, um diesen
     Mörder der gerechten Strafe zuzuführen.«
    Shawditch trat zu ihnen.
    »Laßt uns das
     Haus durchsuchen«, drängte Athelstan. »Jedes Stockwerk,
     jedes Zimmer.«
    »Ich habe darum
     gebeten, uns alle Zimmer aufzuschließen«, sagte Shawditch.
    »Dann laßt uns
     anfangen.«
    Athelstans sonst so sanftmütiges
     Gesicht trug einen Ausdruck eiskalter Entschlossenheit, als er jetzt von
     Zimmer zu Zimmer ging. Cranston fühlte sich an den Jagdhund erinnert,
     den er als Junge gehabt hatte. Aber während sie bis zum obersten
     Stockwerk vordrangen, ohne

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