Tod auf der Themse
einen Hinweis zu finden, nahm Athelstans Ärger
immer mehr zu.
»Nichts«, zischte
er mit zusammengebissenen Zähnen. »Überhaupt nichts.«
Sie begaben sich auf den
Dachboden. Hier war es dunkel und kalt; nur die Dachsparren und die
Pfannen über ihnen trennten sie von der Kälte. Athelstan
stocherte mit den Füßen in den Binsen am Boden.
»Kein Fenster, keine
Öffnung.« Er hockte sich nieder und tastete in den Binsen
umher. Sie fühlten sich kalt und feucht an. Er ging in eine Ecke und
untersuchte auch dort die Binsen. Kopfschüttelnd kam er zurück.
»Laßt uns wieder hinuntergehen.«
Sie kehrten in die Küche
zurück, wo Trumpington, der Büttel, vor dem großen,
tosenden Feuer hofhielt.
»Sir John, Master
Shawditch, habt Ihr etwas gefunden?« Seine Augen wurden schmal, als
er Athelstan erblickte. »Wer ist das?«
»Bruder Athelstan, mein
Secretarius«, sagte Cranston.
Athelstan starrte den Büttel
an. »Es ist ein Geheimnis«, sagte er geistesabwesend. »Aber
Ihr, guter Herr, könntet mir einen Gefallen tun.«
»Was Ihr wollt, Pater.«
»Zuvor eine Frage.«
»Natürlich.«
»Ihr durchstreift hier
die Straßen. Habt Ihr nichts bemerkt?«
»Pater, hätte ich
etwas bemerkt, so hätte ich es gemeldet.«
Athelstan lächelte.
»Und welches wäre
der Gefallen, Pater?«
»Ihr sollt einen
Dachdecker holen, einen guten Mann.«
»Das habe ich bereits
getan«, sagte Trumpington.
»Um dieses Haus zu
untersuchen?«
»Nein, aber er hat alle
anderen Häuser untersucht und nichts Auffälliges gefunden.«
»Nun, dann soll er es
noch einmal tun. Er soll feststellen, ob Dachpfannen entfernt worden sind.
Und wenn er eine Öffnung findet,
die uns entgangen ist, meldet Ihr Eure Erkenntnisse dem Coroner.«
»Ist das auch Euer
Wunsch, Sir John?« fragte Trumpington vielsagend und mit einem
geringschätzigen Seitenblick auf den Ordensbruder.
Sir John bemerkte den
verachtungsvollen Unterton wohl. »Jawohl, das ist es. Und spute
dich!«
Sie verabschiedeten sich und
verließen das Haus.
»Nun, Bruder, hast du
etwas entdeckt?« fragte Cranston. Athelstan sah die Erwartung in
seinem und auch in Shawditchs Blick.
»Nein, Sir John.«
Cranston fluchte.
»Aber da wäre doch
noch etwas«, fügte Athelstan hinzu. »Master Shawditch,
eine kleine Gefälligkeit?«
Der Untersheriff sah Cranston
an, und dieser zuckte die Achseln.
»Sie hat nichts mit
dieser Angelegenheit zu tun«, fuhr Athelstan fort. »Könntet
Ihr die Bootsleute entlang der Themse fragen, ob sie vor zwei Nächten
jemanden zum Schiff God’s Bright Light hinausgefahren haben?«
»Ich werde tun, was ich
kann, Pater«, sagte Shawditch und eilte davon.
»Was hat das zu
bedeuten?« brummte Cranston.
»Das will ich Euch
sagen.«
Athelstan wies auf eine
kleine Gassenschenke. Sir John ließ sich nicht zweimal bitten,
dieser Aufforderung nachzukommen, trat ein und brüllte sofort nach
einem Becher Roten und einem Stück vom frischgebratenen Kapaun.
Athelstan nippte an seinem Bier und sah zu, wie das Essen die gute Laune
des Coroners wiederherstellte.
»Erstens«, flüsterte
Athelstan dann und beugte sich über den Tisch. »Aveline
Ospring hat ihren Vater ermordet. Sie hat es mir unter dem Siegel des
Beichtgeheimnisses anvertraut, aber sie hat uns auch um Hilfe gebeten.«
Cranston starrte ihn mit weit
offenem Mund an, während Athelstan ihm berichtete, was er im Laufe
des Tages erfahren hatte. Schließlich warf der Coroner die
Kapaunskeule hin.
»Sie wird hängen«,
sagte er leise. »Entweder sie oder er, oder sie hängen beide.
Sie kann ja nicht beweisen, was sie da sagt. Was weiter, Bruder?«
»Jemand war an Bord des
Schiffes«, erklärte Athelstan, »und hat die drei Männer
auf irgendeine Weise umgebracht. Wie und warum das geschah, weiß ich
nicht. Aber Ihr habt gehört, was Crawley gesagt hat? Niemand auf dem
Nachbarschiff, der Holy Trimty, hat irgend etwas gesehen oder gehört,
auch nicht Bernicias Rufen.« Athelstan schüttelte erbost den
Kopf. »Da lügt jemand, Sir John, und wir müssen
herausfinden, wer es ist. Woher wissen wir, daß alle Matrosen das
Schiff verlassen hatten? Jemand könnte sich an Bord versteckt haben.«
»Oh, ich verstehe«,
sagte Cranston sarkastisch. »Und der hat dann lautlos, und ohne eine
Spur zu hinterlassen, die drei Seeleute ermordet, die Signale
weitergegeben und sich danach in
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