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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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mir
     und den meinen Geld gegeben. Ich und die meinen werden es uns verdienen.«
    »Was habt ihr denn
     gefunden?«
    »Wir haben das Licht
     schimmern sehen.« Der Menschenfischer tätschelte einer seiner
     Kreaturen den Kopf.
    »Ja, von dem Licht weiß
     ich«, knurrte Cranston. »Die Schiffe senden einander
     Lichtsignale.«
    »Oh nein, nicht das.
     Etwas anderes. Eine Lampe blinkte auf der God’s Bright Light, zu
     jeder Stunde bis zum Morgengrauen, und eine Lampe auf dem Kai antwortete.«
    »Wißt ihr, wer es
     war?«
    »Nein. Es war jemand,
     der sich im Schatten hielt. Wenn wir es wissen, Sir John, werdet Ihr es
     erfahren.« Der Menschenfischer wich zurück und verschwand so
     lautlos, wie er aufgetaucht war.
    Es hatte zu nieseln begonnen,
     und Athelstan zog seine Kapuze über den Kopf. »Bernicia hat
     auch davon gesprochen«, bemerkte er.   
    »Wovon?« fragte
     Cranston gereizt.
    »Daß da jemand im
     Schatten der Lagerhäuser stand und das Schiff beobachtete.«
    »Bei den Eiern des
     Satans, ich habe jetzt genug davon!« murrte Cranston. »Ich
     habe Hunger, mich friert, und ich werde naß.«
    Er stapfte die Gasse
     hinunter, und Athelstan lief ihm nach. Der Coroner marschierte
     schnurstracks an seiner eigenen Haustür vorbei, über die
     verlassene Cheapside und ins »Heilige Lamm Gottes«. Dann blieb
     er so plötzlich stehen, daß Athelstan beinahe gegen ihn
     prallte. Wütend starrte Cranston die beiden Männer in den
     braunen Kutten an, die an seinem Lieblingstisch saßen.
    »Wer zum Teufel seid
     ihr?« bellte er.
    Die Männer lächelten
     und winkten die beiden heran. Zwei Schemel erwarteten sie.
    »Sir John, Bruder
     Athelstan, seid unsere Gäste. Wir haben schon Ale für Euch
     bestellt.«
    Cranston und Athelstan
     setzten sich, und die Wirtsfrau stellte zwei Humpen vor sie hin.
    »Auf Eure Gesundheit,
     Sir John.« Die braungekleideten Männer hoben ihre Krüge
     und tranken dem Coroner zu.
    Athelstan betrachtete das
     sonderbare Paar. Sie glichen einander wie ein Ei dem anderen - vergnügte
     Gesichter, kahle Köpfe, die gleiche Kleidung -, und sie schienen
     alles im Gleichtakt zu tun. Angesichts ihrer weichen Haut und dem
     bereitwilligen Lächeln hätte man sie für zwei fröhliche
     Mönche aus einem der Klöster der Stadt halten können, wenn
     ihr Blick nicht gewesen wäre, hart und wachsam. Den Ordensbruder fröstelte
     es. Diese Männer waren gefährlich. Sie folgten dem Coroner der
     Stadt London offen durch die Straßen, und jetzt erwarteten sie ihn
     in seiner Lieblingsschenke, als wüßten sie immer, was er gerade
     vorhatte.      
    »Wie heißt ihr?«
     knurrte Cranston.
    »Oh, Ihr könnt
     mich Peter nennen«, sagte der größere der beiden und
     blickte lächelnd auf seinen Kumpan. »Und das ist Paul. Ja,
     nennt uns Peter und Paul, die Schlüsselbewahrer. Was für ein hübscher
     Einfall.«
    »Ich könnte euch
     vieles nennen«, erwiderte Cranston grimmig.
    »Aber das würdet
     Ihr nicht tun, Sir John«, versetzte der mit dem Namen Paul. »Wir
     sind wie Ihr. Vielleicht sind wir nicht die Kinder des Lichtes, aber wir
     sind ihre Diener.« Er wandte sich Athelstan zu und lächelte fröhlich.
     »Ihr wart fleißig, nicht wahr, Bruder?«
    Cranston schlug den Mantel
     zurück und legte die Hand auf den langen Dolch, der in seinem Gürtel
     steckte. Peter sah die Bewegung und hob grinsend die weichen, weißen
     Hände in einer Geste der Friedfertigkeit.
    »Sir John«, säuselte
     er, »Ihr seid nicht in Gefahr. Wir wollen Euch nur helfen.«
    »Wobei?« fauchte
     Cranston. »Bei meiner Ehe, meinen Söhnen, meiner Abhandlung,
     meiner Verdauung?«
    »Bei der God’s
     Bright Light«, schnappte Peter zurück, und alle Heiterkeit war
     aus seiner Miene gewichen.
    Athelstan ergriff das Wort
     und lehnte sich über den Tisch. »Wir wissen Eure
     Hilfsbereitschaft zu schätzen. Aber wer seid Ihr?«
    »Wir sind die
     Revisoren. Arbeiten wir für den Kronrat?« Peter schüttelte
     lächelnd den Kopf. »Arbeiten wir für den König
     selbst?« Wieder schüttelte er den Kopf. »Bruder
     Athelstan, wir arbeiten für die Krone. Fürsten und Staatsräte
     kommen und gehen. Wir dienen keinem Individuum, keiner Adelsfamilie,
     keiner Blutlinie, sondern der Krone selbst.« Er stützte die
     Ellbogen auf den Tisch, legte die Fingerspitzen aneinander und ließ
     einen raschen Blick durch die warme, fröhliche Schenke wandern.
     »Das Lebensblut der Krone«, fuhr er fort, »ist ihr Geld.
    

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