Tod auf der Themse
mir
und den meinen Geld gegeben. Ich und die meinen werden es uns verdienen.«
»Was habt ihr denn
gefunden?«
»Wir haben das Licht
schimmern sehen.« Der Menschenfischer tätschelte einer seiner
Kreaturen den Kopf.
»Ja, von dem Licht weiß
ich«, knurrte Cranston. »Die Schiffe senden einander
Lichtsignale.«
»Oh nein, nicht das.
Etwas anderes. Eine Lampe blinkte auf der God’s Bright Light, zu
jeder Stunde bis zum Morgengrauen, und eine Lampe auf dem Kai antwortete.«
»Wißt ihr, wer es
war?«
»Nein. Es war jemand,
der sich im Schatten hielt. Wenn wir es wissen, Sir John, werdet Ihr es
erfahren.« Der Menschenfischer wich zurück und verschwand so
lautlos, wie er aufgetaucht war.
Es hatte zu nieseln begonnen,
und Athelstan zog seine Kapuze über den Kopf. »Bernicia hat
auch davon gesprochen«, bemerkte er.
»Wovon?« fragte
Cranston gereizt.
»Daß da jemand im
Schatten der Lagerhäuser stand und das Schiff beobachtete.«
»Bei den Eiern des
Satans, ich habe jetzt genug davon!« murrte Cranston. »Ich
habe Hunger, mich friert, und ich werde naß.«
Er stapfte die Gasse
hinunter, und Athelstan lief ihm nach. Der Coroner marschierte
schnurstracks an seiner eigenen Haustür vorbei, über die
verlassene Cheapside und ins »Heilige Lamm Gottes«. Dann blieb
er so plötzlich stehen, daß Athelstan beinahe gegen ihn
prallte. Wütend starrte Cranston die beiden Männer in den
braunen Kutten an, die an seinem Lieblingstisch saßen.
»Wer zum Teufel seid
ihr?« bellte er.
Die Männer lächelten
und winkten die beiden heran. Zwei Schemel erwarteten sie.
»Sir John, Bruder
Athelstan, seid unsere Gäste. Wir haben schon Ale für Euch
bestellt.«
Cranston und Athelstan
setzten sich, und die Wirtsfrau stellte zwei Humpen vor sie hin.
»Auf Eure Gesundheit,
Sir John.« Die braungekleideten Männer hoben ihre Krüge
und tranken dem Coroner zu.
Athelstan betrachtete das
sonderbare Paar. Sie glichen einander wie ein Ei dem anderen - vergnügte
Gesichter, kahle Köpfe, die gleiche Kleidung -, und sie schienen
alles im Gleichtakt zu tun. Angesichts ihrer weichen Haut und dem
bereitwilligen Lächeln hätte man sie für zwei fröhliche
Mönche aus einem der Klöster der Stadt halten können, wenn
ihr Blick nicht gewesen wäre, hart und wachsam. Den Ordensbruder fröstelte
es. Diese Männer waren gefährlich. Sie folgten dem Coroner der
Stadt London offen durch die Straßen, und jetzt erwarteten sie ihn
in seiner Lieblingsschenke, als wüßten sie immer, was er gerade
vorhatte.
»Wie heißt ihr?«
knurrte Cranston.
»Oh, Ihr könnt
mich Peter nennen«, sagte der größere der beiden und
blickte lächelnd auf seinen Kumpan. »Und das ist Paul. Ja,
nennt uns Peter und Paul, die Schlüsselbewahrer. Was für ein hübscher
Einfall.«
»Ich könnte euch
vieles nennen«, erwiderte Cranston grimmig.
»Aber das würdet
Ihr nicht tun, Sir John«, versetzte der mit dem Namen Paul. »Wir
sind wie Ihr. Vielleicht sind wir nicht die Kinder des Lichtes, aber wir
sind ihre Diener.« Er wandte sich Athelstan zu und lächelte fröhlich.
»Ihr wart fleißig, nicht wahr, Bruder?«
Cranston schlug den Mantel
zurück und legte die Hand auf den langen Dolch, der in seinem Gürtel
steckte. Peter sah die Bewegung und hob grinsend die weichen, weißen
Hände in einer Geste der Friedfertigkeit.
»Sir John«, säuselte
er, »Ihr seid nicht in Gefahr. Wir wollen Euch nur helfen.«
»Wobei?« fauchte
Cranston. »Bei meiner Ehe, meinen Söhnen, meiner Abhandlung,
meiner Verdauung?«
»Bei der God’s
Bright Light«, schnappte Peter zurück, und alle Heiterkeit war
aus seiner Miene gewichen.
Athelstan ergriff das Wort
und lehnte sich über den Tisch. »Wir wissen Eure
Hilfsbereitschaft zu schätzen. Aber wer seid Ihr?«
»Wir sind die
Revisoren. Arbeiten wir für den Kronrat?« Peter schüttelte
lächelnd den Kopf. »Arbeiten wir für den König
selbst?« Wieder schüttelte er den Kopf. »Bruder
Athelstan, wir arbeiten für die Krone. Fürsten und Staatsräte
kommen und gehen. Wir dienen keinem Individuum, keiner Adelsfamilie,
keiner Blutlinie, sondern der Krone selbst.« Er stützte die
Ellbogen auf den Tisch, legte die Fingerspitzen aneinander und ließ
einen raschen Blick durch die warme, fröhliche Schenke wandern.
»Das Lebensblut der Krone«, fuhr er fort, »ist ihr Geld.
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