Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
Vom Netzwerk:
Und wir überprüfen, was der Krone Zufallen muß, Steuern,
     Vorrechte, Privilegien, Abgaben, Tribute.«
    »Ihr seid also Beamte
     der Staatskasse?«
    Wieder dieses Lächeln.
     »Oh, das und noch viel mehr! Unser besonderes Augenmerk
     gilt den Rechten der Krone in Frankreich - und Ihr wißt ja, Sir
     John, was dort geschehen ist. Der Großvater unseres derzeitigen Königs
     eroberte und besetzte den größten Teil des nördlichen
     Frankreich. Männer von gleichem Blut, aber unfähiger Natur sind
     jedoch zusehends dabei, dieses väterliche Erbteil zu verlieren. Was
     hat die Krone heute noch?«
    Cranston zuckte die Achseln.
     »Einen Teil der Gascogne in der Gegend von Bordeaux.«
    »Und in der Normandie?«
    »Calais und seine
     Umgebung.«
    Peter nickte. »Wir
     haben Männer, die von Calais aus operieren, um die verlorenen Gebiete
     zurückzuholen.«
    »Ihr meint, Spione?«
    »Ja, doch, so könnte
     man sie nennen. Ihre Aufgabe ist es nun, die Franzosen zu schwächen.«
     Peter hob die Schultern und sah lächelnd zu seinem Kumpan. »Sie
     in Atem zu halten. Ihr versteht schon - dafür zu sorgen, daß
     gelegentlich eines ihrer Schiffe verunglückt, Unzufriedenheit zu schüren
     und allerlei Erkenntnisse zu sammeln.«
    »Und was hat das mit
     uns zu tun?« fragte Athelstan.
    »Eigentlich gar nichts,
     lieber Bruder. Nur, daß Ihr den Tod des Kapitäns Roffel und das
     Verschwinden der Wache von der God’s Bright Light untersucht. Nicht
     wahr? Nun, auch das interessiert uns eigentlich nicht. Was uns allerdings
     interessiert, sind die Bewegungen von Roffels Schiff auf seiner letzten
     Reise. Wißt Ihr, zwei unserer Brüder, die mit einem Fischerboot
     von Calais nach Dieppe wollten, sind nämlich nie dort angekommen. Ihr
     Schiff verschwand.«
    »Und Ihr glaubt, Roffel
     habe es versenkt?«
    »Möglicherweise.
     Roffel war ein Hund - ein Räuber und Pirat, der unter der Flagge des
     Königs segelte. Wir wissen von seinen kleinen geschäftlichen
     Unternehmungen. Aber der Mord an unseren beiden Agenten, das ist eine
     andere Sache. Mord und Piraterie sind schwere Verbrechen. Und was noch
     wichtiger ist, wir wollen herausfinden, von wem Roffel wußte, wo er
     dieses Fischerboot abfangen konnte.«
    »Vielleicht hat er bloß
     Glück gehabt«, meinte Cranston.
    »Wir glauben nicht an
     Glück!« schnappte der Revisor. »Einen Verräter muß
     Roffel dafür bezahlt haben, daß er das Boot abfing und unsere
     Agenten ermordete.« Peter beugte sich über den Tisch. »Mit
     anderen Worten, Sir John: Es geht um Hochverrat!«
    »Bei unseren
     Ermittlungen sind wir auf nichts dergleichen gestoßen«, sagte
     Cranston.
    Die beiden Revisoren lächelten
     gleichzeitig. 
    »Oh, aber das könnte
     noch kommen«, schnurrte Paul wie ein geschmeidiger Kater. »Das
     könnte durchaus noch kommen, Sir John, und wenn es geschieht, dann möchten
     wir es wissen.«
    »Wie können wir
     Euch Bescheid sagen?« fragte Athelstan.
    Die beiden Revisoren leerten
     gleichzeitig ihre Humpen und stellten sie in einer einzigen Bewegung
     wieder auf den Tisch.
    »Ihr kennt die Statue
     Unserer Lieben Frau mit dem Jesuskinde in der St.-Paul’s-Kathedrale?«
     fragte der größere der beiden.
    Athelstan nickte.
    »Davor steht eine große,
     eisenbeschlagene Kiste für die Bittschriften der Gläubigen.«
     Peter erhob sich, und Paul tat es im selben Augenblick. »Wenn Ihr
     mit uns sprechen wollt, legt eine
     Bittschrift in diese Kiste - Ihr Heiligen Peter und Paul, bittet für
     uns. Noch am selben Tag werdet Ihr von uns hören. Gute Nacht, Sir
     John, Bruder Athelstan.«
    Die beiden Revisoren schlüpften
     zur Tür hinaus. Sir John stieß einen leisen Pfiff aus, trank
     seinen Humpen leer und brüllte nach einem neuen.
    »Und einen Teller
     Zwiebelsuppe!« schrie er. »Bruder?«
    »Für mich nur Ale,
     Sir John.«
    »So, so, so«,
     sagte Cranston. »Was hältst du davon, hm, Bruder? Piraterie,
     Mord, verschwundene Seeleute - und jetzt auch noch Hochverrat.«
    »Ich sehe keinen
     Zusammenhang«, sagte Athelstan. »Wieso soll Roffel den Hals
     riskieren, wenn er mit der Piraterie so gut verdient?«
    Cranston schnippte mit den
     Fingern und befahl einem Schankknecht, den Tisch abzuräumen.
    »Heraus mit Pergament
     und Feder, Mönch!«
    Athelstan stöhnte, aber
     er gehorchte; er holte eine Rolle Pergament hervor und strich sie auf dem
     Tisch glatt.
    Leif, der einbeinige Bettler,
     hatte sie aus der gegenüberliegenden Ecke beobachtet. Jetzt kam

Weitere Kostenlose Bücher