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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Fehlgeburt vor sechzehn oder siebzehn Jahren.«
    »Ist sie gut zu Euch?«
    Tabithas Gesicht verhärtete
     sich. »Mistress Roffel ist genauso roh, wie ihr Mann es immer war.
     Sie haben einander wahrlich verdient. Jetzt hat sie die Absicht, nach
     Leith zurückzukehren. Ich bin froh, wenn ich sie von hinten sehe.«
    Bei dem giftigen Ton der Frau
     fuhr Athelstan zurück. Er sah zunächst zu und griff dann helfend
     ein, als sie eine salzfleckige Satteltasche aus Leder hinter einer Kiste
     hervorzerrte.
    »Ich habe sie dorthin
     geworfen, nachdem ich die Flasche herausgenommen hatte. Sollen wir sie mit
     hinunter nehmen?«
    Athelstan warf sich die
     Doppeltasche über die Schulter, und sie kehrten in die Wohnstube zurück.
     Cranston war inzwischen bei seinem zweiten Becher Rotwein und schilderte
     der gelangweilt, aber höflich zuhörenden Mistress Roffel seine
     eigenen, viele Jahre zurückliegenden Großtaten auf dem Meer.
    »Habt Ihr gefunden,
     wonach Ihr suchtet, Bruder?« fiel sie dem Coroner ins Wort.
    Athelstan legte die
     Ledertaschen auf den Boden, löste die Schnallen und kippte den Inhalt
     aus. Es war nicht viel: ein Paar wollene Kniestrümpf'e, eine Nadel
     und etwas Zwirn, ein Federkiel und ein Tintenhorn, ein paar unbenutzte
     Fetzen Pergament, ein Hemd, zwei verkratzte und abgetragene Ringe, eine
     Christophorus-Medaille, ein kleiner Kompaß und ein Stundenbuch in
     einem Einband aus Kalbsleder. Athelstan nahm das Buch zur Hand, öffnete
     den Verschluß und blätterte in den vergilbten Seiten.
    »Das ganze Vermächtnis
     seines Lebens als Priester«, sagte Emma Roffel. »Er nahm es
     überallhin mit.«
    »Und doch war er kein
     Mann des Gebets«, stellte Athelstan fest. »Ebensowenig wie
     Ihr. Für Pfarrer Stephen in St. Mary Magdalene seid Ihr eine Fremde.«
    Mistress Roffel wollte etwas
     erwidern, als Cranston rülpste und dann laut zu schnarchen begann.
     Athelstan schaute zu seinem fetten Freund hinüber. Der Coroner hing
     schlaff in seinem Stuhl, das Kinn aul der Brust, die Augen geschlossen.
    »Ist Sir John nicht
     wohl?« fragte Emma Roffel.
    »Oh doch«,
     antwortete Athelstan säuerlich. »Er wird schlafen wie ein Säugling,
     und wenn er aufwacht, wird er nach Erfrischungen brüllen.«
    Der Ordensbruder blätterte
     in dem Buch und sah, daß die leeren Seiten am Ende mit seltsamen
     Eintragungen beschrieben worden waren, Abrechnungen womöglich - es
     waren Geldsummen, manchmal gefolgt von dem Vermerk »in S.L.«.
    »Was ist das?«
     fragte Athelstan.
    »Weiß der Himmel,
     Bruder. Mein Mann war ein großer Geheimniskrämer. Ich bin immer
     noch dabei, die Goldschmiede an der Cheapside aufzusuchen, um
     festzustellen, wo er sein Geld angelegt hat.«
    Athelstans Blick verharrte
     bei einer Zeichnung:
    Eine gewundene Linie zog sich
     quer über das Blatt, und daran entlang waren sorgsam kleine Kreuze
     eingezeichnet. Die Zeichnung sah neu aus. Athelstan zeigte sie Mistress
     Roffel, aber sie erklärte, ihr sage das alles gar nichts. Seufzend
     legte Athelstan das Buch zu den übrigen Besitztümern.
    »Eure Zofe hat erzählt,
     daß Ihr die Stadt verlassen wollt«, sagte er.
    »Meine Zofe weiß
     mehr, als gut für sie ist«, gab Emma Roffel zurück.
     »Aber es stimmt schon; wenn diese Angelegenheit vorüber ist,
     gedenke ich, meinen Besitz an mich zu nehmen - was immer mein Mann mir an
     Geld hinterlassen haben mag - und nach Schottland zurückzukehren.«
    »Haßt Ihr London
     so sehr?«
    Alle drehten sich überrascht
     um und sahen, daß Cranston wieder wach war. Er blinzelte und
     schmatzte.
    »Haßt Ihr London,
     Mistress?« wiederholte der Coroner.
    »Es ist voll bitterer
     Erinnerungen. Besser, ich vergesse die Vergangenheit.«
    »Ihr wißt nichts,
     was zur Lösung all dieser Rätsel beitragen könnte?«
     fragte Cranston.
    Sie schüttelte den Kopf.
     »Aber Ihr, Sir John, wißt Ihr denn, wer meinen Mann ermordet
     und seinen Leichnam geschändet hat?«
    Cranston kam schwerfällig
     auf die Beine und schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er
     leise. »Doch wenn ich es herausfinde, dann seid Ihr die erste, die
     es erfährt, das könnt Ihr mir glauben.«
    Sie verabschiedeten sich und
     verließen das Haus. Beide schraken zusammen, als der Menschenfischer
     mit zwei seiner Phantome im Schlepptau lautlos aus dem Schatten
     hervorglitt.
    »Satansarsch!«
     fluchte Cranston. »Was zum Teufel soll denn das - sich so an brave
     Christenmenschen heranzuschleichen?«
    »Sir John, Ihr habt

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