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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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gegen ihn richten würde.« Ihre Augen wurden schmal. »Seid
     Ihr denn sicher, daß es Mord war?«
    »Er wurde vergiftet.«
    Sie beugte sich überrascht
     vor. »Wie kann das sein? Er verkündete überall, daß
     er nur das aß und trank, was auch seine Mannschaft bekam.«
    »Was ist mit dem
     Usquebaugh?« fragte Cranston. »Mit der Flasche, die er sich in
     der Schenke ›Zu den gekreuzten Schlüsseln‹ zu füllen
     pflegte?«
    Emma Roffel machte ein
     erstauntes Gesicht. Sie wandte sich zu Tabitha und flüsterte ihr
     etwas zu; diese huschte lautlos wie eine Maus davon. Emma Roffel starrte
     ins Feuer, bis die Zofe mit einer Zinnflasche zurückkam; sie nahm sie
     in Empfang und streckte sie Cranston hin.
    »Das ist die berühmte
     Flasche, Sir John. Als sie meinen toten Mann an Land brachten, schafften
     sie auch seine Habe herüber.«      
    Sie zog den Korken aus der
     Flasche und schnupperte am Flaschenhals. Dann goß sie ein wenig vom
     flüssigen Inhalt in einen Becher, den sie von einem kleinen Tisch
     hinter ihr nahm. Lächelnd bot sie den Becher erst Cranston, dann
     Athelstan an. Beide schüttelten den Kopf.
    »Ihr solltet Usquebaugh
     trinken«, sagte sie. »Er wärmt das Herz und stählt
     den Körper gegen das Alter. Ach ja.« Und ehe sie jemand daran
     hindern konnte, leerte sie den Becher in einem Zug. Sie hustete, zog eine
     Grimasse und lächelte dann. »Wenn diese Flasche vergiftet war,
     werde ich bald zu meinem Gatten gehen.«
    »Ihr seid Euch Eurer
     Sache anscheinend sehr sicher, Mistress.«
    Emma Roffel grinste. Sie
     stellte den Becher hin und verschloß die Flasche wieder. Dann
     zwinkerte sie Athelstan zu. Ihre gute Laune ließ ihr Gesicht plötzlich
     viel jünger erscheinen. Vorjahren, dachte Athelstan, war Emma so schön
     gewesen, daß ein Priester ihretwegen seine Gelübde gebrochen
     hatte.
    »Das war tollkühn«,
     murmelte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
     »Ich muß Euch um Entschuldigung bitten, denn ich habe Euch zum
     Narren gehalten. Ich habe schon aus der Flasche getrunken, als man sie mir
     zurückbrachte.« Sie verzog das Gesicht. »Das war dumm,
     das will ich zugeben - zu riskieren, daß Mann und Frau mit demselben
     Trank vergiftet werden.«
    »Ihr glaubt also, der
     Mord wurde an Bord der God’s Bright Light begangen?« fragte
     Cranston.
    »Natürlich«,
     antwortete Emma. »Er war bei der Besatzung verhaßt.«
    »Und bei seinem
     Admiral?«
    Emma hob die Schultern.
     »Crawley hielt meinen Mann für einen Piraten. Er hat einmal
     gedroht, ihn für seine Räubereien auf See aufhängen zu
     lassen.«
    »Mistress Roffel«,
     sagte Athelstan, »wißt Ihr denn, was sich in jener Nacht, als
     der Maat und zwei Matrosen verschwanden, an Bord seines Schiffes
     zugetragen haben könnte?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Pfarrer Stephen wird
     bezeugen, daß ich an diesem Abend beim Leichnam meines Gemahls in
     der Kirche von St. Mary Magdalene wachte. Aber wenn Ihr mich nach meinen
     Vermutungen fragt, so würde ich sagen, daß alle drei Männer
     auf irgendeine Weise von Bord desertiert sind.« 
    »Kanntet Ihr
     Bracklebury, den Ersten Maat?«
    »Ja. Er hat den
     Leichnam meines Mannes an Land gebracht, und außerdem eine Tasche
     mit seinen kläglichen Habseligkeiten - darunter auch die Flasche.«
     Aufmerksam beobachtete sie die dunklen Augen des Priesters. »Wollt
     Ihr die Sachen sehen?«
    Athelstan nickte. »Aber
     macht Euch keine Mühe«, sagte er besorgt. »Vielleicht könnte
     Eure Zofe Tabitha so freundlich sein, mir den Weg nach oben zu zeigen?«
    Die mausgraue, unauffällige
     Frau schaute lächelnd zu ihrer Herrin, und diese nickte zustimmend.
     Der Coroner nahm leutselig den Wein entgegen, den Mistress Roffel ihm
     anbot. Unterdessen folgte Athelstan der Zofe die Treppe hinauf. Der Rest
     des Hauses erwies sich als gleichermaßen trostlos, dunkel und klamm.
     Möbel und Wandbehänge waren schäbig -sauber und
     wohlduftend, aber verschlissen und verschossen. Die Tür des großen
     Schlafgemachs stand offen, und Athelstan konnte im Vorbeigehen einen Blick
     auf ein Vierpfostenbett werfen. Auf einer Truhe am Fußende lagen
     achtlos hingeworfene Kleider. Tabitha brachte ihn in eine kleine,
     verstaubte Kammer, an deren Wänden sich Truhen stapelten. Die Zofe
     blieb stehen und schaute sich um.
    »Wie lange dient Ihr
     Eurer Herrin schon?« fragte Athelstan leise.
    Die Zofe sah ihn an und kniff
     die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Oh…seit ihrer
    

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