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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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er
     herübergehumpelt. Seine lange, ungelenke Gestalt balancierte
     halsbrecherisch auf einer behelfsmäßigen Krücke.
    »Was ist mit Euch, Sir
     John? Bruder Athelstan? Warum schreibt Ihr hier?« rief Leif. »Sir
     John, Lady Maude sagt, Ihr sollt nach Hause kommen. Sie hat zwei große
     Pasteten und ein paar Kuchen gebacken. Die Kerlchen schlafen, und Lady
     Maude will Euch sehen. Hattet Ihr einen angenehmen Tag, Sir John?«
    »Verschwinde, du
     nichtsnutziger Halunke!« schrie Cranston. »Verschwinde und laß
     mich in Ruhe!«
    Leif berührte seine
     Stirnlocke und grinste.
    »Man wird schrecklich
     durstig, Sir John, wenn man Nachrichten überbringt. Jetzt muß
     ich zurück und Lady Maude sagen, wo Ihr seid, was Ihr treibt und was
     Ihr gerade gesagt habt.«
    Cranston machte schmale Augen
     und warf dem Bettler einen halben Penny zu.
    »Was du nicht gesehen
     hast, kannst du auch nicht erzählen, oder, Leif?«
    »Das stimmt, Sir John.
     Aber auch das Lügen macht durstig.«
    Noch ein halber Penny flog
     durch die Luft.
    »Trink dein Ale!«
     befahl Cranston. »Du fauler, verschlagener Hund. Hältst du dein
     Maul, kannst du mit mir zu Abend essen. Tust du es nicht, wirst du selbst
     gefressen.«
    Leif grinste Athelstan an und
     hüpfte krähend vor Entzücken davon. Sir John nahm einen
     Schluck aus seinem Humpen, stellte ihn ab, klatschte in die Hände und
     schaute seinen geduldigen Schreiber an.
    »Also, du fauler
     Pfaffe, was wissen wir?« Er hielt einen fetten Daumen hoch. »Item:
     Am 27. September segelten William Roffel und sein Schiff God’s
     Bright Light auf Kaperfahrt aus der Themse in den Kanal. Roffel war höchst
     unbeliebt und skrupellos, aber ein guter Kapitän. Der junge Ashby,
     der sich jetzt in deiner Kirche verborgen hält, fuhr mit ihm. Er gab
     dem Kapitän einen versiegelten Umschlag von Sir Henry Ospring.«
    Sir John sah zu, wie
     Athelstans Feder über das Pergament glitt, und er bewunderte die
     klare, präzise Schrift. Der Ordensbruder benutzte eine Geheimschrift,
     die nur er selbst kannte, eine Mischung aus Abkürzungen und Zeichen,
     für deren Entschlüsselung ein kundiger Schreiber Monate
     gebraucht hätte.
    »Item«, fuhr
     Cranston fort. »Roffel kapert etliche Schiffe, darunter eines vor
     der französischen Küste. Vielleicht war es das nämliche,
     von dem die beiden Hübschen vorhin gesprochen haben, vielleicht auch
     nicht. Item: War Roffel ein Verräter? Kaperte er dieses Schiff mit
     Absicht? Wußte er, daß Engländer an Bord waren? Wurde er
     dafür bezahlt, sie zu töten? Jedenfalls war er danach sehr fröhlich;
     er hat tatsächlich gegrinst und gesungen. Item: Roffel wird krank.
     Item: Das Schiff macht in Dover fest, und Ashby geht an Land. Was noch, Mönch?«   
    »Ordensbruder, Sir
     John, Ordensbruder.«
    »Ganz, wie du willst -
     Ordensbruder!«
    »Item«, sagte
     Athelstan beim Schreiben. »Kapitän Roffels Krankheit
     verschlimmert sich. Er bekommt heftige Leibschmerzen, die, wie wir
     glauben, auf Arsen zurückzuführen sind. Aber wie und warum er
     vergiftet wurde, bleibt ein Geheimnis.« Athelstan schwieg und
     schaute Cranston an.
    »Ja, ja, du hast recht«,
     fuhr der Coroner fort. »Wir dachten zunächst, das Gift sei in
     der Flasche gewesen, aber Roffel, der verschlagene Bastard, hat sie überall
     mit hingenommen. Er füllte sie selbst, und er trank in der Schenke
     davon, ohne daß eine unangenehme Wirkung eingetreten wäre.
     Überdies hat seine Frau, wie wir gesehen haben, das gleiche getan.
     Die Flasche scheint also nicht vergiftet worden zu sein.« Cranston
     nahm einen Schluck Ale. »Item, mein guter Ordensbruder: Die God’s
     Bright Light kehrt in den Hafen zurück. Roffels Leichnam wird an Land
     geschafft, seine persönliche Habe ebenfalls, aber das ist nicht viel.
     Ein Stundenbuch ist dabei, in dem Roffel wahrscheinlich seine
     verbrecherischen Gewinne vermerkt hat. Die Stimmung auf dem Schiff ist
     schlecht, aber die Mannschaft entspannt sich. Am Nachmittag kommen Huren
     an Bord. Als der Abend dämmert, gehen sie wieder an Land, und der größte
     Teil der Mannschaft mit ihnen. Nur der Erste Maat und zwei Matrosen
     bleiben als Nachtwache zurück. Item: Das eigentliche Geheimnis
     beginnt. Nach allem, was wir wissen, werden Parole und Lichtsignal vom
     Schiff des Admirals, der Holy Trinity, zur Wache der God’s Bright
     Light und von dort zum nächsten Schiff, der Samt Margaret,
     weitergegeben - jene zur vollen Stunde,

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