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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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wir noch nicht.«
    »Doch, ich glaube, wir
     wissen zumindest ersteres«, antwortete Athelstan.
    Er zog die roh gezeichnete
     Seekarte hervor, die Aveline ihm am Morgen gegeben hatte, und trug
     Cranston in knappen Worten seine eigenen Schlußfolgerungen vor.
    Cranston nahm einen Schluck
     aus dem Becher, den der Wirt ihm hingestellt hatte. »Demnach hätte
     Ospring Roffel also angewiesen, das Fischerboot aufzubringen und zu
     versenken. Aber warum? Soll das heißen, Ospring und Roffel waren
     Verräter?«
    »Das hängt davon
     ab«, sagte Athelstan, »was sich auf diesem Fischerboot befand.
     Um das herauszufinden, habe ich Benedicta mit einer Bittschrift in die
     St.-Paul’s-Kathedrale geschickt. Nur unsere Freunde, die Revisoren,
     können uns diese Frage beantworten.«
    »Es gibt aber noch
     andere, die wir befragen müssen«, sagte Cranston. »Deshalb
     habe ich alle Beteiligten - Admiral Sir Jacob Crawley, die anderen
     Offiziere und Mistress Roffel selbstverständlich - aufgefordert,
     gleich nach Mittag zu uns ins Rathaus zu kommen. Dem Zahlmeister Coffrey
     habe ich aufgetragen, das Logbuch des Schiffes mitzubringen.«
     Cranston schmatzte und streckte sich. »Bis dahin sollten wir es uns
     hier gemütlich machen. Was können wir sonst tun?«
    Athelstan schaute verzweifelt
     auf die geleerten Weinbecher.
    »Da wäre schon
     noch was, Sir John: dieser Einbrecher. Ich glaube, wir können ihm
     eine Falle stellen.«
    Cranston ließ seinen
     Becher dröhnend auf den Tisch niederfahren.
    »Fragt mich jetzt
     nicht, wie.« Athelstan lächelte. »Ich kenne Euch, Sir
     John - Ihr habt ein großes Herz, aber eine lose Zunge. Ich möchte,
     daß einer Eurer mächtigen Kaufmannsfreunde für zwei, drei
     Tage verreist. Er soll seine Familie mitnehmen und dafür sorgen, daß
     es öffentlich bekannt wird.«
    Cranston starrte zu den
     Deckenbalken hinauf. »Da gibt es keinen«, sagte er. »Oh,
     doch - mein guter Arzt Theobald de Troyes; der hat ein Anwesen in Suffolk,
     da könnte er hin. Vielleicht kann ich ihn überreden.«
    »Tut es gleich«,
     drängte Athelstan; er wollte einen möglichst großen
     Abstand zwischen Cranston und den nächsten Weinbecher
     bringen. »Aber sagt ihm, er soll erst in zwei oder drei Tagen
     abreisen.«
    »Und wenn er nicht
     will?«
    Athelstan zuckte die Achseln.
     »Dann müssen wir jemand anderen suchen.«
    Maulend stapfte Cranston zur
     Tür hinaus. Athelstan lehnte sich seufzend zurück, schloß
     die Augen und fragte sich, ob Benedicta die Nachricht inzwischen überbracht
     hatte.
    »Pater, wollt Ihr etwas
     essen oder trinken?«
    Athelstan fuhr hoch und
     schaute in das besorgte Gesicht der Wirtin.
    »Nein, danke.« Er
     lächelte. »Ich glaube, Sir John hat sich für uns beide
     bereits wacker geschlagen.«
    Es machte den Ordensbruder
     befangen, allein in der Schenke zu sitzen, und so ging er hinaus in die
     Cheapside und zur Kirche von St. Mary Le Bow. Eine Zeitlang kniete er vor
     dem Altar und sprach ein paar Gebete; dann bewunderte er die schönen
     bunten Glasfenster im Kirchenschiff. Die leuchtenden Farben des kunstvoll
     zusammengefügten Glases erfüllten ihn immer wieder mit neuem
     Staunen. In seiner Darstellung des auferstandenen, verklärten
     Christus, der die Hölle bekämpfte und die Seelen befreite, die
     seines Kommens geharrt hatten, war es dem Künstler gelungen, die Verzückung
     in den Gesichtern der Heiligen und die Wut der schwarzen Dämonen, die
     hinter der Feuerwand hervorglotzten, auf das kundigste einzufangen.
     Cranston hatte versprochen, daß er für St. Erconwald ein ähnliches
     Fenster stiften würde, sobald es das Wetter gestattete.
    Die Turmuhr schlug die
     Stunde, und Athelstan machte sich langsam auf den Rückweg. Er hatte
     gehofft, Sir John dort anzutreffen, doch statt dessen saßen da die
     beiden Revisoren und lächelten in schöner Eintracht, fast als säßen
     sie seit dem vergangenen Abend so da.
    »Wir haben Euer
     Ersuchen bekommen, Bruder Athelstan.«
    »Ich wünschte,
     alle meine Gebete würden so schnell erhört«, antwortete
     der Ordensbruder.
    »Und wo steckt der
     vortreffliche Coroner?«
    »Er hat etwas anderes
     zu erledigen.«
    »Und was, guter
     Priester, habt Ihr uns zu sagen?«
    Athelstan wiederholte die
     Schlußfolgerungen, die er nach seinem Gespräch mit Lady Aveline
     gezogen hatte, und zeigte den beiden Revisoren die rohe Zeichnung. Deren Lächeln
     verflog sofort.
    »Sehr klug«,
     stellte Peter, der größere

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