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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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als ich einen umdrehte, verfluchte er mich auf Englisch. Dann hörte
     ich, wie Roffel in der Kajüte mit jemandem redete. Ich bin sicher, daß
     der andere auch englisch sprach. Jemand schrie, und dann kam Roffel
     heraus; er grinste von einem Ohr zum anderen und hatte ein Bündel
     Papiere in der Hand, womöglich das Logbuch und die Frachtpapiere. Wir
     nahmen ein Faß Wein, das wir unter
     Deck fanden. Roffel befahl, das Boot anzuzünden. Dann warf er die
     Papiere ins Feuer, und wir segelten weiter.«
    »Ist das alles?«
     fragte Athelstan.
    Peverill spreizte die Hände.
     »Was sollte da sonst noch sein, Pater? Oh, ich gebe zu, im Rückblick
     schien da schon etwas Verdächtiges im Gange zu sein, aber Roffel war
     ein verschlagener, skrupelloser Hund, der nach seinem eigenen Gesetz
     handelte.«
    »Die Besatzung bestand
     aus Franzosen«, überlegte Athelstan, »aber es waren Engländer
     an Bord. Es muß also aus unserer Garnison in Calais gekommen sein.«
    »Ja, ja«, räumte
     Coffrey ein und schaute betreten in die Runde. »Aber Roffel war ein
     Mann, der sich um solche Feinheiten nicht weiter kümmerte.«
    »Und wie hat…?«
     Athelstan brach ab, als Cranston auf seinem Stuhl nach hinten kippte und
     laut aufschnarchte. Entsetzt starrte er seinen fetten Freund an, und dann
     wurde er rot, als weiter unten am Tisch jemand kicherte.
    »Der Kerl ist besoffen!«
     flüsterte Cabe.
    »Sir John ist nicht
     besoffen!« fauchte Athelstan. »Nur müde, erschöpft
     nach harter Arbeit. Also stelle ich Euch meine Frage, Master Cabe, und ich
     stelle sie rundheraus: Wißt Ihr, ob von diesem Boot mehr als nur ein
     Faß Wein und ein paar Papiere geraubt wurde?«
    Cabe schüttelte den
     Kopf.
    »Nicht mehr?«
    Cabe hob die rechte Hand.
     »Ich nehme es auf meinen Eid. Peverill sagte es schon: Die ganze
     Sache war verdächtig. Roffel war vergnügt wie ein Ferkel im
     Mist, aber der Teufel weiß, warum.«
    »Wer unter den
     Anwesenden hatte denn Zugang zu Roffels Kajüte?« fragte
     Athelstan. »Oder, einfacher gefragt: Wer hatte Gelegenheit, in die
     Flasche, die er bei sich trug, Arsen zu schütten?«
    »Nur Bracklebury«,
     antwortete Cabe. »Der Kapitän hat seine Flasche eifersüchtig
     bewacht. Wenn er sie nicht bei sich trug, versteckte er sie.« Er lächelte
     schmal. »Vielleicht sollten wir Bracklebury fragen?«
    »Oh, das werde ich tun.«
     Cranston klappte die Augen auf und schmatzte. »Bracklebury wird ab
     jetzt gejagt, Master Cabe.« Der Coroner lächelte, als er die
     erstaunten Gesichter sah. »Ach, das habe ich zu erwähnen
     vergessen: Gestern nacht wurde Roffels Hure Bernicia in ihrem Haus brutal
     ermordet - oder sollte ich sagen, in seinem Haus? Jedenfalls hat der Mörder
     alles auf den Kopf gestellt, als suche er etwas. Wir glauben, daß
     Bernicia sich am Abend in einer geheimen Wirtschaft mit einem Seemann
     getroffen hat und daß sie zusammen dort weggegangen sind.«
    »Bracklebury lebt noch?«
     flüsterte Emma Roffel.
    Crawley rührte sich am
     anderen Ende des Tisches. »Aber, Sir John, ich dachte, er ist
     entweder tot oder desertiert? Wieso springt er vom Schiff und versteckt
     sich dann in London?«
    »Vielleicht könnt
     Ihr uns da helfen, Sir Jacob«, schlug Cranston vor; seine Miene
     zeigte keinerlei Mitgefühl für seinen ehemaligen Freund.
    »Wie meint Ihr das?«
     stotterte Crawley.
    »Ihr habt doch
     behauptet, Ihr seid in der Nacht, als Bracklebury verschwand, an Bord
     Eures Flaggschiffes, der Holy Trinity, geblieben?«
    Crawley stand jäh auf.
     »Sir John, Bruder Athelstan - ein Wort unter uns!«
    Athelstan sah Cranston an,
     und der zuckte die Achseln.
    »Vielleicht draußen«,
     murmelte Cranston.
    Er und Athelstan standen auf
     und gingen hinaus in den zugigen Korridor. Sir Jacob kam zu ihnen und
     schloß die Tür hinter sich.   
    »Ich weiß, was
     Ihr sagen werdet«, stammelte Crawley. »Aber, Sir John, Ihr müßt
     mir glauben. Ich bin ein ehrlicher Mann, doch ich lehne es ab, mich vor
     meinen Leuten verhören zu lassen.« Er scharrte mit den Füßen.
     »Um Gottes willen, ich habe meine Ehre. Vielleicht möchtet Ihr
     und Bruder Athelstan heute abend an Bord meines Schiffes mit mir speisen?«
    »Wenn Ihr gutes Essen
     serviert«, antwortete Cranston, »kommen wir - und um die
     Wahrheit zu hören. Aber jetzt kommt; ich habe den anderen noch ein
     paar Fragen zu stellen.«
    Sie kehrten in das
     Sitzungszimmer zurück, wo ihre unfreiwilligen Gäste in mürrischem
    

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