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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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nicht.«
    »Ich war bei John
     Cranston«, murmelte Athelstan.
    Aber bevor er erzählen
     konnte, was sich ereignet hatte, schob Benedicta ihn sanft durch die Küche
     und forderte ihn auf, zu essen, bevor die süße Grütze kalt
     wurde. Athelstan gehorchte; er bemühte sich, seine heimliche Freude
     über das Wiedersehen mit der Freundin zu verbergen. Bonaventura, der
     die Nacht mit Jagd und Liebeswerben verbracht hatte, kam durch das offene
     Fenster herein und forderte mit klagendem Maunzen sein Schälchen
     Milch. Dann schleckte er gierig und streckte sich vor dem lodernden Feuer
     aus, während Benedicta von ihrer Besuchsreise berichtete. Danach saß
     sie geduldig da und hörte zu, wie Athelstan ihr von den Geheimnissen
     um die God’s Bright Light erzählte, vom Tod William Roffels und
     dem Mord an Sir Henry Ospring.      
    »Ein Rätsel«,
     bestätigte Benedicta. »Lady Aveline habe ich gestern abend
     kennengelernt. Sie war bei Ashby. Außerdem habe ich diesem
     gedungenen Raufbold Marston befohlen, die Kirche zu verlassen. Aveline ist
     keine Mörderin«, fuhr sie fort. »Aber wie wollt Ihr
     beweisen, daß sie ihren Stiefvater in Notwehr erstochen hat? Und was
     die andere Sache angeht - Sir John würde wohl sagen: ›Bei den
     Zähnen der Hölle: Komplott und Gegenkomplott! «‹
     Sie stützte die Arme auf' den Tisch. »Aber es kommt noch
     Schlimmeres«, fügte sie düster hinzu.
    Athelstan legte seinen Löffel
     aus der Hand und starrte sie an. »Wieso?«
    Benedicta verbarg ein Lächeln.
     »Ihr wißt von dem Streit zwischen Pike und Watkin?«
    Athelstan nickte müde.
    »Nun, Watkins Frau sagt
     jetzt, die Gattin Gott Vaters stehe höher als die Gattin des Heiligen
     Geistes.«
    Athelstan schlug die Hände
     vors Gesicht.
    »Nie wieder«,
     schwor er, »nie wieder werde ich erlauben, daß in dieser
     Gemeinde ein Mysterienspiel aufgeführt wird.« Er hob den Kopf,
     als es klopfte. »Herein!« rief er.
    Aveline trat ein und lächelte
     Benedicta schüchtern zu. Athelstan erhob sich.
    »Mylady, was gibt’s?«
    »Pater, gestern abend
     habe ich Sir Henrys Papiere durchgesehen…«
    Athelstan führte sie zu
     einem Stuhl.
    »…und dabei habe
     ich dies hier gefunden.«
    Sie gab ihm ein Stück
     Pergament, verschmiert und voller Daumenabdrücke. Athelstan strich es
     auf dem Tisch glatt. Es war eine Zeichnung darauf - zwei parallel
     verlaufene Linien, von Kreuzen umgeben. Athelstan starrte sie an.
    »Mylady, was ist denn
     daran so außergewöhnlich?«
    »Ich weiß es
     nicht, Pater. An sich bedeutet es vielleicht wenig, aber ich habe es in
     der Panzerschatulle meines Stiefvaters versteckt gefunden. Sie hatte einen doppelten Boden. Als ich ihn
     aufhob, lag die Zeichnung darunter.«
    Athelstan starrte auf das
     Pergament.
    »Warum versteckt Sir
     Henry ein scheinbar unauffälliges Blatt, wenn es nicht wirklich etwas
     sehr Kostbares oder Gefährliches ist?« Er trommelte mit den
     Fingern auf dem Tisch. »Ich habe so etwas schon einmal gesehen«,
     sagte er. »In Kapitän Roffels Stundenbuch. Die gleiche
     Zeichnung, die gleichen Kreuzmarkierungen.«
    »Darf ich es sehen?«
     fragte Benedicta.
    Athelstan reichte ihr das
     Pergament. Benedicta betrachtete es lange; dann blickte sie auf und lächelte
     Aveline an.
    »Mein Mann, Gott
     schenke ihm die ewige Ruhe, war Kapitän zur See. Athelstan, habt Ihr
     Euch überlegt, daß diese Linien eine Karte darstellen könnten?
     Die obere zeigt die Küste von Frankreich - genauer gesagt, den
     Abschnitt von Calais« -, sie deutete auf eines der Kreuze - »bis
     zum Hafen von Dieppe. Die untere Linie ist die englische Küste. Die
     Kreuze könnten Schiffe sein.«
    Athelstan konnte seine
     Erregung kaum im Zaum halten. »Zum erstenmal ergibt die Sache einen
     Sinn«, flüsterte er und schaute Aveline an. »Mylady, Euer
     Stiefvater war nicht nur Grundbesitzer und Kaufmann. Was war er noch?«
    Aveline verzog das Gesicht.
     »Er war dafür verantwortlich, in der Grafschaft Truppen
     auszuheben, sollten die Franzosen einfallen.«
    »Und was hat er noch
     getan?«
    »Er hat der Krone Geld
     geliehen.«
    »Ach, kommt, Aveline -
     was noch?«
    Die junge Frau fuhr sich nervös
     mit der Zunge über die Lippen. »Nachts kamen oft Besucher in
     unser Haus, vermummte Männer, die
     lautlos wie Schatten auftauchten und wieder verschwanden. Ich glaube, es
     waren Spione. Manchmal half mein Stiefvater ihnen, nach Frankreich überzusetzen,
     aber nicht nach Calais,

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