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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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sondern in andere Häfen, die sich in französischem
     Besitz befinden.«
    »Woher wißt Ihr
     das?«
    »Mein Stiefvater traf
     sich immer nachts mit ihnen. Zuweilen ging ich noch nach unten und kam an
     seinem Zimmer vorbei, und dann saßen die Männer da, stets mit
     dem Rücken zur Tür. Es wurden Briefe ausgetauscht, und ich hörte
     auch Geld klimpern.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber ich
     weiß so wenig. Mein Stiefvater behielt solche Geschäfte für
     sich. Er hatte mächtige Freunde bei Hofe, und sie entlohnten ihm
     seine Arbeit mit Gefälligkeiten.«
    Athelstan stützte den
     Kopf auf beide Hände und starrte ins Feuer.
    »War Ashby dann auch
     dabei?«
    »Nein, nie.«
    »Aber wer könnte
     außer Eurem Stiefvater noch davon wissen?«
    Aveline lächelte.
     »Marston vielleicht. Manchmal hat er die Leute zur Küste
     gebracht.«
    »Darf ich diese
     Zeichnung behalten?« fragte Athelstan.
    Aveline nickte und wollte
     etwas sagen.
    Der Ordensbruder hob die
     Hand. »Bevor Ihr sprecht, Lady Aveline: Ich habe Euch und Master
     Ashby nicht vergessen.«
    Aveline lächelte, stand
     auf und ging.
    Athelstan starrte weiter ins
     Feuer.
    »Was meint Ihr, Bruder?«
     fragte Benedicta.
    »Meiner Ansicht nach
     war Sir Henry Ospring ein viel zu mächtiger
     Edelmann, der viel zu viele Finger in viel zu vielen Töpfen hatte.
     Wir wissen, daß Roffel zwischen Calais und Dieppe ein Fischerboot
     aufgebracht und versenkt hat. Wir wissen, daß ihm der junge Ashby
     einen versiegelten Umschlag überbrachte. Ich vermute nun, daß
     der Umschlag eine Kopie dieser Karte enthielt, und darüber hinaus
     genaue Anweisungen, wo und wann das Boot aufzubringen war. Aber zunächst
     einmal ist daran ja nichts Besonderes. Ospring könnte Gerüchte
     von einer kostbaren Fracht gehört haben.« Er klopfte mit dem
     Finger auf die rohe Zeichnung. »Doch in diesem Fall befanden sich
     wichtige Botschaften und englische Spione an Bord des Schiffes.«
     Athelstan stand auf und hielt die Hände ans Feuer, um sie zu wärmen.
     »Am liebsten würde ich Marston zur Rede stellen, um
     festzustellen, ob er etwas weiß, aber das könnte diese Leute
     aufmerksam machen.« Er sah sich um und lächelte. »Benedicta,
     wollt Ihr mir einen Gefallen tun?«
    »Was Ihr wollt, Pater.«
    »Vergeßt den
     Streit zwischen Pike und Watkin. Ich möchte, daß Ihr eine kurze
     Nachricht in die eisenbeschlagene Truhe vor der Statue Unserer Lieben Frau
     mit dem Kinde in der St. Paul’s-Kathedrale legt.« Sein Lächeln
     wurde breiter, als er den Ausdruck der Verwunderung in Benedictas Gesicht
     sah.
    »Eine ganz einfache
     Nachricht. Schreibt nur: ›Ihr Heiligen Peter und Paul, bittet für
     uns.‹ Unterschreibt mit Bruder Athelstan. Keine Sorge«, fügte
     er trocken hinzu, »die heiligen Apostel werden nicht einschreiten,
     aber zwei Herren vom Schatzamt werden sehr erfreut sein, ihre
     Bekanntschaft mit mir zu erneuern.«
    Er durchquerte die Küche
     und nahm seinen Mantel von einem Haken an der Wand.
    »Aber jetzt muß
     ich mir eine Baustelle anschauen.«
    Er verabschiedete sich von
     der ratlosen Benedicta und ging um das Haus herum, um den wie stets
     widerstrebenden Philomel zu satteln. Wenig später ritt er durch die
     engen Gassen von Southwark. Er sah Marston und die anderen Kerle vor einer
     Schenke stehen; von dort aus konnten sie die Kirchentür im Auge
     behalten. Athelstan machte ein Kreuzzeichen in ihre Richtung und lächelte
     leise. Wenn sein Verdacht sich als richtig erwies, würde Marston sich
     bald nicht mehr nur um den armen Ashby Sorgen machen müssen.
    Es war ein kalter, aber
     klarer Tag; starker Reif hatte Pfützen und Wagenspuren überfrieren
     lassen. Philomel, den Athelstan für das schlaueste Pferd der Welt
     hielt, ging dem Eis geschickt aus dem Weg, aber auch den Läden und
     Marktständen. Endlich kam Athelstan zu einem Platz, an dem Bauleute
     ein dreistöckiges Haus für einen Kaufmann errichteten, der den Zöllen,
     Abgaben und Steuern entgehen wollte, mit denen die Häuser am anderen
     Ufer belegt wurden. Athelstan beobachtete, wie die schimpfenden und
     fluchenden Männer, deren Atem schwer in der frostigen Morgenluft
     hing, ihre Steine auf wackligen Leitern nach oben schleppten. Zimmerleute
     sägten Holz, und Lehrjungen sprangen umher wie Äffchen.
     Athelstan sah den Bauleuten gern bei der Arbeit zu, und als sie ihm Grüße
     zuriefen, winkte er zur Antwort. Seine besondere Aufmerksamkeit galt dem
     Dachdecker; er

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