Tod auf der Themse
der beiden, fest. »Wirklich
sehr klug. Ihr glaubt also, Bruder, Sir Henry hat Roffel von dem Schiff
erzählt, und unser Pirat hat es versenkt.«
»Kurz gesagt, ja. Was
Sir John und mich nur ratlos macht, ist die Frage nach dem Grund.«
»Nun, das ist einfach
genug«, sagte der Revisor. »Sir Henry war vielleicht kein Verräter,
aber ein Dieb und ein Mörder war er auf alle Fälle. Seht Ihr,
Bruder, wir dachten, das Schiff sei wegen unserer Agenten und der
Nachrichten, die sie bei sich hatten, versenkt worden. Aber jetzt muß
ich gestehen, der Grund war ein Gürtel voller Silber, den einer von
ihnen trug.« Der Revisor winkte Athelstan näher zu sich heran.
»Ich will es Euch erklären. Ihr wißt, daß der
Kronschatz leer ist. Daher leihen wir uns bei Männern wie Sir Henry
zu hohen Zinsen Geld; wir dachten, man könne ihm vertrauen. Er hat
oft für uns Agenten nach Frankreich übergesetzt. Eine Woche,
bevor Roffel in See stach, schickten wir einen unserer Agenten, einen
jungen Schreiber, zu Sir Henry, der ihm
Ausweise und Papiere und einen breiten Ledergürtel mit einem
veritablen Vermögen an eingenähten Silbermünzen übergab.
Unser Agent und ein Begleiter sollten nach Calais fahren und an einem
vereinbarten Tag weiter nach Dieppe segeln. Ospring aber, dieser
Schweinehund…« Der Revisor brach ab und holte tief Luft.
»Entschuldigt«, murmelte er. »Ich verliere die
Beherrschung.«
»Das darf nicht
geschehen«, warnte der andere.
»Nein, nein, es darf
nicht geschehen. Aber es ist klar, daß Sir Henry der Krone das
Silber geliehen und für die Beförderung des Agenten gesorgt hat.
Dann hat er seinen Piratenfreund Roffel davon in Kenntnis gesetzt und ihm
mitgeteilt, wann der Mann von unserer Garnison in Calais nach Dieppe
fahren würde.«
»Eine schlaue und
gerissene Betrügerei«, warf Paul ein. »Sir Henry verleiht
sein Geld zu hohen Zinsen. Das Schatzamt ist gezwungen, das Darlehen zurückzuzahlen,
aber gleichzeitig stiehlt sich Sir Henry das soeben von ihm überlassene
Geld zurück.«
»Roffel und Ospring
haben den Tod verdient«, erklärte sein Kollege. »Diebe
und Mörder, Ospring vor allem. Er hat unseren jungen Agenten
empfangen und seinen Tod schon bei der Übergabe des Silbers geplant.
Glaubt mir, Bruder, wer immer Sir Henry Ospring ermordet hat, verdient
Pardon.« Er sah das Lächeln in Athelstans Gesicht. »Das
erheitert Euch, Bruder?«
»Nein, Sir, überhaupt
nicht. Aber schon manch wahres Wort wurde im Scherz ausgesprochen. Sir
John und ich werden Euch in dieser Sache vielleicht noch beim Wort nehmen.«
»Wichtig ist jetzt«,
erklärte Peter, »herauszufinden, ob Roffel Komplizen hatte, und das
Silber wiederzubeschaffen.«
Die beiden Revisoren standen
auf.
»Wir legen das alles
vertrauensvoll in Eure fähigen Hände, Bruder Athelstan«,
erklärte der größere. »Wenn das Spiel aus und die
Wahrheit bekannt ist, kommt wieder zu uns.«
Neun
Sir John und Bruder Athelstan
saßen am Kopfende eines verstaubten Tisches in einem schäbigen
Zimmer im obersten Stock des Rathauses. Ihre Gäste waren um den Tisch
verteilt und machten feindselige Gesichter. Emma Roffel, blaß und
besorgt, konnte es anscheinend kaum erwarten zu verschwinden. Ihre Zofe
Tabitha hockte zusammengekauert neben ihr wie ein verängstigtes Schoßhündchen.
Sir Jacob Crawley, der am anderen Ende saß, weigerte sich, ihnen in
die Augen zu sehen; er trommelte gedankenverloren mit den Fingern auf dem
Tisch. Die Männer von der God’s Bright Light - Philip Cabe,
Dido Coffrey, Vincent Minter und der Schiffsprofoß Tostig Peverill -
schauten unbehaglich. Sie hatten dagegen protestiert, daß man sie so
herrisch herbeizitierte, aber Cranston hatte sie donnernd zum Schweigen
gebracht; jetzt trank er zu Athelstans Verzweiflung in tiefen Zügen
aus dem Weinschlauch. Schließlich drückte der Coroner den
Stopfen wieder in den Schlauch und strahlte tückisch in die Runde.
»Alles, was man uns erzählt
hat, war ein Haufen Lügen«, begann er honigsüß.
»Nur, daß Kapitän William Roffel, Gott vergebe ihm, ein
Pirat und Dieb und außerdem ein Mörder war.«
Emma Roffel wollte Einspruch
erheben, aber dann klappte sie den Mund wieder zu und lächelte nur
matt vor sich hin.
»Ich protestiere«,
erklärte Cabe. »Roffel kann zum Teufel gehen, und er hat es
wahrscheinlich schon getan. Aber das ist
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