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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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der beiden, fest. »Wirklich
     sehr klug. Ihr glaubt also, Bruder, Sir Henry hat Roffel von dem Schiff
     erzählt, und unser Pirat hat es versenkt.«
    »Kurz gesagt, ja. Was
     Sir John und mich nur ratlos macht, ist die Frage nach dem Grund.«
    »Nun, das ist einfach
     genug«, sagte der Revisor. »Sir Henry war vielleicht kein Verräter,
     aber ein Dieb und ein Mörder war er auf alle Fälle. Seht Ihr,
     Bruder, wir dachten, das Schiff sei wegen unserer Agenten und der
     Nachrichten, die sie bei sich hatten, versenkt worden. Aber jetzt muß
     ich gestehen, der Grund war ein Gürtel voller Silber, den einer von
     ihnen trug.« Der Revisor winkte Athelstan näher zu sich heran.
     »Ich will es Euch erklären. Ihr wißt, daß der
     Kronschatz leer ist. Daher leihen wir uns bei Männern wie Sir Henry
     zu hohen Zinsen Geld; wir dachten, man könne ihm vertrauen. Er hat
     oft für uns Agenten nach Frankreich übergesetzt. Eine Woche,
     bevor Roffel in See stach, schickten wir einen unserer Agenten, einen
     jungen Schreiber, zu Sir Henry, der ihm
     Ausweise und Papiere und einen breiten Ledergürtel mit einem
     veritablen Vermögen an eingenähten Silbermünzen übergab.
     Unser Agent und ein Begleiter sollten nach Calais fahren und an einem
     vereinbarten Tag weiter nach Dieppe segeln. Ospring aber, dieser
     Schweinehund…« Der Revisor brach ab und holte tief Luft.
     »Entschuldigt«, murmelte er. »Ich verliere die
     Beherrschung.«
    »Das darf nicht
     geschehen«, warnte der andere.
    »Nein, nein, es darf
     nicht geschehen. Aber es ist klar, daß Sir Henry der Krone das
     Silber geliehen und für die Beförderung des Agenten gesorgt hat.
     Dann hat er seinen Piratenfreund Roffel davon in Kenntnis gesetzt und ihm
     mitgeteilt, wann der Mann von unserer Garnison in Calais nach Dieppe
     fahren würde.«
    »Eine schlaue und
     gerissene Betrügerei«, warf Paul ein. »Sir Henry verleiht
     sein Geld zu hohen Zinsen. Das Schatzamt ist gezwungen, das Darlehen zurückzuzahlen,
     aber gleichzeitig stiehlt sich Sir Henry das soeben von ihm überlassene
     Geld zurück.«   
    »Roffel und Ospring
     haben den Tod verdient«, erklärte sein Kollege. »Diebe
     und Mörder, Ospring vor allem. Er hat unseren jungen Agenten
     empfangen und seinen Tod schon bei der Übergabe des Silbers geplant.
     Glaubt mir, Bruder, wer immer Sir Henry Ospring ermordet hat, verdient
     Pardon.« Er sah das Lächeln in Athelstans Gesicht. »Das
     erheitert Euch, Bruder?«
    »Nein, Sir, überhaupt
     nicht. Aber schon manch wahres Wort wurde im Scherz ausgesprochen. Sir
     John und ich werden Euch in dieser Sache vielleicht noch beim Wort nehmen.«
    »Wichtig ist jetzt«,
     erklärte Peter, »herauszufinden, ob Roffel Komplizen hatte, und das
     Silber wiederzubeschaffen.«
    Die beiden Revisoren standen
     auf.
    »Wir legen das alles
     vertrauensvoll in Eure fähigen Hände, Bruder Athelstan«,
     erklärte der größere. »Wenn das Spiel aus und die
     Wahrheit bekannt ist, kommt wieder zu uns.«

 
    Neun
    Sir John und Bruder Athelstan
     saßen am Kopfende eines verstaubten Tisches in einem schäbigen
     Zimmer im obersten Stock des Rathauses. Ihre Gäste waren um den Tisch
     verteilt und machten feindselige Gesichter. Emma Roffel, blaß und
     besorgt, konnte es anscheinend kaum erwarten zu verschwinden. Ihre Zofe
     Tabitha hockte zusammengekauert neben ihr wie ein verängstigtes Schoßhündchen.
     Sir Jacob Crawley, der am anderen Ende saß, weigerte sich, ihnen in
     die Augen zu sehen; er trommelte gedankenverloren mit den Fingern auf dem
     Tisch. Die Männer von der God’s Bright Light - Philip Cabe,
     Dido Coffrey, Vincent Minter und der Schiffsprofoß Tostig Peverill -
     schauten unbehaglich. Sie hatten dagegen protestiert, daß man sie so
     herrisch herbeizitierte, aber Cranston hatte sie donnernd zum Schweigen
     gebracht; jetzt trank er zu Athelstans Verzweiflung in tiefen Zügen
     aus dem Weinschlauch. Schließlich drückte der Coroner den
     Stopfen wieder in den Schlauch und strahlte tückisch in die Runde.
    »Alles, was man uns erzählt
     hat, war ein Haufen Lügen«, begann er honigsüß.
     »Nur, daß Kapitän William Roffel, Gott vergebe ihm, ein
     Pirat und Dieb und außerdem ein Mörder war.« 
    Emma Roffel wollte Einspruch
     erheben, aber dann klappte sie den Mund wieder zu und lächelte nur
     matt vor sich hin.
    »Ich protestiere«,
     erklärte Cabe. »Roffel kann zum Teufel gehen, und er hat es
     wahrscheinlich schon getan. Aber das ist

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