Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
Vom Netzwerk:
Magdalene eingebrochen ist.«
    Cranston lehnte sich zurück.
     »Trübes Wasser«, brummte er. »Und je mehr wir darin
     rühren, desto mehr Schlamm kommt an die Oberfläche.« Er
     wackelte mit dem Finger. »Aber eines versichere ich Euch:
     Bracklebury hält sich in der Stadt verborgen. Aus irgendeinem Grund
     glaubt er, man habe ihn betrogen.« Er ließ seine Worte wie
     eine Henkersschlinge in der Luft hängen. »Ich halte es für
     möglich«, fügte er leise hinzu, »daß
     Bracklebury noch einmal mordet. Mistress Roffel, meine Herren, wir sind
     fertig mit Euch. Sir Jacob - Bruder Athelstan und ich werden heute abend
     Eure Gäste sein.« 
    Der Coroner nahm demonstrativ
     noch einen Schluck aus seinem Weinschlauch, um seine Verachtung für
     die Seeleute zu zeigen; er hielt sie allesamt für Lügner. Dann
     drückte er den Stopfen wieder in den Schlauch, ohne Crawley eines
     Blickes zu würdigen, und rührte sich erst wieder, als die Tür
     sich hinter seinen widerstrebenden Gästen geschlossen hatte.
    »Nun, was meinst du,
     Bruder?«
    »Ein Gewirr von Lügen.«
     Athelstan erhob sich. »Wir sollten Sir Jacob Crawleys Einladung
     annehmen. Ach, Sir John, habt Ihr Euch um die andere Sache gekümmert?«
    »Ja.« Cranston
     klopfte sich auf den Bauch. »Morgen macht Theobald de Troyes eine
     kurze Reise aufs Land. Sein Haus läßt er in der Obhut seines
     Verwalters und der Bediensteten zurück.«
    »Gut.« Athelstan
     nagte verdrossen an der Unterlippe. »Diese Lügen und
     Geheimnisse fangen an, mich zu ärgern, Sir John. Ich schlage vor, wir
     gehen jetzt zum Hafen hinunter. Dieses zu
     Unrecht God’s Bright Light genannte Schiff birgt den Schlüssel
     zu diesem Rätsel.«
    »Was schlägst du
     denn vor, Bruder? Daß wir an Bord gehen und Roffels Kajüte
     durchsuchen?«
    »Aye, und daß wir
     sie, wenn nötig, ganz auseinandernehmen.«
    »Du denkst an das
     Silber?«
    »Ja, Sir John, ich
     denke an das Silber.«
    Cranston hatte keine Einwände.
     »Aber wir wissen doch, daß die Kajüte an dem Morgen, als
     Bracklebury und die Matrosen vermißt wurden, nicht in Unordnung
     gebracht worden war.«
    »Nein, Sir John, das
     hat man uns nur erzählt. Doch von jetzt an müssen wir nach dem
     Grundsatz handeln, daß alles, was man uns erzählt hat, möglicherweise
     gelogen war.«
    Sie verließen das
     Rathaus. Der Himmel hatte sich bewölkt, und ein kalter Nieselregen
     setzte ein. Sie gingen die Bread Street hinunter, stets auf der Hut vor
     dem Wasser aus löchrigen Regenrinnen und vor den schlüpfrigen
     Schlammpfützen auf der Straße. Es war eine ungemütliche
     Wanderung durch Trinity, die Vintry und zum Dock hinunter. Zu ihrer Überraschung
     trafen sie dort ein reges Treiben an. Boote mit Bogenschützen und
     Soldaten fuhren zu den Schiffen, die in der Strommitte ankerten. Von
     Crawleys Flaggschiff, der Holy Trinity, hörte man eine Trompete.
     Cranston nahm einen Hauptmann beim Arm, der seine Bogenschützen anbrüllte,
     während sie in Kapuzenmänteln gehüllt auf die wartenden
     Barken hinunterkletterten.
    »Was ist denn Mann?
     Warum diese Aufregung?«
    Der Offizier drehte sich um.
     Athelstan sah kurzgeschnittenes Haar, graue Augen und ein hartgesottenes, regennasses Gesicht. Der Mann
     musterte Cranston von Kopf bis Fuß.
    »Was geht Euch das an,
     Sir?«
    »Ich bin John Cranston,
     der Coroner der Stadt!«
    Der Mann zwang sich zu einem
     respektvollen Lächeln. »Dann werdet Ihr die Neuigkeit bald
     erfahren, Sir John. Französische Galeeren sind in der Themsemündung
     aufgekreuzt. Sie haben bereits ein Schiff gekapert und auf der Insel
     Thanet ein Dorf abgebrannt.«
    Cranston pfiff durch die Zähne
     und spähte zu den Kriegskoggen hinaus. Durch den Regen sah er, daß
     alle Schiffe ihre Waffen bereitmachten.
    »Sind die Franzosen
     denn eine ernsthafte Bedrohung?« fragte Athelstan.
    Cranston gab keine Antwort.
     Er starrte auf den Fluß hinaus und dachte an die flach gestreckten,
     wolfsähnlichen Galeeren des Feindes. Sie konnten sich in einen
     kleinen Hafen oder einen Fluß hinauf schleichen - bemannt mit den besten französischen
     Seeleuten und Söldnern, hatten sie in den Küstenstädten Rye
     und Winchelsea schon schrecklichen Schaden angerichtet. Die Besatzungen
     hatten geplündert und gebrandschatzt und jeden Bewohner getötet,
     der ihnen in die Hände gefallen war.
    »Wie viele Galeeren
     sind es?« fragte Cranston den Offizier.
    »Das weiß Gott,
     Sir John. Aber sicher mehr als

Weitere Kostenlose Bücher