Tod auf der Themse
ein Dutzend, und der Befehlshaber ist
Eustace, der Mönch.«
Athelstan schloß die
Augen und murmelte ein Stoßgebet. »Oh Gott, Sir John«,
flüsterte er dann, »als ob wir nicht schon genug Ärger hätten.«
Cranston nickte. Der französische
Piratenkapitän Eustace war Benediktiner gewesen, bis er aus dem Kloster geflohen und zur See
gegangen war. Er hatte sich zur Geißel der englischen Seefahrt
entwickelt. Die Legende berichtete, in Frankreich marschierende englische
Freischärler hätten das Bauernhaus seiner Eltern niedergebrannt
und Eustaces Familie mit Kind und Kegel ermordet. Eustace hatte den
»vom Teufel besessenen Engländern« Rache geschworen. Von
der Kirche exkommuniziert und öffentlich als Pirat verurteilt, wurde
Eustace insgeheim von der französischen Krone ermutigt und gefördert.
Athelstan spähte durch
den Nieselregen. Die Schiffe machten sich zwar kampfbereit, aber wenig
deutete darauf hin, daß sie binnen kurzem in See stechen würden.
»Was wird denn
geschehen, Sir John?«
»Nun ja…«
Cranston unterbrach sich, dankte dem Hauptmann der Bogenschützen und
trat an die Kaitreppe, um zuzuschauen, wie eine weitere Barke anlegte.
»Unser guter Admiral hat zwei Möglichkeiten. Er kann den Fluß
hinuntersegeln und kämpfen, aber da ist er im Nachteil: Er wird nicht
manövrieren können, und es kann leicht passieren, daß die
Galeeren vorbeischlüpfen und ihre Soldaten am East Watergate oder
sogar hier landen lassen, wo sie dann schreckliche Verwüstungen
anrichten und gleich wieder verschwinden werden.«
»Kann man die Themse
nicht sperren?« fragte Athelstan.
Cranston schüttelte
grinsend den Kopf. »Dabei liefe man Gefahr, daß unser lieber
Eustace hier wüten und sich dann doch durch die Sperre hinauskämpfen
könnte.«
»Und welche ist die
zweite Möglichkeit für den Admiral?«
»Er kann seine Schiffe
in schwimmende Kastelle verwandeln und abwarten. Crawley ist ein vernünftiger
Befehlshaber; ich denke, daß er es so machen wird. Wenn Eustace dann
weiter die Themse heraufkommt, findet er unsere Flotille empfangsbereit.«
Cranston nahm Athelstans Arm,
und sie stiegen die schlüpfrigen Stufen zum Wasser hinunter; dabei drängten
sie sich an den Bogenschützen vorbei. »Aber wir können
nicht warten, Bruder!« sagte er. »Die God’s Bright Light
muß durchsucht werden, und ich werde hier nicht einfach ehrfürchtig
und untätig herumstehen.«
Beinahe wäre er kopfüber
in die wartende Barke gepurzelt; die vier Ruderer machten sich über
sein Gewicht lustig. Der Coroner reagierte gelassen auf ihre gutmütigen
Hänseleien und befahl ihnen, ihn und Athelstan zur God’s Bright
Light überzusetzen; die Bogenschützen forderte er auf, sich zu
verpissen und auf die nächste gottverdammte Barke zu warten.
Die Barke legte ab. Die
Ruderer schienen den heftigen Regen kaum zu spüren; sie flogen über
das schwarze, aufgerauhte Wasser der Themse und prallten dann mit dumpfem
Schlag gegen die Seitenwand der God’s Bright Light. Athelstan
hangelte sich als erster die Jakobsleiter hinauf und bemühte sich,
Cranstons aufmunterndes Gebrüll zu überhören. Langsam zog
er sich hinauf, bis ein Paar starke Arme ihm über die Reling halfen.
Keuchend sank er dagegen und bedankte sich bei dem Matrosen, der von einem
Ohr zum anderen grinste. Cranston landete neben ihm, schwer wie ein dickes
Bierfaß; er fluchte und verdammte jeden Matrosen unter der Sonne.
Athelstan schaute sich um. Seit ihrem letzten Besuch war das Schiff gesäubert
und aufgeräumt worden; überall wimmelte es von Seeleuten
und Bogenschützen, die von ihren Offizieren hin und her kommandiert
wurden. Man hatte verdeckte Kohlenbecken angezündet und zwei kleine
Katapulte an Deck aufgebaut. Ein ziemlich junger, aschblonder Mann kam aus
der Kajüte auf dem Achterkastell und näherte sich ihnen. Er war
lässig gekleidet; schwarze Hosenbeine steckten in Seestiefeln, und
ein flaschengrüner Umhang bedeckte eine lederne Jacke. Er sprach Sir
John an.
»Wer seid Ihr? Was
sucht Ihr hier?«
»Sir John, Coroner der
Stadt London, und Bruder Athelstan. Und wer, Sir, seid Ihr?«
»David Southchurch,
eben zum Kapitän der God’s Bright Light ernannt.« Der
junge Mann strich sich den Bart. »Sir John, ich habe viel zu tun.
Ihr kennt die Neuigkeiten?«
»Aye, Master
Southchurch, aber Ihr sicher auch die
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