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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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ein Dutzend, und der Befehlshaber ist
     Eustace, der Mönch.«
    Athelstan schloß die
     Augen und murmelte ein Stoßgebet. »Oh Gott, Sir John«,
     flüsterte er dann, »als ob wir nicht schon genug Ärger hätten.«
    Cranston nickte. Der französische
     Piratenkapitän Eustace war Benediktiner gewesen, bis er aus dem Kloster geflohen und zur See
     gegangen war. Er hatte sich zur Geißel der englischen Seefahrt
     entwickelt. Die Legende berichtete, in Frankreich marschierende englische
     Freischärler hätten das Bauernhaus seiner Eltern niedergebrannt
     und Eustaces Familie mit Kind und Kegel ermordet. Eustace hatte den
     »vom Teufel besessenen Engländern« Rache geschworen. Von
     der Kirche exkommuniziert und öffentlich als Pirat verurteilt, wurde
     Eustace insgeheim von der französischen Krone ermutigt und gefördert.
    Athelstan spähte durch
     den Nieselregen. Die Schiffe machten sich zwar kampfbereit, aber wenig
     deutete darauf hin, daß sie binnen kurzem in See stechen würden.   
    »Was wird denn
     geschehen, Sir John?«
    »Nun ja…«
     Cranston unterbrach sich, dankte dem Hauptmann der Bogenschützen und
     trat an die Kaitreppe, um zuzuschauen, wie eine weitere Barke anlegte.
     »Unser guter Admiral hat zwei Möglichkeiten. Er kann den Fluß
     hinuntersegeln und kämpfen, aber da ist er im Nachteil: Er wird nicht
     manövrieren können, und es kann leicht passieren, daß die
     Galeeren vorbeischlüpfen und ihre Soldaten am East Watergate oder
     sogar hier landen lassen, wo sie dann schreckliche Verwüstungen
     anrichten und gleich wieder verschwinden werden.«
    »Kann man die Themse
     nicht sperren?« fragte Athelstan.
    Cranston schüttelte
     grinsend den Kopf. »Dabei liefe man Gefahr, daß unser lieber
     Eustace hier wüten und sich dann doch durch die Sperre hinauskämpfen
     könnte.«
    »Und welche ist die
     zweite Möglichkeit für den Admiral?«
    »Er kann seine Schiffe
     in schwimmende Kastelle verwandeln und abwarten. Crawley ist ein vernünftiger
     Befehlshaber; ich denke, daß er es so machen wird. Wenn Eustace dann
     weiter die Themse heraufkommt, findet er unsere Flotille empfangsbereit.«
    Cranston nahm Athelstans Arm,
     und sie stiegen die schlüpfrigen Stufen zum Wasser hinunter; dabei drängten
     sie sich an den Bogenschützen vorbei. »Aber wir können
     nicht warten, Bruder!« sagte er. »Die God’s Bright Light
     muß durchsucht werden, und ich werde hier nicht einfach ehrfürchtig
     und untätig herumstehen.«
    Beinahe wäre er kopfüber
     in die wartende Barke gepurzelt; die vier Ruderer machten sich über
     sein Gewicht lustig. Der Coroner reagierte gelassen auf ihre gutmütigen
     Hänseleien und befahl ihnen, ihn und Athelstan zur God’s Bright
     Light überzusetzen; die Bogenschützen forderte er auf, sich zu
     verpissen und auf die nächste gottverdammte Barke zu warten.
    Die Barke legte ab. Die
     Ruderer schienen den heftigen Regen kaum zu spüren; sie flogen über
     das schwarze, aufgerauhte Wasser der Themse und prallten dann mit dumpfem
     Schlag gegen die Seitenwand der God’s Bright Light. Athelstan
     hangelte sich als erster die Jakobsleiter hinauf und bemühte sich,
     Cranstons aufmunterndes Gebrüll zu überhören. Langsam zog
     er sich hinauf, bis ein Paar starke Arme ihm über die Reling halfen.
     Keuchend sank er dagegen und bedankte sich bei dem Matrosen, der von einem
     Ohr zum anderen grinste. Cranston landete neben ihm, schwer wie ein dickes
     Bierfaß; er fluchte und verdammte jeden Matrosen unter der Sonne.
     Athelstan schaute sich um. Seit ihrem letzten Besuch war das Schiff gesäubert
     und aufgeräumt worden; überall wimmelte es von Seeleuten
     und Bogenschützen, die von ihren Offizieren hin und her kommandiert
     wurden. Man hatte verdeckte Kohlenbecken angezündet und zwei kleine
     Katapulte an Deck aufgebaut. Ein ziemlich junger, aschblonder Mann kam aus
     der Kajüte auf dem Achterkastell und näherte sich ihnen. Er war
     lässig gekleidet; schwarze Hosenbeine steckten in Seestiefeln, und
     ein flaschengrüner Umhang bedeckte eine lederne Jacke. Er sprach Sir
     John an.     
    »Wer seid Ihr? Was
     sucht Ihr hier?«
    »Sir John, Coroner der
     Stadt London, und Bruder Athelstan. Und wer, Sir, seid Ihr?«
    »David Southchurch,
     eben zum Kapitän der God’s Bright Light ernannt.« Der
     junge Mann strich sich den Bart. »Sir John, ich habe viel zu tun.
     Ihr kennt die Neuigkeiten?«
    »Aye, Master
     Southchurch, aber Ihr sicher auch die

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