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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Schweigen warteten. Athelstan verstand, warum Emma Roffel so verschlossen
     war, aber er spürte, daß auch die Seeleute eine Menge zu
     verbergen hatten.
    »Wir wissen«,
     begann Athelstan, als Sir Jacob und Cranston ihre Plätze wieder
     eingenommen hatten, »daß sich an Bord der God’s Bright
     Light etwas Geheimnisvolles zugetragen hat. Peverills Geschichte von der
     Gespensterfurcht der Mannschaft hat sicher einen wahren Kern - Bracklebury
     wollte aus eigenen Gründen, daß alle Mann das Schiff verließen.
     Mit einer Laterne gab er jemandem, der sich am Kai versteckt hielt,
     irgendwelche Zeichen. Und wer könnte das gewesen sein?«
    »Das ist ja
     ungeheuerlich!« erregte sich Cabe. »Bracklebury war der Erste
     Maat! Er befahl uns, das Schiff zu verlassen, und wir gingen von Bord. Da
     könnt Ihr meine Kameraden fragen. Wir haben die Nacht hindurch zusammen gefeiert.
     Ich sage es ehrlich: Wir haben auf Roffels Tod angestoßen. Aber
     keiner von uns ist zum Kai zurückgegangen.«
    »Ja, ja, ja«,
     unterbrach Cranston gereizt. »Doch das Rätsel bleibt bestehen,
     Master Cabe. Ich glaube, daß Bracklebury an Bord blieb, um etwas zu
     suchen.«
    »Was denn, zum
     Beispiel?« Vincent Minter, der Schiffsarzt, der die ganze Zeit
     über mit schmalen Lippen dagesessen hatte, meldete sich jetzt zu
     Wort. »Was denn, Sir John? Anscheinend wißt Ihr etwas, das wir
     nicht wissen; warum also sagt Ihr uns nicht, was es ist, statt zu
     versuchen, uns eine Falle zu stellen?« 
    Cranstons weißer Bart
     schien zu einem eigenen Leben zu erwachen. Athelstan legte die Feder hin
     und berührte sanft das Handgelenk des Coroners.
    »Laßt es mich
     erklären«, sagte er und schaute in die Runde. »Wir wissen
     aus einer anderen Quelle, daß Kapitän Roffel auf dem
     Fischerboot eine große Summe Silber raubte, die vom Schatzamt an die
     Agenten des Königs in Calais geschickt worden war, als
     Bestechungsgeld oder als Entlohnung für Spione, die in den französischen
     Städten operieren. Roffel wußte, daß das Geld unterwegs
     war. Deshalb überfiel er das Schiff und ermordete die Besatzung,
     einschließlich zwei treuer Diener des Königs.«     
    Athelstan beobachtete die
     Gesichter seiner Zuhörer aufmerksam. Er spürte, daß er
     sich Stück für Stück der Wahrheit näherte.
    »Roffel war glücklich
     über dieses Verbrechen«, fuhr Athelstan fort. »Er brachte
     das Silber an Bord der God’s Bright Light und versteckte es dort.
     Wir nehmen an, daß Bracklebury es nach Roffels Tod suchen wollte.«
     Athelstan nahm seine Feder und klopfte damit auf das Pergament. »Nun,
     ich dachte mir angesichts all dieser Fakten - und Fakten sind es
     daß Bracklebury das Silber vielleicht gefunden hat und damit
     geflohen ist. Aber das ist anscheinend nicht der Fall. Offenbar hat er
     nichts gefunden und ist vom Schiff geflohen, nachdem er die beiden
     Matrosen ermordet hatte. Vermutlich glaubte er sich betrogen, und sein
     Verdacht fiel auf die Hure Bernicia; deshalb brachte er sie um und
     durchsuchte ihr Haus.« Athelstan spreizte die Hände und lächelte.
     »Es sind vielleicht nur Mutmaßungen, aber ich bin sicher, daß
     Roffel dieses Silber gestohlen hat.« Er zuckte die Achseln. »Und
     danach kommen die Fragen. Wer hat Roffel ermordet? Wo ist das Silber
     jetzt? Warum ist Bracklebury geflohen? Warum hat er Bernicia ermordet?«
     Er starrte Emma Roffel über den Tisch hinweg an. »Mistress
     Roffel, jetzt begreift Ihr wohl, warum man Euch hergebeten hat.«
    Die Frau betrachtete die
     Schiffskameraden ihres toten Mannes verachtungsvoll. »Bruder
     Athelstan, ich kann Euch nicht helfen«, sagte sie dann. »Ich
     weiß von diesen Dingen nichts. Mein Mann war sehr geheimniskrämerisch,
     was seine Geschäfte betraf. Was weiß ich - er kann seine Reichtümer
     überall in der Stadt versteckt haben.«
    Cranston beugte sich vor.
     »Sagt, Bracklebury war es doch, der den Leichnam Eures Gatten und
     seine Habe zu Euch nach Hause brachte. Ist es nicht so?«
    Sie nickte.
    »Hat Bracklebury dabei
     etwas zu Euch gesagt?«
    »Nein, er war ziemlich
     schweigsam und verschlossen und hat mich nicht sehr respektvoll behandelt.
     Wenn Tabitha nicht eingeschritten wäre, hätte er den Leichnam
     und die Tasche auf der Straße liegengelassen.« Sie senkte den
     Kopf. »Ja, ich habe sogar gesehen, wie er auf den Toten gespuckt hat.«
     Finster sah sie Cranston an. »Vielleicht war es ja Bracklebury, der
     in die Kirche St. Mary

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