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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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französischen
     Galeeren würden den Fluß herauf auf sie zu kommen. Na, ich habe
     sie aber am anderen Ufer gesehen, auf der Seite von Southwark. Was aus den
     anderen Kerlen wird, kratzt mich nicht, aber ich habe mir Sorgen um Euch
     und den Lord Roßzermalmer gemacht!«
    »Verpiß dich, du!«
     brüllte Cranston.
    »Und auch Euch einen
     schönen guten Abend, Sir John«, gab Moleskin zurück.
    »Fahr lieber zurück«,
     rief Athelstan hinunter.
    »Macht Euch keine
     Sorgen um mich, Bruder, mich fängt kein Drecksfranzose. Ich war schon
     auf diesem Fluß, als die noch kleine Kaulquappen waren.«
    Moleskins Stimme hallte aus
     den Tiefen des Nebels. Athelstan spähte hinunter, die Schleier
     verwehten für ein paar Augenblicke, aber Moleskin und sein Boot waren
     nicht mehr da. Cranston lehnte betrunken an der Reling und schaute Crawley
     an. Sir Jacob spähte durch den Nebel und fuhr sich mit den Fingern
     durch den kleinen Spitzbart. »Was wißt Ihr über Moleskin,
     Pater?« fragte er.
    »Einer der besten
     Bootsführer auf der Themse«, antwortete Athelstan. »Gerissen,
     ehrlich und nüchtern. Er kennt die Themse wie seine Hosentasche.«
    »Gütiger Gott«,
     knurrte Cranston. Die kalte Nachtluft vertrieb allmählich den
     Weindunst aus seinem Schädel. »Franzosenfürze!«
     zischte er erbost.
    »Was ist denn?«
     fragte Athelstan.
    Sir Jacob wandte sich um und
     befahl seinen Offizieren, den anderen Schiffen Nachricht zu geben.
    Athelstan packte Cranstons
     Arm. »Sir John, was ist los?«
    Cranston zog ihn in eine
     Ecke. »Bruder, der Franzose ist ein raffinierter Seemann.
     Wahrscheinlich ist er im Schatten des Nordufers die Themse heraufgekommen,
     an Westminster vorbei, und in Sichtweite von Temple, Whitefriars und sogar
     der Fleet Street. Das hat er getan, um Verwirrung zu stiften, damit jetzt
     alle auf der Hut sind. Wir erwarten einen Feind, der hinter uns den Fluß
     heraufkommt, von Westen her. Unterdessen aber hat der Schlaufuchs Eustace
     seine Galeeren über den Fluß auf die Seite von Southwark
     gesteuert. Kurz vor der London Bridge wird er wenden und, anders als Sir
     Jacob erwartet, aus der entgegengesetzten Richtung herabgleiten.«
    »Und?« fragte
     Athelstan.
    »Herrgott noch mal,
     Bruder! Das Element der Überraschung!« Cranstons Schnurrbart
     sträubte sich bei der Aussicht auf ein Gefecht. »Es ist, als ob
     ich einen Messerstecher von links erwarten würde und er sich
     unversehens von rechts auf mich stürzt. Folgendes wird geschehen.
     Eustace hat seine Galeeren gewendet. Er wird zurückkommen, hier mit
     Hilfe des Überraschungsmoments soviel Schaden wie möglich
     anrichten und dann weiter zur Flußmündung Vordringen. Er wird
     die Stadt lächerlich machen, vom Admiral des Königs ganz zu
     schweigen. Aber nicht Sir John Cranston!« brüllte er in die
     neblige Dunkelheit hinaus und schlug Athelstan auf die Schulter. »Dank
     dir, du liebster unter den Ordensbrüdern, und diesem frechen Hund
     Moleskin werden wir gut vorbereitet sein.«
    Athelstan sah, daß sich
     das Schiff bereits kampfbereit machte. Die Decks wimmelten von Matrosen.
     Die Kohlenbecken glühten rot unter metallenen Hauben.
    Bogenschützen spannten
     die Sehnen ihrer Bögen, und Jungen liefen herum und füllten
     ihnen die Köcher. Crawley ging in seine Kajüte und kam mit einem
     Kampfgurt, einem Panzerhemd und einer kegelförmigen Sturmhaube mit
     Nasenschurz heraus. Andere Offiziere taten es ihm nach. Ein Trommelwirbel
     setzte ein, aber Crawley brachte ihn rasch zum Verstummen. Kleine
     Katapulte wurden unter schützenden Planen hervor gerollt. Das Beiboot
     des Schiffes brachte eine letzte Nachricht zu den anderen Koggen: Die
     Änderung der Pläne wurde bestätigt, und die übrigen
     Kapitäne wurden gewarnt, mit einem Angriff aus östlicher
     Richtung zu rechnen, da die französischen Galeeren an der London
     Bridge gewendet hätten. Crawley rief zu den Ausguckposten hinauf.
    »Ein Stück Silber
     für den, der den Feind als erster sichtet!«
    »Dick wie Suppe!«
     schrie eine Stimme herunter. »Nichts zu sehen, Sir Jacob!«
    Athelstan spürte die
     bange Erwartung. Lange Stangen und Enterhaken wurden von unten
     heraufgebracht, Schwerter und Dolche in ihren Scheiden gelockert. Ein Mann
     kam zu Athelstan und bat ihn, ihm die Beichte abzunehmen. Athelstan kniete
     nieder und hörte das hastig geflüsterte Bekenntnis des Mannes,
     der nicht mehr als achtzehn oder neunzehn Sommer alt war. »Schon
    

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